Mergellstraße
Harburg (1950): Eduard Arnold Mergell (27.7.1855 Harburg – 5.3.1929 Hamburg), Besitzer der Rathausapotheke, Mitbegründer der Harburger Leinöl- und Firnisfabrik (Harburger Ölwerke Brinckman und Mergell).
Siehe auch: Thörlstraße
Siehe auch: Beim Brinkmannschen Park
Siehe auch: Asbeckstraße
1926 wurde diese Straße in Beethovenstraße benannt. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Mergellstraße (Motivgruppe: Großdeutschland Länder, Orte, Flüsse und Berge in Österreich, Helden und Opfer der Bewegung und des volksdeutschen Gedankens in Österreich; Sudeten- und Karpatendeutschtum, Industrielle und Industrie. Sächsische Herrschergeschlechter. Harburger Persönlichkeiten, Flurnamen) umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Beethovenstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Eduard Arnold Mergell war der Sohn von Charlotte Mergell, geborene Krämer und des Apothekers Arnold Heinrich Carl Mergell, hatte eine Ausbildung in der väterlichen Apotheke absolviert und danach mehrere Jahre in verschiedenen Apotheken gearbeitet. In Göttingen studierte er zwei Jahre Pharmazie und schloss sein Studium mit der pharmazeutischen Prüfung ab. Mergell war danach kurz am Hamburger Staatslaboratorium tätig und trat 1883 in die väterliche Apotheke ein, die er 1885 übernahm. Im selben Jahr heiratete er Johanna Louise Kroos (geboren 30.11.1864 Harburg). Sie war die Tochter des Mitinhabers der Großhandelsfirma Bode & Kroos in Harburg. Ihre Schwester war die Mäzenin Marie Kroos (siehe: Kroosweg). Das Paar bekam drei Kinder, zwei Jungen und eine Tochter.
Wegen gesundheitlicher Probleme verkaufte Arnold Mergell später seine Apotheke. „Ob Arnold Mergell schon zu dieser Zeit mit Max Brinckman [siehe: Beim Brinckmannschen Park] Pläne für die Errichtung einer Fabrik durchgesprochen hat, ist nicht mehr festzustellen. Sicher ist, daß er nach dem Verkauf seiner Apotheke keineswegs gewillt war, die Hände in den Schoß zu legen und daher nicht lange zögerte, als Max Brinckman ihn zur Beteiligung an der Gründung einer Fabrik zur Herstellung von Leinöl und Leinölfirnis aufforderte.“ 1)
Zusammen mit Max Brinckman (1846-1927) und dem Ölkaufmann Carl Klaue (gestorben 1903) gründete Arnold Mergell 1896 die „Harburger Leinöl- und Firnisfabrik Brinckman & Co.“ Von 1896 bis 1904 firmierte die Firma unter dem Namen: „Harburger Leinöl- und Firnisfabrik G.m.b.H.“. Von 1904 bis 1906 hieß sie: „Harburger Leinöl- und Firnisfabrik Brinckman & Mergell G.m.b.H“. Und ab 1906 nannte sie sich „Harburger Oelwerke Brinkman & Mergell“. Der Firmensitz lag in der Seehafenstraße 1-6.
Die Fabrik war auf das Schlagen von Leinsaaten eingerichtet. Bald wurde die Firma eine der größten Harburger Ölgroßmühlen. Zuerst hatte sich der Betrieb auf die Erzeugung technischer Öle spezialisiert, später kam eine Raffinationsanlage zur Herstellung von Speiseöl hinzu. „In wachsendem Umfange kamen außer Lein- und Baumwollsaaten gleichfalls Kopra und Palmkerne zur Verarbeitung. Immer neue Silos, immer mehr Seiher- und Etagenpressen mußten errichtet werden. Ein weiterer Fortschritt setzte im Jahre 1908 mit der Erfindung des Extraktionsverfahrens ein, das eine stärkere Entölung der Saaten ermöglichte. (…) Das erweiterte Produktionsprogramm hat sicherlich die Inhaber des Harburger Hauses mit veranlaßt, die bisherige Gesellschaftsform aufzugeben. Als neues Unternehmen gründeten sie daher am 23. Dezember 1905 eine OHG, die am 2., Januar 1906 unter dem Namen Harburger Oelwerke Brinckman & Mergell mit Max Brinckman und Arnold Mergell als alleinigen Gesellschaftern handelsgerichtlich eingetragen wurde. Aus den Anfangsbuchstaben des Firmentitels entwickelte sich die prägnante Kurzform ‚HOBUM‘“. 2)
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die Söhne Max John und August Brinckman sowie Arnold und Fritz Mergell den Betrieb.
Andere Firmen in Harburg, die ebenfalls aus z. B. Palmkernen Öl gewannen, waren Heins & Asbeck; Noblée; Thörl und Gaiser. Auch nach ihren Firmengründern wurden Straßen benannt: Asbeckstraße, Gaiserstraße, Nobléestraße, Thörlstraße.
Koloniale Spuren zeigen sich bei allen diesem Unternehmen. Siehe dazu den Beitrag von Gordon Uhlmann: Palmöl, Kopra, Kautschuk: Koloniale Spuren in Harburg, unter: www.afrika-hamburg.de/afrikaharburg.html und siehe unter: Asbeckstraße, Gaiserstraße, Thörlstraße, Nobléestraße