Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Perthesweg

Hamm (1929): Friedrich Christoph Perthes (21.4.1772 Rudolstadt -18.5.1843 Gotha), Buchhändler.


Siehe auch: Rebeccaweg
Siehe auch: Sievekingsallee
Siehe auch: Neanderstraße
Siehe auch: Heytwiete

Rebecca und Matthias Claudius‘ Tochter Caroline (7.2.1774 Wandsbek – 28.2.1821 Hamburg) war mit dem Buchhändler Friedrich Perthes verheiratet, der 1796 zusammen mit zwei Gesellschaftern eine Sortimentsbuchhandlung gegründet hatte. Hier hatte er den Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi kennengelernt, der ihn mit dem Dichter Matthias Claudius (Claudiusstraße) bekannt machte, in dessen Tochter Caroline sich Friedrich Perthes verliebte. 1797 hielt der damals 25-jährige Friedrich Perthes um ihre Hand an. Matthias Claudius fiel es – wie so vielen Vätern – schwer, seine Tochter aus der eigenen Obhut zu entlassen. Außerdem schmerzte es ihn, dass sie einen jungen, unerfahrenen Mann mehr liebte als ihren Vater. Doch 1797 war Hochzeit. Am Tage zuvor schrieb Caroline dem Bräutigam: „Wir wollen Gott nach alter Weise um seinen Segen bitten, und er wird uns nach alter Weise segnen. Ach, lieber Perthes, tue es doch mit mir: ich bin so lebendig überzeugt, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, wenn wir mit und durch einander glücklich werden wollen und unser Glück bestehen soll. Alles andere verläßt uns gewiß wieder früher oder später und kann nicht Stich halten. Du lieber Herzens-Perthes! Mach die Arme weit auf und halte mich fest, bis Du mein Auge zudrückst; ich bin Dein mit Leib und Seele und vertraue Gott, daß ich mich wohl dabei befinden werde.“ (Brief vom 1. August 1797). 1) Das Paar bekam neun Kinder; eines starb im Kindesalter.

In Wandsbek hatte Caroline ein nach innen gekehrtes Leben in stillem Gottvertrauen geführt. Mit Perthes bekam sie einen Ehemann, der mit großer Leidenschaft an allen geistigen und politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit Anteil nahm, was auch bedeutete, dass er nur wenig Zeit für Frau und Kinder erübrigte. In einer Biographie über Friedrich und Caroline Perthes aus dem Jahre 1900 heißt es dazu: „So schmerzlich Caroline es auch immer wieder empfand, daß Perthes ihr bei aller Liebe so wenig Zeit widmen konnte, wurde ihr das Vorrecht der Frau, ihr ganzes Leben auf ihre Liebe beziehen zu dürfen, nicht zur Klippe ihres Eheglücks: sie verlangte vom Manne nicht das Gleiche. Sie war zu klug und zu wahrhaftig in ihrer Liebe, um die kurzen Stunden des Zusammenseins durch nutzlose Klagen und schmollendes Zürnen zu verbittern. Sie blieb im täglichen Verkehr immer liebevoll, nachgiebig und freundlich. Stimmungen und Launen lagen ihr völlig fern, sie verstand es, ohne jede Stockung und Erkaltung Liebe zu leben.“ 2)

Caroline Perthes hatte eine Scheu vor Berührung mit der Welt, war leicht verwundbar und beunruhigt durch äußere Verhältnisse. Perthes wandte ein, daß ein Leben allein in Gott, unberührt von Schmerz und Unruhe, ein kaltes Leben sei, bestärkte sie aber zugleich in ihrer Art. Im Sommer 1799 schrieb er: „Glaube mir, glaube mir, Du mein guter Engel, ich fühle es, daß Du viel hast, und laß Dich nicht stören. O unser Vater hatte sehr Recht, Euch Kinder von der Richtung aufs Wirken und Handeln und auf das Kunstwesen zurückzuhalten. Selbst wenn er zu weit hierin gegangen wäre, selbst wenn er Euch ungeschickt gemacht hätte zum Handeln und Schaffen im Leben, ja selbst wenn ihr der Welt eine Thorheit werden solltet, so habt ihr dennoch in Euch den Geist der Liebe, und der Geist der Liebe ist lebendig.“ 3)

Perthes Briefe waren voll glühender Leidenschaft und Anerkennung des ihm noch fehlenden inneren Lebens. Caroline ihrerseits erhielt bald Gelegenheit, sich auch im äußeren Leben zu bewähren. 1798 waren die Gesellschafter ihres Mannes aus der Handlung ausgeschieden, weil ihnen der Gewinn zu gering erschien. Mit viel Fleiß und Geschick brachte Perthes die Handlung trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit dem neuen Partner Johann Heinrich Besser zur Blüte und Ansehen. Sie galt bald als eine der bedeutendsten im Norden Deutschlands. Im Herbst 1805 kaufte man das Axensche Haus am Jungfernstieg, wo Familie, Geschäft, Lager, Gehilfen und die befreundete Familie von Axen (siehe auch: Von-Axen-Straße) untergebracht wurden. Der durch den Einfluss ihres Mannes vielfach wechselnde Verkehr mit den verschiedenartigsten Menschen und die wachsende Familie stellten an Caroline große Ansprüche. Sie lernte, „sich freien Geistes im Leben zu bewegen und mitten im Wechsel äußerer Umstände innere Stille und Gleichmäßigkeit zu bewahren.“ 4)

Das Jahr 1813 brachte für Caroline schmerzlichste Begegnungen mit der Außenwelt. Hamburg war seit 1806 von den Franzosen besetzt. Nun, 1813, mit der Niederlage der Franzosen in Russland, schien der Zeitpunkt der Befreiung Hamburgs von den Franzosen gekommen zu sein. Freudig begrüßten die Hamburger den russischen Oberst Tettenborn, als er mit seinen Kosaken in Hamburg einzog. Da die Hamburger aber die Rückkehr der vertriebenen Franzosen befürchteten, gründeten sie eine Bürgergarde, an deren Spitze Perthes trat. Die Franzosen kamen tatsächlich wieder nach Hamburg. Während Perthes Tag und Nacht kämpfte und die Bürger motivierte, versuchte Caroline zu Hause die Not zu lindern. „Ich hatte keinen Mann mehr im Hause, alle waren auf den Wachen. Immer aber gingen Leute aus und ein, die essen und trinken wollten; denn keiner unserer Bekannten hatte in der Stadt noch eine Haushaltung. Unsere große Stube hatte ich mit Strohsäcken belegt, auf denen bei Tag und Nacht Bürger lagen, die sich ausruhen wollten.“ 5) Erst als die Lage fast hoffnungslos war, floh Caroline am 28. Mai 1813 mit ihren damals sieben Kindern und ihrer Amme nach Wandsbek. Doch auch von hier mussten sie fliehen, nachdem Tettenborn die Stadt verlassen hatte und die Franzosen kurz vor Wandsbek standen. Perthes beschwor die Familie, nach Nütschau, dem Gut seines Freundes Moltke, zu gehen, und floh selbst in die Nacht hinein. Die schwangere Caroline packte noch in derselben Nacht und machte sich am Morgen mit ihren sieben Kindern und der Amme auf den Weg. Die Schwester Auguste begleitete sie. Als Perthes in Nütschau zu ihnen stieß, erreichte sie die Nachricht, dass das Haus am Jungfernstieg durchsucht worden sei. Nütschau war zu nahe, man musste weiter fliehen, fand auf dem bei Eckernförde gelegenen Gut Altenhof bei dem Grafen Reventlow (siehe auch: Reventlowstraße) freundliche Aufnahme. Der Graf stellte der Familie Perthes sein einsam an der Ostsee gelegenes Gartenhaus in Aschau zur Verfügung. Die Perthes hatten zwar alles verloren, was sie besaßen, die Handlung war versiegelt, das Vermögen beschlagnahmt, die Wohnung von einem französischen General bewohnt, aber für eine kurze Zeit waren sie glücklich, wieder zusammenzusein. Dann musste Perthes weiter. Die dänische Regierung hatte erklärt, ihn nicht schützen zu können, sollten die Franzosen seine Auslieferung fordern. Zudem musste er sich um den Unterhalt der Familie kümmern. Am 9. Juli 1813 nahm er Abschied und reiste nach Mecklenburg, wo er sich erneut in das Kriegsgewirr mischte. Caroline blieb unter den eingeschränktesten Verhältnissen mit den Kindern zurück. Das Gartenhaus brachte ihr und den Kindern in dem feuchten Sommer Erkältungen und Krankheiten. Dazu kam die ständige Sorge um Perthes, von dem nur unregelmäßig Nachricht kam, und die Angst, die bevorstehende Entbindung nicht zu überleben und die Kinder unversorgt zurückzulassen. Die Bedrängnis wurde ein wenig gemildert durch die Schwester, die Caroline hilfreich zur Seite stand, die Familien der Grafen Reventlow und Stolberg und durch die Freude an den Kindern. „Ich habe es in der Wahrheit erfahren, daß Gott uns nichts Größeres geben kann in Freud und Leid als ein liebhabendes und geliebtes Kind. Nichts kann uns das Herz so erquicken, aufrichten und beschämen. Das habe ich hundertmal erfahren, und ich glaube kaum, daß ich Herr geblieben wäre, wenn Gott mir nicht meinen Engels-Bernhard und in ihm das lebendige Bild der kindlichen Liebe und des kindlichen Vertrauens gegeben hätte. Wenn ich versunken war in Angst und Sorge um Perthes und in den Jammer. Meine acht Kinder ohne Vaterrath und Vaterliebe ihren Weg durch das Leben anfangen zu sehen, so war ich oftmals in Gram zu verzagen. Wenn ich dann aber meinen lieben Bernhard in meine Arme schloß und ihm in sein helles Kinderauge sah und gewahr ward, wie er sich um nichts bekümmerte und für nichts fürchtete, sondern nur freundlich war und mich lieb hatte, so fand auch ich meinen Haltpunkt wieder und bat Gott, mich werden zu lassen, wie mein liebes Kind.“ 6) Doch solchen Augenblicken folgten immer wieder Stunden tiefster Angst und Not, die Caroline mit großer Kraft und Souveränität bewältigte. Nachdem sie einmal Perthes ihre und ihrer Kinder Lage ausführlich geschildert hatte, fügte sie hinzu: „Ich musste Dir Alles sagen, damit Du die Wahrheit weißt thun kannst, was recht ist; aber ich sage Dir es nicht, um Dich zur Rückkehr zu bewegen. Gott den Herrn, der mir mehr ist als Du, nehme ich zum Zeugen, daß ich nicht will, was Du nicht darfst.“ 7) Im September 1813 zog Caroline mit den Kindern nach Kiel, wo Graf Moltke der Familie einige Zimmer überließ, die er bei längeren Aufenthalten in Kiel bewohnte. Hier in der Stadt hatte Caroline für die Entbindung ärztlichen Beistand, Freunde und Verwandte. Am 16. Dezember wurde der Sohn Andreas geboren. Am 1. Weihnachtfeiertag kam Perthes, der in großer Sorge um seine Familie war, weil sich das Kriegsgeschehen inzwischen auf Schleswig-Holstein ausgedehnt hatte. Caroline schrieb später dazu: „Den ersten Weihnachtstag des Abends im Halbdunkel kam Perthes unerwartet. Matthias sah ihn zuerst. Er hatte in Lübeck meine Niederkunft erfahren. Ich konnte ihm alle Kinder gesund übergeben und noch einen lieben gesunden Jungen oben im Kauf. Was das war, weiß auch niemand, als der es erfahren hat.“ (Brief vom 29. April 1815). 8) Wenige Tage später erhielt Perthes vom Generalstab des Kronprinzen von Schweden den Auftrag, zusammen mit zwei anderen Männern die Verwaltung und Verwendung der Gelder zu übernehmen, die der Kronprinz für die aus Hamburg Vertriebenen bewilligt hatte. Am 1. Januar 1814 reiste Perthes ins Hauptquartier nach Pinneberg. Caroline war wieder allein. Alleine musste sie auch die Krankheit und den Tod des geliebten Sohnes Bernhard durchstehen. Er starb am 19. Januar 1814. Als Perthes, den Carolines Nachricht nicht erreicht hatte, am 21. Januar unerwartet und mit banger Sorge ins Zimmer trat mit den Worten: „Sind alle wohl?“, erfuhr er die bittere Wahrheit. Wenige Stunden danach erhielt er vom schwedischen Kronprinzen die Aufforderung, nach Pinneberg zu gehen. Caroline redete ihm zu: „Wenn Du in dieser Zeit und in solchen Verhältnissen gerufen wirst, so mußt Du folgen.“ 9) Perthes fühlte sich aber außerstande, er reiste erst am 27. Januar ab. Von ihr, die ursprünglich so ganz in ihrer Innerlichkeit gelebt hatte, stellte Perthes fest: „Carolines Heldenmuth war größer als meine Kraft.“ 10) Obwohl die Gefahr keineswegs vorüber war, machte sich Caroline aus der Überzeugung heraus, „nicht länger auseinander sein“ zu können (Brief vom 11. November 1816), 11), am 20. April mit den Kindern auf den Weg nach Blankenese, von wo aus die Familie nach einjähriger Abwesenheit am 31. Mai 1814 nach Hamburg zurückkehrte. „Diese sechs Wochen in Blankenese“, schrieb Caroline an ihre Schwester Anna Jacobi, „sind der Konfekt meines Lebens gewesen. Gern gebe ich Euch einen lebendigen Brocken davon, liebe Anna, lieber Max! Die Hoffnung auf die Befreiung unserer Stadt wurde mit jedem Tage größer, und mit einem Male wehten die weißen Fahnen am Michaelisturm und in Hamburg. Nun war auch Deich und Damm gebrochen, und von allen Seiten strömten die Vertriebenen wieder der Stadt zu. Wir wohnten dicht an der Elbe, konnten also, die von Bremen und aus dem Hannöverschen zurückkamen, ankommen sehen. Ganze Herden von armen Ausgehungerten, mit Kindern und Lumpen Bepackten zogen an unserem Fenster vorbei, und wunderbar groß und rührend war die Liebe zu Haus und Herd sichtbar, obgleich die meisten nur Jammer und Elend zu erwarten hatten. Sowie sie an Land stiegen, brachen sie Zweige von den Bäumen, und Alt und Jung bis auf die kleinsten Kinder herunter, die nur einen halben halten konnten, bekamen einen Busch in die Hand und dankten Gott unter Freuden- und Trauergeschrei und Tränen für die Erlösung des großen und allgemeinen Übels, wohl wissend, daß ein jeder seinen Privatpack mit hereintrüge. Endlos sind die Erfahrungen, die diese armen, unglücklichen Menschen gemacht haben während der Flucht. Einmal wurde uns ein ganzer Wagen voll kleiner und großer Kinder geschickt, deren Eltern im Krankenhaus in Bremen gestorben waren. Ich machte schnell warme Suppe für sie, aber einige waren so bewegt von dem Jammer, der gewesen war und kommen würde, daß sie nicht einmal essen wollten. Doch ich wollte Euch ja nur Freude erzählen, und da habe ich die Fülle im Ganzen und auch für uns.“ (Brief vom 11. November 1816). 12) Als Caroline wieder zurück in ihr Haus am Jungfernstieg zog, fand sie es in einem desolaten Zustand vor. Caroline setzte alle Kraft daran, ihr Heim wieder bewohnbar zu machen. Doch ihre Gesundheit war seit dem Schreckensjahr 1813 schwer angegriffen. Sie litt an einem Herz- und Nervenleiden. Dennoch nahm sie ihren todkranken Vater auf und pflegte ihn bis zuletzt. „Der Tod des Vaters riß in Carolines Leben eine tiefe Lücke, denn sie hatte seit ihrer ersten Kindheit zu ihm in der denkbar innigsten Beziehung gestanden. Er hatte immer Zeit und Neigung gehabt, sich um ihr Eigenstes und Persönlichstes zu bekümmern, auch als ich schon verheiratet war; er hatte immer ein Ohr gehabt für das Echtweibliche in ihrer Natur, das der Anlehnung und der Mitteilung bedurfte, um nicht zu verkümmern. Mit diesem innersten Bedürfnis ihrer Seele war ich nun ganz auf Perthes gewiesen“ 13), heißt es in dem 1900 verfassten Porträt über Caroline Perthes. Doch „der großartige Geschäftsbetrieb ließ wenig Stunden für die Familie übrig.“ 14) Und so offenbarte Caroline verzagt und doch mutig zugleich ihrem Mann, der sich auf Geschäftsreise befand, in einem Brief ihre Gefühlslage: „Du hast Dir zwar alle Empfindung für dieses Jahr Deiner vielen Geschäfte wegen verbeten, aber ich bin eine Person, die nicht ohne Empfindung schreiben kann, wenn sie an Dich schreibt; denn ich empfinde mein alles, wenn ich an Dich denke (…). Im vorigen Jahre versprachst Du mir (…) sehr ernsthaft viel Freudenstunden, wenigstens im Zusammenleben mit Dir; solche Freudenstunden sind mir noch nicht viele geworden, und Du bist sie mir wahr und wahrhaftig schuldig.“ 15) Perthes antwortete: „Du schreibst, ich hätte mir für dieses Jahr alle Empfindung verbeten. Das, mein liebes Herz, ist wohl nicht so. Wenigstens etwas anders: ich meine, wenn durch vieljähriges Miteinandersein der Gefühls-, Empfindungs- und Gedankenwechsel und Austausch so innig (…) geworden ist, dass man sich vollkommen versteht, kann von Zärtlichkeitsäußerungen, die immer ein noch Interessantes und darum Fremdes gegenüber voraussetzen, nicht mehr die Rede sein. Sei Du nur zufrieden mit mir, mein liebes Kind, wir verstehen uns doch! Die Jugend hat ihre Art und die späteren Jahre auch. Es würde doch wirklich lächerlich sein, wenn ich jetzt wie vor 20 Jahren im Mondschein die Bäume und Wolken für Mädchen oder die Mädchen als Engel ansehen wollte, und besser würde es sich auch nicht ausnehmen wollen, wenn Du (…) auf Bäume klettern wolltest. Hadern dürfen wir doch nicht darüber, dass wir älter werden, sei also nur zufrieden (…) und mit mir habe Nachsicht und Geduld.“ 16) Carolines Herzleiden und die Reizbarkeit ihrer Nerven steigerten sich mehr und mehr und machten ihr die häusliche Arbeit sehr mühsam. Am 28. August 1821 starb sie im Alter von 47 Jahren an einem Schlaganfall. Nun wurde Perthes schmerzlich bewusst, was er an seiner Frau gehabt hatte, und er schrieb in verschiedenen Briefen an seine Kinder: „Nun stehe ich da mit meinen armen Kindern, und öde und leer ist es.“ „Sie hat es nicht gewusst, wie sehr ich von ihr abhängig war, sie hat es nicht im einzelnen erkannt, sondern nur allgemein an der Innigkeit ihrer Liebe zu mir gefühlt, welche Opfer ich meiner Natur und meinem Temperament nach dieser Abhängigkeit in Liebe gebracht habe. Jetzt ist das alles fort, kein Band bindet mich; ich kann thun, was ich will. Nächst der Sehnsucht in dem Alleinsein drückt mich dieses widrige Gefühl der Freiheit am meisten.“ 17)

Nach Carolines Tod zog Perthes 1822 mit seinen vier noch unmündigen Kindern nach Gotha zu seiner dort verheirateten Tochter. Drei Jahre später heiratete er die verwitwete Charlotte Hornbostel, mit der er vier Kinder bekam. In Gotha baute er einen neuen Verlag auf. Die Buchhandlung in Hamburg ging mit dem endgültigen Austritt Friedrich Perthes im Jahre 1836 an die Erben seines Kompagnons Johann Heinrich Besser und firmierte fortan unter dem Namen „Perthes-Besser und Mauke“ (siehe: Maukestieg). Friedrich Perthes starb am 18. Mai 1843 in Gotha im Alter von 71 Jahren.