Nölkensweg
Barmbek-Nord (1927): Franz Nölken (5.5.1884 Hamburg – 4.11.1918 La Capelle/Frankreich), Maler.
Siehe auch: Anita-Rée-Straße
Siehe auch: Rosamstwiete
Zwischen 1910 und 1911 war Nölken mit Anita Rée, die auch seine Schülerin wurde, befreundet. Er bildete mit ihr und Friedrich Ahlers-Hestermann in dieser Zeit eine Ateliergemeinschaft. „Die zeichnet wie ein Mann“ soll Nölken über Anita Rée gesagt haben. Die Freundschaft zerbrach, da Nölken die Liebe, die Anita Rée zu ihm empfand, nicht erwiderte. Er reagierte auf ihre Liebe mit Flucht. Anita Rée ging nach Paris zu Fernand Léger.
Nölken, der als Schüler das Hamburger Johanneum besuchte, wo sein Vater Musiklehrer war (seine Mutter war Helene, geb. vom Hofer), brach die Schulausbildung mit 16 Jahren zum Entsetzen seiner Familie ab und wurde auf Anraten von Alfred Lichtwark ab 1900 Malschüler bei Arthur Siebelist, bei dem auch Anita Rée Schülerin gewesen war.
Carsten Meier-Tönnesmann schreibt über die ersten künstlerischen Jahre Nölkens: „Von 1901 bis 1904 versuchten sich Nölken und fünf weitere junge Malschüler in einer kleinen Künstlerkolonie in Hittfeld in der Nordheide in naturalistischer Freilichtmalerei. (…) 1903 wurden die Malschüler in den Hamburger Künstlerclub von 1897 aufgenommen, im folgenden Jahr durften sie zum ersten Mal in einer vielversprechenden und von Lichtwark [siehe: Lichtwarkstraße] begeistert aufgenommenen Ausstellung in der Hamburger Galerie Commeter ihre Werke zeigen.“ 1)
1905 lernte Nölken seinen Förderer Ernst Rump (1872-1921) kennen, „der ihn mit Ankäufen und Vermittlungen ‚wie einen Bruder‘ unterstützt‘.“ 2)
Nölken lebte mit seiner Schwester Elisabeth in der Burgstraße in Hamburg. Sein Atelier hatte er in der Wallstraße. Beeindruckt war er von der französischen Kunst der Neoimpressionisten und von Vincent van Gogh. 1906 ging er mit Alfred Walter Rosam (siehe: Rosamtwiete) nach Berlin und 1907 nach Paris, wo er Anschluss an den Künstlerkreis im Café du Dome bekam.
Nölken lernte auch den Grafiksammler Gustav Schiefler kennen. „Im September 1908/09 war Nölken auf Vorschlag von Karl Schmidt-Rottluff [siehe: Schmidt-Rottluff-Weg] Mitglied der 1905 gegründeten Künstlergemeinschaft ‚Die Brücke‘ und beteiligte sich an einer Ausstellung in Dresden.“ 3)
Nölken ging nochmals nach Paris, wo er Schüler von Henri Matisse wurde. 1909 lernte er seine Muse Jeanne kennen, die er auch porträtierte.
1912 übernahm Nölken eine Lehrtätigkeit in der Malschule von Gerda Koppel am Glockengießerwall 23. Längere Zeit lebte er in Aumühle bei dem Kaufmann und Kunstsammler Otto Pauly. Auch war er mit dem Kunstförderer Oscar Troplowitz bekannt (siehe: Troplowitzstraße).
1913 befreundete er sich mit dem Komponisten Max Reger (siehe: Regerstieg und Regerstraße) und porträtierte ihn. Nölken selbst war sehr musikalisch und ein sehr guter Pianist.
1914 ging Nölken nochmals nach Paris und wurde durch Picasso und Gauguin beeinflusst.1917 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs wurde er als Soldat bei La Capelle in Frankreich getötet.
Im Neuen Rump heißt es zu Nölkens Malerei: „Landschaftsbilder, Bildnisse und Stillleben, anfangs im naturalistischen Stil seines Lehrers A. Siebelist, Frühreifes Hauptwerk ‚Am Brunnen‘, 1904 (Hamburger Kunsthalle). Ab 1905 unter dem Einfluss der franz. Neoimpressionisten und van Goghs. Ab 1809 Aktbilder in flächigerer Malweise, beeinflusst vom Stil seines Lehrers H. Matisse. Herausragende Werke: Kinderbildnisse, Selbstporträts und Bildnisse des Komponisten Max Reger.“ 4)
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden 1937 in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ fünf Bilder von Nölken, die in verschiedenen Kunsthallen hingen, beschlagnahmt und vernichtet.