Poppenhusenstraße
Barmbek-Nord (1910): Conrad Poppenhusen (1.4.1818 Hamburg – 21,12, 1884 College Point/Long Island, New York), Gründer der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie.
Siehe auch: Stockmeyerstraße
Siehe auch: Maurienstraße
Siehe auch: Trauns Allee
Siehe auch: Traunweg
Conrad Poppenhusen war der Sohn von Marie Elisabeth Poppenhusen, geborene Brandt und des Kaufmanns Heinrich Conrad Poppenhusen. Sein Vater starb, als Conrad Poppenhusen knapp 11 Jahre alt war. Mit 14 Jahren begann er eine Berufsausbildung. „Er beendete das Dienstverhältnis nach fünfjährigen Rechtsstreitigkeiten mit seinem Lehrherrn aufgrund ausstehender Gehaltszahlungen.“1) 1837 bekam der 19-Jährige eine Anstellung bei dem Industriellen Heinrich Christian Meyer (1797-1848), auch „Stockmeyer“ (siehe: Stockmeyerstraße) genannt, der ein Freund von Conrad Poppenhusens Vater gewesen war. Conrad Poppenhusen fuhr für die Firma H. C. Meyer jr. in viele Länder.
1840 heiratete der damals 22-Jährige die damals 18-jährige Bertha Marie Henriette Kaerker (22.10.1822 Hamburg – 18.6.1858 Brooklyn/New York). Ihr Vater arbeitete damals als Buchhalter bei H. C. Meyer jr.2)
Durch den großen Hamburger Brand von 1842 geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten. „Heinrich Christian Meyer offerierte Poppenhusen danach Anteile an seinem Unternehmen und entsandte ihn mit seinem ältesten Sohn Heinrich Adolph Meyer nach New York. 1842 gründeten sie dort die Fischbeinfabrik Meyer & Poppenhusen, an der Poppenhusen ab 1843 Anteile hielt. 1844 ging Heinrich Adolph Meyer zurück nach Deutschland. Poppenhusen, dessen Familie mittlerweile in die USA gefolgt war, leitete die Firma nun alleine.“3)
Poppenhusen, der Charles Goodyear kannte, erwarb von dessen Bruder Nelson Goodyear, der das Hartgummi erfunden hatte, Patente und rief 1852 die India Rubber Comb. ins Leben, kontrolliert über die Firma Meyer & Poppenhusen. Poppenhusen hatte das Recht, künstliches Fischbein und Kämme aus Hartgummi herzustellen. Es war die erste Hartgummifabrik der Welt. „Da das Unternehmen rasch wuchs, bezog Poppenhusen 1855 einen neuen Standort auf Long Island. Das Unternehmen firmierte hier als College Point und sollte 600 bis 1000 Personen beschäftigen. Poppenhusen trennte sich von Heinrich Adolph Meyer und führte die Geschäfte gemeinsam mit dem Rheinländer Friedrich König weiter.“ 4)
Über den weiteren rasanten Aufstieg der Firma schreibt Jürgen Ellermeyer in seinem Porträt über Conrad Poppenhusen: „1856 (…) erwarben Poppenhusen & König Lizenzen auf Patente von L. Otto P. Meyer, einem Stiefbruder ‚Stockmeyers‘, der in den Laboren von Goodyear gelernt und den Durchbruch geschafft hatte, für Serienpressungen mit Metallfolie und für Vulkanisation im Flüssigkeitsbad. Damit erlangten Poppenhusen & König in den USA für Jahrzehnte ein Quasi-Monopol. Dazu kauften sie 1858 die Beacon Dam Company (…), die sie nach College Point verlegten und nach langem Rechtsstreit 1865 absicherten.“ 5)
In der Zeit, als Poppenhusen seine Unternehmen aufbaute und ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde, hatte er mit seiner Frau fünf Kinder bekommen (geboren: 1842, 1846, 1847, 1849, 1850). Ein Kind starb bereits in sehr jungem Alter.
Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1858 heiratete Poppenhusen die Industriellentochter Caroline Hütterott (28.1.1825 Bremen – 9.4.1903 Hamburg). Auch mit ihr bekam er mehrere Kinder. Die Familie lebte in einer Villa in College Point.
Conrad Poppenhusen betätigte sich auch in Immobiliengeschäften, gründete Versicherungen, kaufte zwei Eisenminen, beteiligte sich an Eisenbahnprojekten.
Wie es in solchen gesellschaftlichen Kreisen oft zum guten Ton gehörte, betätigte sich Poppenhusen auch als Stifter und Mäzen. So stiftete er das „Poppenhusen Institute“, eine Bildungseinrichtung. Sie „sollte die Moral, Bildung und Sozialstandards der Arbeiter verbessern. Außerdem war hier einer der ersten Kindergärten der USA zu finden.“ 6)
1870, Poppenhusen war damals 52 Jahre alt, zog er mit seiner Frau und den Kindern aus dieser Ehe wegen gesundheitlicher Probleme seiner Frau nach Europa zurück. In Hamburg lebten sie in einer luxuriösen Villa in der heutigen Warburgstraße (damals Klopstockstraße 32).
Während seine Söhne aus erster Ehe in den USA geblieben waren, wo sie die Geschäfte weiterführten, engagierte sich Poppenhusen in Hamburg erneut als Geschäftsmann und rief 1871 die New-York Hamburger Gummi-Waaren Co. AG ins Leben. „Zu den Mitaktionären gehörte Johann Hinrich Wilhelm Maurien [siehe: Maurienstraße], der bis 1869 als kaufmännischer Direktor der Gummi-Kamm Co. in Harburg gearbeitet und sich dort überworfen hatte und Poppenhusens Sohn Adolph.“ 7)
Mit dieser Firmengründung hatte Poppenhusen großen Erfolg. Doch seine Söhne in den USA trieben die dortigen Geschäfte in den Ruin, weil sie zu viel und zu riskant in die Eisenbahngeschäfte investierten. Poppenhusen verlor dadurch sein gesamtes Vermögen, musste auch seine Villa in Hamburg verkaufen. Es reichte noch „für eine Villa auf der Uhlenhorst, und er kam – weniger durch Erfolge einer neuen Fabrik in College Point als durch Verhandlungen und Prozesse sowie dank seiner Frau – noch einmal zu einem respektablen Vermögen,“ 8) schreibt Jürgen Ellermeyer.