Voßweg
Uhlenhorst (1914): Johann Heinrich Voß (20.2.1751 Sommerstorf bei Waren (Müritz) – 29.3.1826 Heidelberg), Dichter, Übersetzer der Werke von Homer. Freimaurer. 2022 wurde die Straße mitbenannt nach seiner Ehefrau Ernestine Voß, geb. Boie (31.1.1756 Meldorf – 10.3.1834 Heidelberg), Schriftstellerin und Dichterin.
Siehe auch: Rebeccaweg
Siehe auch: Rudolphiplatz
Siehe auch: Baggesenstieg
Siehe auch: Mumsenstraße

Mit dem Ehepaar Johann Heinrich Voß und Marie Christine Ernestine, geb. Boie (31.1.1756 Meldorf – 10.3.1834 Heidelberg) waren Rebecca (siehe: Rebeccaweg) und Matthias Claudius (siehe: Claudiusstraße) befreundet. Johann Heinrich Voß kam aus der „untersten“ Gesellschaftsschicht. Er war der uneheliche Sohn des Landmannes Johann Heinrich Voß und der Organistentochter Katharina Dorothea Karsten. Voss besuchte die Gelehrtenschule in Neubrandenburg und wurde Hauslehrer. Durch finanzielle Unterstützung von Heinrich Christian Boie, der auf Voß durch dessen Gedichte für den von Boie gegründeten Göttinger Musenalmanach aufmerksam geworden war, konnte Voß Philologie studieren und gründete den deutschen Dichterbund „Göttinger Hainbund“. Voß wurde Redakteur des Musenalmanachs. Später zog er nach Wandsbek in die Nachbarschaft von Matthias Claudius. [Bild:2244_vosswegtafel|right|In der Straße Hinterm Stern 20 ist eine Gedenktafel für Johann Heinrich Voß, der hier mit seiner Ehefrau Ernestine Voß lebte, angebracht. Die Verdienste und die Schaffenskraft von Ernestine Voß werden nicht erwähnt.; Foto: Günter Stello]1777 heiratete Voß Boies Schwester Ernestine. Von 1778 bis 1782 arbeitete Voß als Rektor der Lateinschule in Otterndorf; dann von 1782 bis 1802 als Rektor des Gymnasiums in Eutin; war von 1802 bis 1805 Privatier in Jena; erhielt dann eine Sinekure-Professor an der Universität Heidelberg und verdiente damit so viel Geld, dass er sich voll und ganz seinen literarischen Tätigkeiten widmen konnte, z. B. Übersetzungen der Epen von Homer.

Voß und die Pfarrerstochter Marie Christine Ernestine Boie hatten sich 1774 kennengelernt. Das Paar bekam fünf Kinder. Ernestine führte zum Teil die Korrespondenz, so z. B. mit Gleim, Jean Paul und Overbeck. Selbst verfasste sie auch Gelegenheitsgedichte; diese wurden aber erst nach ihrem Tode veröffentlicht. „Mit ihren Briefen – Genrebildern aus dem bürgerlichen Leben und dem Literatendasein im 18. und 19. Jh. – begeisterte V. alle ihre Briefpartner und deren Freundeskreise, in denen die Schriften weitergereicht wurden. Zu ihren Bewunderern zählten z. B. die Dichter F. v. Schiller (siehe: Schillerstraße) und F. G. Klopstock (siehe: Klopstockstraße) (…). 1901 und 1924 wurden V.s Briefe (…) herausgegeben.“ 1) Ernestine Voß galt als „Muster einer treuen und pflichterfüllten Hausfrau von heiterer und kluger Gemütsart, voller Verständnis für des Gatten Schaffen und voller Geduld für die im Alter sich herausbildenden problematischen Seiten seines knorrigen, oft reizbaren Wesens.“ 1)

Alexander Steenbeck schreibt über Ernestine Voß: „Ernestine Voß, geborene Boie (1756–1834), ist vor allem als Frau des Dichters und Homer-Übersetzers Johann Heinrich Voß bekannt. (…) Im Gegensatz zu ihrem streitbaren Gatten galt sie als ausgleichender und freundlicher Charakter, als Idealbild einer treusorgenden Ehefrau. Doch war sie weit mehr als nur die ‚gute Seele‘ der beinahe sprichwörtlichen ‚Vossischen Hausidylle‘. Neben einer reichen Korrespondenz hat sie eine Reihe von biografischen, pädagogischen und literarischen Texten hinterlassen, von denen zu Lebzeiten nur wenige publiziert wurden. Am bekanntesten sind ihre Mitteilungen aus dem Leben von Johann Heinrich Voß, die von ihrem Sohn Abraham herausgegeben wurden und das Bild von Johann Heinrich Voß in der deutschen Kulturgeschichte maßgeblich mitbestimmt haben. Sie dienen bis heute als eine reiche kulturgeschichtliche Quelle zum literarischen Leben am Ende des 18. Jahrhunderts. Anhand von Manuskripten einiger ihrer Texte wurde jüngst nachgewiesen, dass die gedruckten Schriften von Ernestine Voß an vielen Stellen stark überarbeitet worden sind.
Dabei gelingen Ernestine Voß, wie Axel Walter [Autor des Buches: Ernestine Voß – eine Dichterfrau und Schriftstellerin der Spätaufklärung, (2016)] herausgefunden hat, gerade in den kleinen Formen in Vers und Prosa einige beachtliche und reizvolle Stücke. Vor allem aber werden an ihren Texten Möglichkeiten und Grenzen weiblichen Schreibens in dieser Zeit erkennbar. (…).“ 3)