Schillerstraße
Altona-Altstadt (1859 und 1950): Friedrich von Schiller (10.11.1759 Marbach/Neckar – 9.5.1805 Weimar), Dichter.
Siehe auch: Henriette-Herz-Ring
Siehe auch: Klopstockstraße
Siehe auch: Königskinderweg
Siehe auch: Schlegelsweg
Siehe auch: Theodor-Körner-Weg
Siehe auch: Körnerstraße
Siehe auch: Schillerufer
Siehe auch: Jean-Paul-Weg
Bis 1950 hieß der südliche Teil zwischen König- und Ehrenbergstraße Mathildenstraße.
Friedrich Schiller war der Sohn von Caspar Schiller (1723 - 1796) und Elisabeth Dorothea, geb. Kodweis (1732-1802). Das Paar hatte sich in Marbach kennengelernt, als der Feldscher Caspar Schiller aus dem holländischen Feldzug heimgekehrt war. Damals war Elisabeth Dorothea 17 Jahre alt. Sie war die Tochter eines vermögenden Bäckermeisters und Wirtes. Das Paar bekam fünf Töchter und einen Sohn: Friedrich.
Solange ihr Mann als Soldat in Kriegen diente, zog sie oft mit den Kindern hinter ihm her und nahm in der Nähe des Regiments Quartier. Erst als der Siebenjährige Krieg zu Ende war, konnte die Familie seßhaft werden. „Dorothea bekam (…) wie auch die Kinder den pedantischen Ordnungssinn ihres Mannes zu spüren Ihrem willensstarken und energischen Mann hatte die sanftmütige, fromme und liebevolle Dorothea wenig entgegenzusetzen. Gegen die allzu autoritäre Erziehung des Vaters verbündete sich Dorothea oft mit ihren Kindern und schützte sie, wenn sie etwas angestellt hatten, vor dem Jähzorn ihres Vaters. In Fragen der Bildung ihrer Kinder waren sich die Eheleute uneinig. Johann befand die Teilnahme der Töchter an einer höheren Bildung als unschicklich. In der religiösen Erziehung hingegen scheint es Einigkeit gegeben zu haben.“ 1)
Aus ihren engen finanziellen Verhältnissen kam die Familie, als Johann Caspar Schiller 1775 Intendant der herzöglichen Hofgärtnerei wurde.
Friedrich Schiller hing „mit vorbildlicher Liebe(…) an der Mutter: ‚Gott wird Dir deine große Liebe und Sorgfalt für mich mit tausendfachem Segen belohnen‘, schrieb sie in ihrem letzten Lebensjahr an den Dichter.“ 2)
Besondere Beziehungen zu Frauen hegte Friedrich Schiller schon seit Kindestagen. Da war seine Schwester Christophine Schiller (4.9.1757 Marbach – 31.8.1847 Meiningen). „Nur wenig älter als er, bemutterte sie schon als junges Mädchen das zarte ‚Fritzle‘ und genoß mit ihm das ‚Paradies seiner Kindheit‘. Sie stellte sich oft, selbst schuldlos, vor den Bruder, um Fritz vor einer Strafe zu bewahren. Christophine erkannte als eine der ersten Schillers hohe Begabung und Berufung. (…) 1786 heiratete sie einen Bekannten Friedrichs, den Meininger Bibliothekar und späteren Hofrat Hermann Reinwald, mit dem sie eine erträgliche Ehe führte. Als der schwererkrankte Bruder den sterbenden Vater, den Intendanten der herzoglichen Gärten, Johann Caspar Schiller, nicht im fernen Stuttgart aufsuchen konnte, eilte sie auf Friedrichs Bitte nach Württemberg; sie las dem Vater liebeerfüllte Briefe seines berühmten Sohnes vor und erleichterte ihm so den Abschied von der Welt. Nach dem Tod der Mutter, 1802, blieb sie stets des innigen Wunsches des Bruders eingedenk: ‚Laßt uns, die wir von dem väterlichen Hause übriggeblieben sind, uns desto enger aneinanderschließen!‘ Als der Hofrat Reinwald gestorben war, lebte die kinderlose Frau Christophine nur noch der Erinnerung an den 1805 heimgegangegen Bruder. In ‚Erinnerungsblättern‘ für Freunde des Dichters erzählte sie zahlreiche Einzelheiten aus seinen Jugendjahren.“ 3)
Eine Beziehung zu Hamburg hatte Schiller, der neben Jura auch Medizin studiert hatte und im Fach Medizin promovierte, durch die Schauspielerin Sophie Albrecht (Dezember 1756 bei Erfurt -16.11.1840 Hamburg), eine seiner Jugendfreundinnen, die ihn in Frankfurt und Dresden gefördert hatte. Sie besaß in Övelgönne Grundbesitz und hatte Schiller in ihrem Dresdner Heim 13 Wochen aufgenommen. Dort arbeitete Schiller an seinem „Don Carlos“. Albrecht war mit dem Arzt und Theaterdirektor Dr. med. J. F. E. Albrecht verheiratet. Neben seiner Arzttätigkeit war er Dichter, Buchhändler und Schriftsteller. Die Albrechts übernahmen 1796 das Schauspielhaus in Altona. Im wirtschaftlichen Krisenjahr 1806 verlor Sophie Albrecht ihr Vermögen. Sie verarmte und vereinsamte und starb 1840 im St. Georg-Hospital in Hamburg.
Bevor Friedrich Schiller ein Dreiecksverhältnis zu den Schwestern Lengefeld einging, war er u. a. in die Schriftstellerin Charlotte von Kalb, geb. Freiin Marschalk von Ostheim, (25.7.1761 Waltershausen – 12.5.1843 Berlin) verliebt gewesen. Sie war mit dem Offizier in französischen Diensten, Heinrich von Kalb, verheiratet worden, ohne dass sie ihn liebte. Mehrere Dichter verliebten sich in die Frau, so Höldelin (siehe: Hölderlinstraße und Hölderlinsallee), der ein Jahr als Erzieher bei den Kalbs tätig gewesen war und Jean Paul, der bei den Kalbs eine Zeitlang als Gast wohnte.
„Schiller hatte Charlotte in Mannheim kennengelernt und an ihr eine verstehende und hilfreiche Freundin gefunden. Die Zuneigung wurde bald zur verzehrenden Leidenschaft. Gedichte wie ‚Der Freigeisterei der Leidenschaft‘ und ‚Resignation‘ bezeichnen den schweren Kampf in der Seele des Dichters; aber (…) er entsagte (…). Heinrich von Kalb erschoß sich 1806. Charlotte starb blind und verarmt in Berlin bei ihrer Tochter, einer Hofdame der Prinzessin Wilhelmine von Preußen.“ 4)
Ursula Neumann schreibt in ihrem Buch „Schiller, Lotte und Line“ über Schillers voreheliche Liebesbeziehungen: „Schiller sieht sich wie Fiesko als Wollüstling, als Don Juan, der mit jeder will und sich von jeder verführen läßt, nur nicht von den anständigen Frauen, die Mann heiratet. Einerseits gefällt ihm das gut, weil es ihm das stolze Gefühl seiner Männlichkeit gibt, andererseits erkennt er es als quälende Schwäche, da die wechselnden Passionen fortwährend Unruhe in sein Leben bringen und ihm vom Arbeiten abhalten. Auch deshalb will er eigentlich schon seit Jahren heiraten und hat auch einige halbherzige/aussichtslose Anläufe dazu unternommen. Wen, das ist ihm schon fast egal, vorausgesetzt die Auserwählte gehört zum Typus der glücklich machenden Frauen. Die Ehe als Hafen, als idyllischer Fluchtort, als Disziplinierungsinstitut. Sie würde ihn vor seinen unordentlichen Leidenschaften retten, seine Sexualität in geordnete Bahnen lenken und ihm Ruhe zum Arbeiten verschaffen.“ 5)
Schiller erwählte Charlotte von Lengefeld (22.11.1766 Rudolstadt-9.7.1826 Bonn). Ihr Vater, der einem Forstwesen in Rudolstadt vorgestanden hatte, war gestorben, als Charlotte neun Jahre alt war. „Die Mutter Louise von Lengefeld, sieht ihre Lebensaufgabe darin, die zwei Töchter [Charlotte und Caroline] allein standesgemäß zu erziehen und zu verheiraten. (…)
Die Bekanntschaft mit Friedrich Schiller macht die Familie von Lengefeld in Begleitung von dessen Jugendfreund Wilhelm von Wolzogen am Ende des Jahres 1787. Schiller ist gefesselt vom liebenswürdigen, heiteren Wesen der beiden Schwestern. Sie sind außerdem gebildet und belesen. Es folgen Briefe und Besuche von Weimar nach Rudolstadt, wobei Friedrich Schiller immer an beide Schwestern schreibt. 1788 verbringen Charlotte und Caroline [3.2.1763 Rudolstadt – 11.1.1847 Jena] einen ganzen Sommer mit Schiller in Rudolstadt; er wohnt außerhalb, in Volkstedt. Man lebt zu dritt. Charlotte hegt für Schiller Bewunderung und Freundschaft, aber keine leidenschaftliche Liebe – anders als ihre Schwester Caroline.
Als [Schiller] im Herbst des Jahres in Volkstedt erkrankt, kümmern sich beide rührend um ihn. Erst zwei Jahre später macht er Charlotte einen Heiratsantrag. Die Zeit bis zu ihrer Hochzeit empfindet sie als trübe und kummervoll. Die Erkenntnis wächst in ihr, daß Friedrich Schiller zwar ihr Ehemann wird, aber weder er noch Caroline gewillt sind, aus dem Dreiecksverhältnis auszutreten.“ 6)
Schiller lebte mit den beiden Schwestern Lengefeld den „Männertraum einer gemäßigten Orientalisieung der abendländischen Ehe“. 7)
Ursula Neumann äußert zu diesem Dreiecksverhältnis: „Wie gut sie [die beiden Schwestern] sich für ihn ergänzen! Charlotte, in deren liebender Bewunderung er sich wärmen kann. (…) Caroline, seine Geistes- und Seelenschwester mit ihren selig-unseligen Höhenflügen, in deren Spiegel er seine eigene Größe genießen kann. (…) Und dann wieder Charlotte mit ihrer ruhigen Verständigkeit, die ihr den Beinamen ‚die Weisheit‘ eingetragen hat. In ihren Briefen an Schiller entwirft sie sich als Kind der Sonne, als schöne, warme, heitere, liebliche Natur, und Schiller spiegelt ihr dieses Selbstportrait zurück als Erwartung. ‚Ueberhaupt kommt mir vor- und das mag freilich ein eigennütziger Wunsch unseres Geschlechts seyn – mir kommt vor, daß die Frauenzimmer geschaffen sind, die liebe heitre Sonne auf dieser Menschenwelt nachzuahmen, und ihr eigenes und unser Leben durch milde Sonnenblicke zu erheitern. Wir stürmen und regnen und schneyen und machen Wind. Ihr Geschlecht soll die Wolken zerstreuen, die wir auf Gottes Erde zusammen getrieben haben, den Schnee schmelzen, und die Welt durch ihren Glanz wieder verjüngen. (…)‘“. 8)
Über die Verlobungszeit mit Charlotte Lengefeld schreibt Ursula Neumann: „Nach seiner [Schillers] Verlobung mit Charlotte schreibt Schiller ihr Liebesbriefe, die auch an Caroline gerichtet sind, er schreibt Caroline Liebesbriefe, die Charlotte einschließen, er schreibt Liebesbriefe, die an beide gerichtet sind. Und beide schreiben Liebesbriefe an ihn. (…)“ 9)
Schiller war in dieser Dreiecksbeziehung der Gewinner, nicht die beiden jungen Frauen. Charlotte quälte sich zum Beispiel mit ängstlich-eifersüchtigen Zweifeln. Sie war sich nicht sicher, ob Schiller nicht doch ihre Schwester Caroline mehr liebte als sie.
1790 heirateten Schiller, der damals Professor in Jena war, und Charlotte von Lengefeld. Nach der Hochzeit wurde Charlotte „die ideale Dichtergattin ohne Härten, die auf ihn einging, ihn umsorgte, ihm manchmal als Sekretärin diente, für sein Journal ‚Die Horen‘ Erzählungen übersetzte, seine Schriften bewunderte und sanft seine Launen und die aussetzenden Pulse seiner Liebe ertrug. (…)“ 10)
Wegen Schillers angegriffener Gesundheit musste sich Charlotte stets Sorgen um ihren Ehemann machen. „Ein dänischer Besucher, Herr Baggesen [siehe: Baggesenstieg], äußert sich zu den Verhältnissen der Eheleute in Jena: ‚ … er sagt nie seiner Frau was Liebes – sein Ton mit ihr ist trocken, hart, kalt, gleichgültig, verdrießlich – im Schreiben aber ist er ganz anders, in allen Briefen ist Geist und Herz.‘
1793 wurde das erste Kind, 1796 das zweite und 1799 das dritte Kind geboren. Nach der Geburt ihres dritten Kindes erkrankte Charlotte an einem Nervenfieber und schwebte einige Zeit zwischen Leben und Tod. 1804 wurde das vierte und letzte Kind geboren.
Charlottes Beständigkeit, ihr freundliches Wesen, ihre Ausgeglichenheit, ermöglichten Friedrich Schiller trotz schwerer Krankheit, seine Werke zu schaffen. Sie paßt sich der Krankheit ihres Mannes an, hält alles Unangenehme von ihm fern. Der Tagesablauf wird auf seine Nachtarbeit eingestellt. Schiller schreibt bis 3 Uhr früh und beginnt den Tag erst ab Mittag. Bis zu seinem Tod am 9. Mai 1805 ist Charlotte aufopferungsvoll bis zur Selbstaufgabe an seiner Seite. Trost findet sie in der Kirche. Die Pflege und Erziehung ihrer vier Kinder nimmt sie voll in Anspruch, Hilfe hat sie durch ihre Schwester Caroline.“ 11)
Trotz all der Arbeit als Hausfrau, Mutter und Pflegerin ihres Mannes verfasste Charlotte während ihrer Ehe literarische Schriften. „Sie besaß ein eigenes Arbeits- und Schlafzimmer. 1801 schrieb sie an Schiller: ‚Damit doch jemand im Hause die Feder führt, bin ich auch mit einer angefangenen Geschichte beschäftigt, die vielleicht doch so wird, daß man sie gebrauchen kann (…). Den nächsten Sommer will ich recht fleißig sein, und die Zeit, die mir die Kinder übrig lassen, zu brauchen suchen.‘“ 12)
Nachdem Schiller im Alter von 46 Jahren gestorben war, widmete sich Charlotte ganz der Erziehung ihrer vier Kinder und ordnete den literarischen Nachlass ihres Mannes.
Charlotte Schiller litt an einer Augenschwäche (grauer Star). 1826 wurde sie daran in Bonn, wo ihr Sohn Karl lebte, operiert. Zuerst schien die Operation gelungen zu sein, doch bald verschlechterte sich ihr Zustand. In Gegenwart ihres Sohnes verstarb sie. „Ihr Wunsch, neben Schiller begraben zu werden, ging nicht in Erfüllung. Auf der Grabtafel steht: ‚Hier ruht die Witwe Friedrich von Schillers, geborene von Lengefeld, gestorben den 9ten Julius 1826.‘“ 13)
Charlottes Schwester Caroline von Legefeld (1763-1846) heiratete in zweiter Ehe Wilhelm von Wolzogen, einen Freund Friedrich Schillers. Geliebt hatte Caroline aber auch Friedrich Schiller. .Auf ihrem Grabstein auf dem Historischen Friedhof in Jena steht „Sie irrte, litt, liebte.“ „In Briefen von Freundinnen und Freunden ihrer Zeit, wie z. B. von Wilhelm von Humboldt, ist immer wieder von Carolines reichen emotionalen und geistigen Gaben die Rede und von ihrer Tragik, diese nicht ausleben zu können, vor allem nicht in einer Partnerschaft, in der das gegenüber diese Gaben zu schätzen weiß und Entsprechendes zu erwidern vermag. Und in der Tat böte die Lebensgeschichte der Caroline von Wolzogen beim ersten Hinsehen im wesentlichen unglückliche Aspekte, wäre da nicht, quasi als Gegengewicht, ihr reiches literarisches Werk, das den Dichterkönigen Goethe und Schiller zu Zeiten Zweifel daran eingegeben haben muß, ob ihre Formel vom ‚Dilettantismus der Weiber‘ auch auf diese Autorin zutraf. Immerhin war Caroline von Wolzogens erster, 1798 in Berlin komplett veröffentlichter, zweiteiliger Roman ‚Agnes von Lilien‘, der vorher schon in Auszügen in Schillers ‚Horen‘ erschienen war, auf Anhieb ein Erfolg. (…).“ 14)
Caroline wurde im Alter von sechzehn Jahren durch ihre Mutter mit dem Hofrat Ludwig von Beulwitz verlobt. Die Ehe wurde für Caroline zu einer Katastrophe. Ludwig von Beulwitz „hat keinerlei Sinn für ihr empfindsames Gemüt, ihre so ganz anders gearteten Lebensträume und ihr tiefes literarisches Interesse; in der Familie Lengefeld wird der ‚der Bär‘ genannt, und Caroline entwickelt mit steigender Aversion gegen ihn einen nervösen Tick, eine Art von Gesichtszucken. Eine längere Reise in die Schweiz, von der Mutter initiiert, um Charlotte für eine Hofdamenstelle in Weimar den nötigen Französisch-‚Schliff‘ zu verpassen, wird für Caroline zum Schlüssel zur Welt; zu Besuch bei Wilhelmine von Wolzogen in Bauerbach, Schillers erstem Asyl, lernt sie deren Sohn, ihren Vetter Wilhelm von Wolzogen als Freund Friedrich Schillers kennen.“ 6)
Nachdem 1787 Schiller und Wolzogen bei den Lengefelds zu Besuch gewesen waren und noch weitere Briefwechsel und Besuche von Schiller folgten, verliebte sich Caroline in Schiller. Doch sie war noch verheiratet, „und Schiller, der keine seelenverwandte Dichterin, sondern eine tüchtige Hausfrau ehelichen möchte, macht ihrer Schwester einen Heiratsantrag. Caroline verzichtet tapfer darauf, ihre Liebe auch zu leben, vor allem, um ihre Schwester nicht zu verletzen, und zieht sich unter Aufbietung aller Willenskraft auf die Rolle als geistreiche Gesprächspartnerin zurück, in der zumindest für ihre literarische Begabung Platz ist.
Friedrich Schiller, inzwischen Geschichtsprofessor in Jena und in seinen Gefühlen durchaus ambivalent, begreift als letzter – erst längst nach der Eheschließung – daß nicht zwei Frauen mit ihm leben können; von den Dramen, die sich in Carolines Innerem abspielen, begreift er freilich nichts. Caroline zieht endlich weg von Jena, zieht sich zurück, schreibt.
Weil auch der Freiherr Karl. Th. Von Dalberg, Freund und Mäzen Schilllers, sie nur zur Gesprächs- und nicht zur Lebenspartnerin möchte, kommt Caroline schließlich auf Wilhelm von Wolzogen zurück, Brieffreund seit der Schweizer Reise. Da ihr die Ehe mit Beulwitz vollkommen unerträglich geworden ist, begibt sie sich auf eine Reise zu Wolzogen, um diesen für sich zu gewinnen: er hatte sich bereits in Bauerbach in sie verliebt. Beide heiraten im Jahr 1794 – keine Liebesheirat, aber das Ergebnis einer Übereinkunft.“ 15)
Mit dieser Heirat half Wolzogen seiner Cousine Caroline aus „der Patsche“. Sie war damals wahrscheinlich schwanger von dem livländischen Rittmeister Gustav Behaghel von Adlerskron, einem Studenten von Friedrich Schiller.
„Wolzogen wird 1797 Kammerrat bei Herzog Carl-August, bis 1804 steigt er zum Leiter des ‚Auswärtigen‘ auf. Caroline wohnt nun ab 1787 für lange Jahre in Weimar, im Wolzogenschen Freihaus am Burgplatz 5. Sie wird zum Mittelpunkt eines kleinen Kreises geistreicher Geselligkeit. (…)
Carolines (..) Familienleben (..) gestaltet sich (..) tragisch: Wilhelm hat schon länger ein Lungenleiden und erkrankt auch noch an einem Nasenkarzinom; als Kranker macht er Caroline nun bis zu seinem Tod im Jahr 1809 das Leben zur Hölle. Ihr Sohn Adolph, geboren 1795, den sie sehr liebt, (…) leidet als junger Mann an schweren Depressionen und stirbt mit 30 Jahren durch einen Gewehrschuß (ungeklärt, ob durch eigene Hand).
Das Schreiben wird für Caroline mehr und mehr zum Lebensinhalt. Zunehmend gefällt ihr, daß sich damit auch Geld verdienen läßt. (…).“16)
In der NS-Zeit wurden die Schriften von Friedrich Schiller und anderen Schriftstellern der Klassik zu Propagandazwecken und zur Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankenguts missbraucht. „Joseph Goebbels, hielt anlässlich der Feierlichkeiten des 175. Geburtstages von Friedrich Schiller eine Rede, welche im Rundfunk übertragen wurde: ‚Hätte Schiller in dieser Zeit gelebt, er wäre zweifellos der große dichterische Vorkämpfer unserer Revolution geworden. Er hatte den Charakter, der dazu gehört, um sich ihr mit ganzer Kraft hinzugeben.[…] Er war einer der Unseren, Blut von unserem Blut und Fleisch von unserem Fleische. Solange der große Atem revolutionärer Umwälzungen die Menschheit durchwehen wird, solange wird sein Name mit Ehrfurcht und Dankbarkeit genannt werden‘.
Ähnliche Reden mit dem gleichen Inhalt wurden auch von anderen Nationalsozialisten während verschiedener Veranstaltungen regelmäßig gehalten. Dabei handelte es sich meist um sehr freie Interpretationen der Werke von Schiller. In der Regel wurden die passenden Inhalte oder gar nur einzelne Wörter ohne jegliche inhaltliche Zusammenhänge aus den Werken entnommen und bei den propagandistischen Veranstaltungen, als auch in der entsprechenden pseudowissenschaftlichen Literatur zitiert,“ schreibt Linda Dressler.17)