Kronprinzenstraße
Osdorf (vor 1920): Kronprinz Wilhelm (6.5.1882 Potsdam – 20.7.1951 Hechingen).
Siehe auch: Hünefeldstraße
Siehe auch: Hohenzollernring
Siehe auch: Adalbertstraße
Siehe auch: Augustenpassage
Siehe auch: Auguste-Victoria-Kai
Siehe auch: Kaiser-Friedrich-Ufer, Großvater

Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen. Während der Regierung seines Vaters Wilhelms II. von 1888 bis zur Abschaffung der Monarchie 1918 preußischer und deutscher Kronprinz.
Sohn von Wilhelm II. und Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (siehe: Augustenpassage) und Bruder von Adalbert (siehe: Adalbertstraße). Verheiratet seit 1905 mit Cecilie, Herzogin zu Mecklenburg (20.9.1886 Schweriner Schloss – 6.5.1954 Bad Kissingen). Das Paar bekam sechs Kinder. Cecilie setzte sich z. B. für die Frauenbildung ein.
Nach dem Sturz der Monarchie und dem Abtreten Kaiser Wilhelm II. weigerte sich Cecilie mit ihrem Schwiegervater, dessen Frau und ihrem Ehemann ins Exil zu gehen. Sie blieb mit ihren Kindern in Berlin und betätigte sich dort weiterhin karitativ. Ab 1924 war sie z. B. Schirmherrin des Bundes Königin Luise, einer Schwesternorganisation des Stahlhelms und antidemokratisch sowie antisemitisch.
Nachdem ihr Ehemann 1923 nach Deutschland hatte zurückkehren dürfen, entfremdete sich das Ehepaar. Dies war nicht nur der langen Trennungszeit geschuldet, sondern auch der vielen Liebschaften von Wilhelm.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die monarchistischen Verbände verboten. Cecilie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte auf Schloss Cecilienhof in Potsdam. 1945 floh sie vor der heranrückenden Roten Armee nach Bad Kissingen, wo sie bis 1952 lebte, dann zog sie nach Stuttgart.
Wilhelm trat 1930 dem Stahlhelm bei. „Anlässlich der Reichspräsidentenwahl 1932 erwog die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), ob Wilhelm als Kandidat der Einheit im Lager der Nationalisten antreten solle, um zu verhindern, dass es zu einem Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Hindenburg und dem Herausforderer Adolf Hitler käme – vorausgesetzt, dass sich beide in dem Fall zurückziehen würden. Wilhelm lud Hitler dazu auf Schloss Cecilienhof, um eine Machtteilung zwischen ihm als Präsidenten und Hitler als Kanzler zu erörtern. Hitler stimmte dem Plan zu, jedoch scheiterte er am Einspruch von Wilhelm II. Dieser schrieb in seinem Brief aus dem Exil:
„Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.‘“, 1) ist in Wikipedia nachzulesen.
Hitler hielt vor 1933 Wilhelm in dem Glauben, dass er „die Wiederherstellung der Monarchie und der Herrschaft des Hauses Hohenzollern verfolge. Deshalb unterstützte Wilhelm ihn bei der Reichspräsidentenwahl 1932 und nachdem Hitler damals Hindenburg unterlegen war, setzte sich Wilhelm 1933 bei Hindenburg für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein.
Wilhelm, der 1933 der Motor-SA beigetreten war, unterstützte Hitler, indem er zum Beispiel Briefe an einflussreiche Personen im Ausland verfasste, in denen er die Juden diffamierte und ihnen die Schuld an der Wirtschaftskrise gab und damit gleichzeitig Hitlers Handeln gegenüber den Juden rechtfertigte.
In Wikipedia ist über Wilhelms Verhalten gegenüber dem NS-Regimes außerdem zu lesen: „Wilhelms Bedeutung für die Konsolidierung des NS-Regimes lag nach Ansicht des Historikers Stephan Malinowski darin, dass er sich durch seine Anwesenheit bei repräsentativen Anlässen, angetan mit der Hakenkreuzbinde, in Briefen und Privatgesprächen dafür einsetzte, ein drohendes Auseinanderfallen des Bündnisses zwischen den republikfeindlichen Konservativen und den Nationalsozialisten zu verhindern, auf dem das Kabinett Hitler basierte. Dies war schwierig, da die SA mit offenem Terror gegen konservative Kritiker aus Stahlhelm und DNVP vorging. Ihnen stand Wilhelm nicht bei, im Gegenteil: Am 6. März 1933 schrieb er an Ferdinand von Bredow: ‚Jetzt heisst es, die Geschlossenheit dieser Regierung in jeder Beziehung zu unterstützen und jedem in die Fresse zu hauen, der versucht, in diese Geschlossenheit Unruhe und Misstrauen zu tragen.‘“2)
Auch nachdem Wilhelms Freunde Schleicher und Bredow im Zuge des „Röhm-Putsches“ ermordet worden war, blieb Wilhelm bei seiner positiven Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und lobte die Eroberungen anderer Länder.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs floh Wilhelm im Januar 1945 in Richtung Österreich und verblieb in Voralberg, wo er im Mai 1945 von der Französischen Armee gefangen genommen wurde. „General Jean de Lattre de Tassigny ließ ihn in Lindau inhaftieren. Aus dieser Gefangenschaft kam Wilhelm nach drei Wochen laut Aussage seiner Frau als gebrochener Mann zurück. Anschließend wurde er am selbstgewählten Wohnort Hechingen, der nun in der französischen Besatzungszone lag, mehrere Jahre unter Arrest gestellt. Er durfte sich in einem Umkreis von 25 km frei bewegen. Dort lebte er bis Oktober 1945 auf der für Wohnzwecke kaum geeigneten Burg Hohenzollern, dann in einer geräumigen Villa. Von 1946 bis zu seinem Tod bewohnte Wilhelm ein kleineres Fünf-Zimmer-Haus und lebte von Wertpapieren. Seine Geliebte Gerda Puhlmann verließ ihn 1947 für einen schwedischen Offizier. Die drei Jahrzehnte jüngere Steffi Ritl wurde seine letzte Geliebte und war auch im Moment seines Todes zugegen,3) ist ebenfalls in Wikipedia nachzulesen.
Während der Nürnberger Prozesse, zu denen Wilhelm als Zeuge geladen war, „ (…) präsentierte [er] sich dabei als Gegner des Nationalsozialismus, der in seinen Augen auf ein ‚bolschewistisches System‘ hinausgelaufen war. Seinen vielen jüdischen Bekannten habe er stets zu helfen versucht.“ 4)
Gladys Marie Deacon: eine Maitresse von Wilhelm

Kronprinz Wilhelm hatte u. a. eine Mätresse namens Gladys Marie Deacon (7.2.1881 Ile de France, Paris – 13.10.1977 Northampton). Ihre Eltern waren die reichen Textilfabrikanten Edward Parker Deacon (1844–1901) aus Boston und Florence Deacon, geborene Baldwin (1859–1899). „Nach einer traumatischen Kindheit – ihr Vater erschoss den Liebhaber ihrer Mutter in deren Boudoir im Hotel Splendide in Cannes – wurde Gladys 1892 von ihrer Mutter aus einem Kloster in Paris nach Amerika gebracht. Hier erhielt sie eine umfassende und vorzügliche Ausbildung, sprach mehrere Sprachen.“5) Nach dem frühen Tod der Eltern avancierten Gladis und ihre Schwester zu wohlhabenden Erbinnen.
Durch ihre umfangreichen Reisen durch ganz Europa lernte Gladis viele Menschen aus ihren gesellschaftlichen Kreisen kennen. Gladis gab sich extravagant und hatte zahlreiche Liebesaffären Diese Lebenseinstellung faszinierte die Männerwelt.
1921 heiratete sie den britischen Politiker Charles Spencer-Churchill, 9. Duke of Marlborough (1871-1934). 1931 wurde die kinderlose Ehe annulliert. Danach soll Gladis allein mit vielen Katzen und Hunden gelebt haben. In den 1960er-Jahren wurde sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie bis zu ihrem Tod behandelt wurde.6)
Kronprinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Wilhelm von Preußen bewunderte den italienischen Faschismus und trat 1930 dem antisemitischen Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten bei. Er traf sich 1932 mit Adolf Hitler, um eine gemeinsame Regierung zu diskutieren. Er setzte sich am Ende der Weimarer Republik für eine Aufhebung des Uniformverbotes ein, das in erster Linie gegen die SA gerichtet war. Auch wandte er sich gegen das Verbot von SA und SS. Er unterstützte die Kandidatur Hitlers bei der Reichspräsidentenwahl. Nach 1933 trat Wilhelm der SA und dem nationalsozialistischen Kraftfahrkorps bei. Er äußerte sich immer wieder offen antisemitisch.“7)
Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Umbenennung. “ 8)