Humboldtbrücke
Uhlenhorst (1970): Alexander von Humboldt (14.9.1769 Berlin -6.5.1859 Berlin), Gelehrter, Naturforscher
Siehe auch: Henriette-Herz-Ring
Siehe auch: Bettinastieg
Siehe auch: Rahel-Varnhagen-Weg
Siehe auch: Humboldtstraße
Siehe auch: Helmholtzstraße

Der jüngere Bruder von Wilhelm von Humboldt war Naturforscher und Universalgelehrter und interessierte sich für alles, besonders für Geologie. Er gilt als Mitbegründer der Geographie als empirische Wissenschaft. Alexander von Humboldt wandte sich auch gegen die Sklaverei auf Kuba.
„Durch seine Eindrücke sowohl in den USA als auch auf Kuba und den Jungferninseln wurde er zu einem entschiedenen Gegner der Sklaverei. Sein Satz über die besondere Grausamkeit der Sklaverei auf Kubas Plantagen erlangte schon zu seiner Zeit Berühmtheit: ‚Zweifelsohne ist die Sklaverei das größte aller Übel, welches jemals die Menschheit betroffen …‘ Seine Gedanken und Beobachtungen zu diesem Thema veröffentlichte er 1826 in der Schrift ‚Essai politique sur l’isle de Cuba‘. Diese wurde 1856 für den US-amerikanischen Markt ins Englische übersetzt; dabei ist vor allem interessant, dass der Übersetzer und Herausgeber J.S. Thrasher das 7. Kapitel, in dem Humboldt mit besonderer Schärfe die Institution der Sklaverei verurteilte, einfach wegließ.“1)
Der Autor Mark Terkessidis sieht Alexander von Humboldt differenzierter. In seinem Buch „Wessen Erinnerung zählt? Koloniale Vergangenheit und Rassismus heute“ setzt er sich mit ihm auseinander und äußert: „Humboldt nutzt die koloniale Infrastruktur für seine Reisen und all seine Beobachtungen finden in einem kolonialen Kontext statt.“ 2) Als Beleg hierfür gibt der Autor Humboldts 1808 erschienenes Buch „Ansichten der Natur“ an. Dazu schreibt Mark Terkessidis: „Humboldt betrachtete in den venezolanischen Ebenen, den LIanos, in erster Linie ein ‚Naturgemälde‘. ‚Das Interesse‘, schrieb er, ‚welches dieses Gemälde dem Beobachter gewähren kann, ist ein reines Naturinteresse. Keine Oase erinnert hier an frühe Bewohner, kein behauener Stein, kein verwilderter Frachtbaum an den Fleiss untergegangener Geschlechter (…)‘.“ 3) Und Terkessidis fährt fort: „Wenn überhaupt Menschen auftauchen, dann nur als Vertreter von ‚Menschenarten‘. Die außereuropäische Welt teilte sich in ‚Negerhorden, die auf mannigfaltigen Stufen der Civilisation gefunden werden‘, (…) und in das südamerikanische ‚Gebiet europäischer Halbkultur‘, wo Humboldt in den Städten bereits ‚Kunstsinn und wissenschaftliche Bildung‘ erwachsen sah. Die Menschentypen konnten aber auch als Kuriosum auftreten, den Tieren nicht unähnlich. (…).“ 4)
Auch die heute verbreitete Einschätzung, dass Humboldt ein Gegner der Sklaverei und des Kolonialismus gewesen sei, betrachtet Mark Terkessidis kritisch. So äußert er, dass „sich diese Gegnerschaft primär aus seinen Tagebüchern extrahieren [lässt], politisch geäußert hat er sich zur Sklaverei sehr spät, etwa in seinem ‚Versuch über den politischen Zustand der Insel Kuba 1826‘. Zu diesem Zeitpunkt hatte England die Sklaverei aber bereits seit fast zwanzig Jahren abgeschafft und versuchte zugleich, den Handel bei den imperialen Konkurrenten weltweit zu unterbinden. (…) Aus vielen Bemerkungen lässt sich ableiten, dass Humboldt für eine bessere Behandlung von Indigenen und afrikanischen Sklaven plädierte, direkte Aussagen finden sich aber kaum.“ 5)
Und weiter gibt Terkessidis zu bedenken: „Was die Sklaverei betraf, so zeigte sich Humboldt über die Situation in Neu-Spanien gar nicht unzufrieden: ‚Uebrigens werden die Sclaven, welche glücklicherweise in geringer Anzahl in Mexiko sind, hier, wie in allen spanischen Besitzungen, etwas mehr von den Gesetzen beschützt, als die N**** in den Colonien andrer europäischer Nationen.‘“6) Und über Humboldts Einstellung zu den Ureinwohnenden kommt Terkessidis zu dem Schluss: „Deren Kultur existiert [bei Humboldt] niemals in einer eigenen Logik, sondern nur im Vergleich zu den europäischen Hervorbringunden. (…).“ 7) Doch, so Terkessidis: „Es wäre ungerecht, Humboldts Haltungen im Rahmen der Zeit nicht auch als fortschrittlich zu bezeichnen, aber ebenso wäre es beschönigend, angesichts der europäischen Expansion und des rassistischen Weltsystems nicht auf seine Verstrickung hinzuweisen.“ 8)
Wer war Alexander von Humboldt, wie gestaltete sich sein öffentliches Auftreten?
Seine Erscheinung soll imposant gewesen sein, er soll vollendete Manieren und Witz besessen haben, so dass er von den Damen in den damaligen Salons vergöttert wurde. Berhard Rosenkranz und Gottfried Lorenz schreiben über Humboldt: „Humboldt pflegte intensiv den zeittypischen Freundschaftskult zu einer Reihe – meist erheblich jüngerer – Männer. Mit einigen von ihnen ging er auf Reisen, mit anderen lebte er zeitweise zusammen.“ 9) In einem Artikel von Matthias Matussek über Alexander von Humboldt heißt es zu Humboldts Mutter: „Seine Mutter ist gefühlskalt. (…) Ende 1796 stirbt seine Mutter, gerade zur rechten Zeit, wie man herzlos anfügen muss, denn sie hinterlässt das Vermögen, das Humboldt nun finanziell völlig unabhängig stellt.“ 10) Alexander von Humboldt konnte nun den Staatsdienst verlassen und sich voll in seine wissenschaftlichen Forschungen stürzen und zu diesem Zwecke Reisen unternehmen. Humboldts Mutter war Marie Elizabeth von Holwede, geb. Colomb (1741-1796). Sie, die aus einer hugenottischen Kaufmanns- und Kunsthandwerkerfamilie stammte, hatte 1766, nachdem sie Witwe geworden war, den preußischen Offizier Alexander Georg von Humboldt geheiratet. In dieser Ehe bekam sie die beiden Söhne Wilhelm (geb. 1767) und Alexander (geb. 1769). 1779 wurde Marie Elizabeh abermals Witwe. Sie legte größten Wert auf eine exzellente Ausbildung ihrer beiden Söhne, um ihnen eine gute Position im Staatsdienst zu ermöglichen. Für dieses Ziel gab sie den größten Teil ihres nicht sehr großen Vermögens aus. Es ist also ihr Verdienst, dass ihre beiden Söhne die besten Startbedingungen in punkto Bildung bekamen.
In erster Ehe war Marie Elizabeth seit 1760 mit dem Baron, Erb- und Gerichtsherr Friedrich Ernst von Hollwede (1723-1765) verheiratet gewesen. Das Paar bekam zwei Kinder; ein Kind starb im Kindesalter. Nach dem Tod ihres Mannes erbte sie ein großes Vermögen, dazu kam noch das Erbe von ihren Eltern. Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes heiratete Marie-Elisabeth von Hollwede erneut, diesmal den königlichen Kammerherrn und Major der Kavallerie a.D., Alexander Georg von Humboldt (1720-1779). 1785 äußerte sich Madame de la Motte-Fouqués über Marie Elizabeth von Humboldt: „Alles ist bei den Humboldts wie es war. In dem Hause ändert sich nichts, weder die Menschen, noch die Art und Weise. (…) [Frau Humboldt] (…) sieht heute so aus, wie sie gestern aussah und morgen aussehen wird. Der Kopfputz wie vor zehn Jahren und länger, immer glatt, fest, bescheiden! Dabei das blasse, feine Gesicht, auf dem nie eine Spur irgendeines Affects sichtbar wird, die sanfte Stimme, die kalte, gerade Begrüssung und die unerschütterliche Treue in allen ihren Verbindungen! (…) immer liegt der alte, schnarchende Hund Belcastel auf dem Sofa; ihr Gleichmuth leidet weder durch Widerspruch, noch sonst durch häusliche Störungen. Man kann darauf schwören, wie man sie heute verlässt, so findet man nach Jahr und Tag die Familie im Innern und Aeussern wieder.“
Isabelle Demian schreibt über den beruflichen Werdegang von Alexander Humboldt, wobei sie dabei das Augenmerk auf seine Hamburg-Zeit legt: „Alexander von Humbolodt studierte 1787 an der Viadrina in Frankfurt (Oder) Staatswissenschaftslehre, erhielt danach in Berlin privaten Unterricht in Botanik. 1789 immatrikulierte er sich an der renommierten Universität Göttingen für Naturwissenschaften (…). Nach einer gemeinsamen Forschungsreise mit dem berühmnten Naturforscher Georg Forster (1754-1894) verbrachte er ab August 1790 neun Monate in Hamburg. Hier sollte er auf Wunsch seiner Mutter seine Studien im Bereich der Finanzen an der Handelsakademie von Johann Georg Büsch [siehe: Büschstraße] fortsetzen. (…) Durch das Studium bei Büsch wurde Humboldt – obwohl nur knapp neun Monate in Hamburg – ein Fachmann für Münzwesen und Begründer einer wissenschaftlich fundierten Statistik der Edelmetalle (…).“11)