Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Augustenpassage

Sternschanze, seit 1954, benannt nach Auguste Viktoria (22.10.1858 Dolzig/Kr. Sorau - 11.4.1921 Haus Doorn/Niederlande), Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Gemahlin Kaiser Wilhelm II.


Siehe auch: Auguste-Victoria-Kai; Helenenstraße
Siehe auch: Adalbertstraße, Osdorf, seit vor 1934: Prinz Adalbert von Hohenzollern (1884-1948), Sohn von Kaiserin Auguste Victoria und ihrem Ehemann, dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II.
Siehe auch: Bismarckstein, Blankenese (1890) und Bismarckstraße, Eimsbüttel (1869): Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), Reichskanzler
Siehe auch: Bodelschwinghstraße, Alsterdorf (1908): Friedrich von Boldeschwingh (1831-1910), Pastor, Gründer der „Anstalt“ Bethel
Siehe auch: Joachimstraße
Siehe auch: Kronprinzenstraße, Kronprinz Wilhelm, Sohn von Auguste Viktoria
Siehe auch: Kaiser-Friedrich-Ufer. Schwiegervater von Auguste Viktoria
Siehe auch: Kuchelweg

Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny, Dona genannt, war die älteste Tochter des Herzogs Friedrich VIII. zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Ehefrau Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg.

Auguste Viktoria „entstammt keinem der regierenden Fürstenhäuser, gilt als verarmt, (…) Liebe auf den ersten Blick ist Kronprinz Wilhelm wenigstens für sie. Von ihm ist das so nicht mit Sicherheit zu sagen. Die Zustimmung des Kaiserhofs zur Hochzeit gilt als Geste der Wiedergutmachung gegenüber ihrem Vater (…). Preußen hatte ihm seine Erbansprüche auf Schleswig und Holstein verweigert. Die Mutter des Kronprinzen freut sich auf Dona. Sie ‚ist so gut und liebenswürdig (…). Sie besitzt einen sanften, versöhnlichen Charakter, und das ist bei einer so großen Familie so unendlich viel wert (…).‘ Zugleich erhofft sie von der zukünftigen Schwiegertochter liberale Einflussnahme auf ihren Sohn. Darin wird sie die Prinzessin aus Pimkenau enttäuschen, deren Markenzeichen Anpassungsfähigkeit und konservative Frömmigkeit ist, (…)“ 1) schreibt Cornelia Radeke-Engst.

Am 27. Februar 1881 fand die Heirat zwischen Dona und Wilhelm, Prinz von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm II. statt. Damit wurde sie die Schwiegertochter von Kaiser Friedrich III. (siehe: Kaiser-Friedrich-Ufer). „Das politische Berlin hatte die Kronprinzessin in spe und künftige Kaiserin damals nicht sonderlich höflich empfangen; sie war ihnen zu provinziell, zu ungebildet und sie war drei Monate älter als ihr Bräutigam – damals ein Skandal! Außerdem wurde die Wahl des Prinzen als unpassend empfunden, da Auguste Viktorias Familie nach dem Verlust Schleswig-Holsteins an Ansehen verloren hatte. Ihre britische Schwiegermutter Auguste verachtet sie. Am Hof nennt man sie wegen ihrer strengen protestantischen Frömmigkeit ‚Kirchen-Guste‘. Reichskanzler ‚Otto von Bismarck‘ [siehe: Bismarckstraße] nannte sie gar die ‚holsteinische Kuh‘ – gut genug, um frisches Blut in das von Erbkrankheiten heimgesuchte Haus Hohenzollern zu bringen!“ 2)

Im Volk war Auguste Viktoria dagegen sehr beliebt und als Idealbild der Mutter verehrt. Das Kaiserpaar hatte sieben Kinder und lebte im Marmorpalast des Potsdamer Neuen Garten. Unter den Kindern befanden sich Kronprinz Wilhelm (siehe: Kronprinzenstraße) und Adalbert (siehe: Adalbertstraße).

Familiäre und eheliche Krisen versuchte Auguste Viktoria auszugleichen. Doch im Laufe der Zeit lebte sich das Paar immer mehr auseinander. Kaiser Wilhelm II. hatte häufiger amouröse Abenteuer, so z. B. mit der spanischen Tänzerin und Sängerin Carolina Otero (4.11.1868 Valga – 10.4.1965 Nizza). Carolina Otero, durch eine brutale Vergewaltigung im Alter von elf Jahren unfruchtbar geworden, war die Geliebte vieler gekrönter Häupter, die sie einander weiterempfahlen. Der sich nach außen hin sittenstreng gebende Kaiser Wilhelm II. schrieb für Carolina das Stück „Das Modell“.

Auguste Viktoria hingegen widmete sich immer mehr der Frömmigkeit und der damit oft einhergehenden Wohltätigkeit. Wenn sie durch die Dörfer der näheren Umgebung fuhr, sah sie „das Elend in den Arbeiterquartieren der Maschinenspinnereien und –webereien. Auf dem Rückweg ins Marmorpalais fühlt sie sich schuldig. Das hindert sie nicht, den Luxus am Hof und einen luxuriösen Lebensstil zu lieben.“ 3)

Auguste Viktoria übernahm die Protektorate über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den Vaterländischen Frauenverein. Unter ihrer Schirmfrauschaft gründete sich 1890 der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur Bekämpfung der religiös-sittlichen Notstände in den Städten, so gab es z. B. in Berlin auf über 10.000 Menschen nur einen Pastoren. Durch das Engagement des Vereins wurden mehr Geistliche eingestellt.

1899 firmierte sie als Stifterin der Frauenhilfe des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins. „Dabei geht es um konkrete Aufgaben innerhalb der Gemeinden, häusliche Krankenpflege, Familienhilfe, Kinderbetreuung, Verteilung von Liebesgaben und Besuche bei Alten und Einsamen. (…) breit gefächert sind die sozial-diakonischen Hilfsangebote. Spannend ist jedoch auch das geistige und geistliche Profil, das sich mitentwickelt. ‚Der Boden des Evangeliums‘, von dem sie [Auguste Viktoria] im Gründungsaufruf schreibt, ist Nährboden für emanzipatorische Frauenarbeit. Diese Entwicklung lag nicht in ihrer Absicht,“ 4) heißt es bei Cornelia Radeke-Engst.

Im selben Jahr wurde die evangelische „Kaiserin Auguste Victoria Stiftung“ in Jerusalem gegründet, ein Krankenhaus in erster Linie für die arabische Bevölkerung und eine Begegnungsstätte für Israelreisende. Außerdem unterstützte Auguste Viktoria Diakonissen-Stationen. „(…). Nur mit einem Taschengeld versehen waren die Frauen in Tracht kostengünstige Arbeitskräfte, mit denen eine unentgeltliche kontinuierliche häusliche Krankenpflege zunächst in Berlin aufgebaut werden konnte.“ 5)

Und es wurden unter der Kaiserin viele neue Kirchen in Berlin erbaut, was erhebliche kritische Stimmen hervorrief.

Auguste Victoria war mehrmals in Hamburg, so am 18. Juni 1898 zur Enthüllung des Reiterstandbilds Kaiser Wilhelms I. vor dem Altonaer Rathaus und am 5. September 1904 im Rahmen der Herbstmanöver.

1868 wurde auf Anregung der Kaiserin der Vaterländische Frauenhilfsverein zu Hamburg“ (VFV) gegründet, der auch unter dem Protektorat von Auguste Viktoria stand. Der Vereinszweck lautete: „In Kriegszeiten Fürsorge für die im Felde Verwundeten und Erkrankten, indem der Verein alle dazu dienenden Einrichtungen unterstützt und die von ihm ausgebildeten Krankenpflegerinnen dem Zentralkomitee der Vereine vom Roten Kreuz zur Verfügung stellt. In Friedenszeiten Krankenpflege und Ausbildung von Krankenpflegerinnen sowohl in dem Vereinshospital und Pflegerinnen-Asyl, als auch in der Privat- und Armenkrankenpflege, sowie Beteiligung an der Vorbereitung von Reservelazaretten für den Kriegsfall und an der Linderung außerordentlicher Notstände innerhalb des Deutschen Reiches.

Zu ordentlichen Mitgliedern sind unbescholtene Frauen und Jungfrauen befähigt gegen einen jährlichen Beitrag und unentgeltlicher Ausführung weiblicher Handarbeiten für den Zweck des Vereins, sowie sonstiger Tätigkeit für denselben.” 6)

Der VFV wurde vom Adel dominiert. Auch in Hamburg war die erste Vorsitzende eine Adlige: Gräfin Susanne von Oeynhausen, geb. Kahler (geb. 8.4.1850 - nach 1935), die einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie entstammte. Im Alter von 18 Jahren hatte sie Graf Julius von Oeynhausen geheiratet, der Zeremonienmeister am preußischen Hof war. Gräfin Susanna von Oeynhausen soll der geistige Mittelpunkt der berühmten Donnerstags-Teeabende in den Salons der Kaiserin gewesen sein. 1886, nach dem Tod ihres Gatten 1886 kehrte die Gräfin nach Hamburg zurück und nahm bald in der Organisation der Wohltätigkeit eine führende Stellung ein. Ihre Stellvertreterin war eine Bürgerliche aus Senatorenkreisen: Frau Senator Dr. Mönckeberg (siehe: Mönckebergstraße).

Das 1878 erbaute Vereinshospital befand sich Beim Schlump 85 und verfügte über 80 Betten. Im Pflegerinnen-Asyl war Platz für 60 Pflegerinnen.

Während des Ersten Weltkriegs unterstützte die Kaiserin die Pflege von Verwundeten. Nach dem Ersten Weltkrieg ging sie mit ihrem Mann ins niederländische Exil und lebte mit ihm im Haus Doorn in der Provinz Utrecht, wo sie nach der Selbsttötung ihres Kindes Joachim am 11. April 1921 verstarb. Ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete Wilhelm II. die verwitwete Prinzessin von Schönaich-Carolath.

Nach Kaiser Wilhelm II. ist in Hamburg keine Verkehrsfläche benannt worden. Der letzte deutsche Kaiser war Antisemit. Der britische Historiker John Röhl schreibt dazu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1. 10.2019 unter dem Titel „Des Kaisers Kreuzzug gegen die Juden“: „Bereits vor dem Zusammenbruch 1918 (…) hatte der Antisemitismus des Kaisers eine quasireligiöse Intensität erhalten, doch im holländischen Exil nahm er geradezu genozidale Züge an (…) Der frühere Flügeladjutant Max von Mutius traute seinen Ohren nicht, als ihm der Exilmonarch im Dezember 1920 erklärte, ‚die Welt würde nicht eher Ruhe haben und besonders Deutschland nicht, bis nicht alle Juden tot geschlagen oder wenigstens des Landes verwiesen wären‘. (…)

Als der ehemalige preußische Kultusminister Friedrich Schmitt-Ott im Juli 1921 zu Besuch nach Doorn kam, erschrak er über die Vehemenz des Hasses Wilhelms II. auf die Juden. Ihm setzte der Monarch seine Theorie auseinander, der Weltkrieg sei durch die jüdischen Freimaurerlogen in Frankreich, England und Italien angezettelt worden. Beim Abschied überreichte er dem Duzbruder eine silberne Brosche in Form eines Hakenkreuzes mit den Worten: ‚Nun bist du in den Orden der anständigen Leute aufgenommen.‘ (…).‘“ 7)