Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Oldesweg

Poppenbüttel (1947): Heinrich Christian Olde (9.3.1727 Hamburg – 1.7.1789 Poppenbüttel), Pächter der Poppenbüttler Kupfermühle (18. Jhd.).


Siehe auch: Kählerkoppel
Siehe auch: Schimmelmannstraße

Vor 1947 hieß die Straße Falklandstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946) Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Heer. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

Hinrich Christian Olde war der Sohn von Anna Gesa Olde, geborene Osewald und des Zuckerbäckers Hinrich Christian Olde. 1749 erwarb er das Hamburger Bürgerrecht und heiratete 1759 die Pastorentochter Henriette Elisabeth Rosenhagen (17.9.1733 Eddesse/Niedersachsen – 15.6.1787 Poppenbüttel). Das Paar blieb kinderlos. 1)
1763 erwarb Hinrich Christian Olde junior die von dem Hamburger Bürger Diederich Block betriebene Kupfermühle am Kupferteich in Poppenbüttel und nutzte diese weiterhin für die Kupferproduktion. Daneben bestand noch eine weitere Mühle, in der das Metall vorbereitet wurde, bevor es in der anderen Mühle zu Münzen, Platten etc. verarbeitet wurde. 2)

Nur wenige Monate nach dem Erwerb der Mühle musste Olde sie wegen finanzieller Schwierigkeiten, in die er durch Börsengeschäfte geraten war, veräußern. Weitere drei Monate später konnte er die Mühle zurückkaufen, da es ihm nun finanziell besser ging.

„1764 hatte er die finanziellen Probleme noch nicht ganz überwunden. Er konnte aber ausreichend Fremdkapital aufnehmen, um auch die zweite Kupfermühle zu erwerben.

Olde bezog einen Wohnsitz in Poppenbüttel und verarbeitete anfangs Kupfer. Später richtete er eine Silberschmelze ein. Die dort geschaffenen Werke waren seinerzeit in Deutschland wahrscheinlich einzigartig. (…). Ab 1771 produzierte Olde die Rohlinge der neuen königlichen Kupfermünze von Altona. (…)
Sein Vermögen versetzte ihn in die Lage, 1781 mit dem Hamburger Domkapitel, dem Poppenbüttel gehörte, über einen Verkauf des gesamten Dorfes zu verhandeln. Warum der Kauf nicht zustande kam, ist nicht bekannt. Stattdessen übernahm er 1782 lediglich eine der dortigen Hufen. Im selben Jahr entstanden auf dem Gelände neue Gebäude, bei denen es sich vermutlich um eine Hütte mit zwei Walzwerken handelte.
(…) Rund ein Viertel des Kupfers, das in Hamburg aus Mexiko und Peru angeliefert wurde, durchlief Oldes Werke. (…).“ 3)

Zu Oldes Geschäften schreiben Angelika Rosenfeld und Thomas Fraatz-Rosenfeld: „Olde war mit seiner Kupfer- und Silberproduktion offenbar in den sogenannten ‚atlantischen Dreieckshandel‘ verstrickt, der im Verkauf von Schnaps und Flinten von Europa nach Afrika von Sklaven von Afrika nach Amerika und von Zucker von Amerika nach Europa bestand. Im dänischen Königreich war einer der Hauptakteure dieses Handels der Finanzminister Heinrich Carl Schimmelmann [siehe: Schimmelmannstraße], (…) der größte Sklavenhalter Westindiens und einer der größten Sklavenhalter der Welt. Zwischen Schimmelmann und Olde bestanden Kontakte. Da Schimmelmann zu der Zeit Finanzminister war, in der Olde mit seiner Münzerei begann, ist es möglich, daß Schimmelmann seinen Bekannten förderte. (…) Auf die Verstrickung Oldes in den atlantischen Dreieckshandel weist vor allem die Produktion von Kupferkesseln für die Zuckersiedereien in der oberen Mühle hin, evtl. auch Oldes Reedertätigkeit, (…). Ein weiterer Hinweis findet sich im Privatleben Oldes. Er besaß (!) nämlich einen ‚kohlschwarzen Afrikaner, genannt Leander‘.“ 4)

Über Oldes geschäftliche Aktivitäten heißt es in Wikipedia: „Von 1785 bis 1786 verhandelte Olde mit dem Finanzkollegium in Kopenhagen über größere Geschäfte. Er erhielt die Altonaer Münze als Pacht; der dänische König erhielt im Gegenzug die Eigentumsrechte an Oldes Grundstücken mitsamt Mühlen, Bauwerken und Einrichtung. Die Produktion in den Werken führte er jedoch fort. Das von Ernst Heinrich von Schimmelmann geführte Finanzkollegium hoffte, die Münzen so günstiger herstellen zu können und das Münzwesen zu vergrößern. (…)

Da nach Oldes Tod ein Konkursverfahren durchgeführt werden musste, bei dem nicht alle Forderungen beglichen werden konnten, ist davon auszugehen, dass er die Geschäfte nicht einwandfrei führte.“ 5)

Neben dem Betreiben der Kupfermühle war Olde an einer gärtnerischen Anlage des Mühlengeländes interessiert, und so ließ er dort einen Park im englischen Stil anlegen. Er selbst züchtete Wein, Pfirsiche und anderes Obst und Gemüse. Die dazu erforderliche unermüdliche Gartenarbeit ließ er sicherlich von arbeitssamen Kräften besorgen. Auch holte er sich Literaten und Künstler ins Haus, so zum Beispiel Hagedorn (siehe: Hagedornstraße), Claudius, (siehe: Claudiusstraße), Klopstock (siehe: Klopstockplatz) und Baggesen (siehe: Baggesenstieg).

Nachdem Olde 1789 verstorben war, ging das Unternehmen „an die Direktion des Altonaer Königlichen Bankkontors. Die Landwirtschaftsstellen wurden versteigert. Aus dem Konkursverfahren konnten die Ansprüche der Gläubiger erst befriedigt werden, als diese auf wesentliche Forderungen verzichteten.“ 6)

1849 erwarb Alexander Kähler die Mühlenanlagen. Siehe zu ihm unter: Kählerkoppel.