Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Thüringerweg

Niendorf (1970): „Stamm im Raum Thüringer Wald und nördl. Harzvorland. Die hier wohl seit dem 1. Jh. V. Chr. ansässige elbgermanische Bevölkerung (Hermunduren) wurde um 400 erstmals als Thüringer bezeichnet.“ 1)


Siehe auch: Turonenweg
Siehe auch: Hermundurenweg
Siehe auch: Frankenstraße

Siehe zur Stellung der Frau bei den Germanen, unter: Germanenweg und auch unter: Alemannenweg.

Laut Wikipedia waren die Thüringer „ein westgermanischer Stamm, der in der Spätantike im 5. und frühen 6. Jahrhundert belegt ist. Auf ihn geht die spätere Gebietsbezeichnung Thüringen zurück.

Für die Etymologie des Stammesnamens ‚Thüringer‘ gibt es verschiedene Hypothesen. Die lange Zeit übliche Ableitung des Namens von den elbgermanischen Hermunduren [siehe: Hermundurenweg] wurde in jüngster Zeit vereinzelt in Zweifel gezogen, da sie lautgeschichtlich nicht haltbar sei. Stattdessen wurde eine Ableitung von einem germanisch-keltischen Stamm der Turonen [siehe: Turonenweg] erwogen. (…)

Der Stamm der Thüringer bildete sich vermutlich im dritten oder vierten Jahrhundert durch einen Zusammenschluss verschiedener germanischer Gruppen und Verbände heraus. (…) Es wird traditionell angenommen, dass einzelne Gruppen der Angeln, Warnen und anderer germanischer Stämme in das Gebiet der Mittelelbe einwanderten. Diese Stämme verbündeten sich wahrscheinlich mit den Einheimischen zu einem neuen Stammesverbund der Thüringer, aus dem wohl später das Reich der Thüringer hervorging. (…).“ 2)

Später zählte das „Königreich der Thüringer [zu den] einst (…) mächtigsten germanischen Reichen außerhalb des römischen Imperiums. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich zu Beginn des 6. Jahrhunderts von der oberen Donau und dem oberen Maintal bis in den niedersächsischen Raum, von der Werra bis zur mittleren Elbe. Als Teil des ostgotischen Bündnissystems Theoderichs wurden die Thüringer zum wichtigsten Machtfaktor gegen das expandierende Frankenreich östlich des Rheins, dem sie aber letztlich nicht standhalten konnten. Nach Theoderichs Tod († 526) unterwarfen die merowingischen [siehe: Merowingerweg] Könige Theuderich I. und Chlothar I. die Thüringer nach einer katastrophalen Niederlage an der Unstrut 531 der fränkischen [{siehe: Frankenstraße] Herrschaft. Das Thüringerreich wurde zerschlagen, die thüringische Königsfamilie durch Flucht, Deportation und Mord ausgelöscht.“ 3)

Eine bedeutende Frau dieser Zeit war Radegunde von Thüringen († 587). Über sie heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie: „R., die erste Christin deutschen Stammes, (…), war die Tochter des Thüringerkönigs Berthachar, der der Sage nach durch seinen älteren ehrgeizigen Bruder Irminfrid des Lebens und der Herrschaft beraubt wurde, denn ihr Großvater Basin oder Bessin hatte (um 500) das Reich einst unter seine drei Söhne Baderich, Irminfrid (Hermanfrid) und Berthachar getheilt. (…). Irminfrid’s unersättliche Gier, die mit fränkischer Hülfe auch Baderich beseitigte, verwickelte ihn alsbald im J. 531 in einen Krieg mit seinem vorherigen Verbündeten, dem Frankenkönige Theoderich, der durch den Besitz Hessens ein Nachbar Thüringens war. Theoderich und als sein Bundesgenosse sein Bruder Chlotachar II. überzogen Thüringen mit Krieg und bereiteten durch zwei oder drei Schlachten, von denen die letzte an der Unstrut bei Burgscheidungen geschlagen wurde, der Selbständigkeit des thüringischen Reiches den Untergang. Zerstört wurde die Königsburg, die wir wahrscheinlich in Scheidungen zu suchen haben, und die königliche Familie auseinander gerissen. Während Irminfrid als Gefangener in Zülpich bald darauf ein gewaltsames Ende fand, floh seine ostgothische Gemahlin Amalaberga mit ihren Kindern nach Italien, wo gerade ihr Bruder Theodahad regierte, die Kinder Berthachar’s dagegen, die am Hofe Irminfrid’s bisher aufgewachsen waren, Radegunde nebst einem Bruder gehörten zur Kriegsbeute und fielen, nachdem die Könige über sie in heftigen Zwist gerathen waren, auf das Loos Chlothachar’s. Dieser führte Radegunde auf das Krongut Athies an der Somme und ließ sie, die mit ihrem Volke bisher heidnisch gewesen zu sein scheint, im Christenthum erziehen. Sie ergriff nicht bloß mit Inbrunst die christliche Lehre, sondern sie eignete sich auch die lateinische Sprache und Bildung an. Zur lieblichen Jungfrau erblüht, mußte sie zu Soissons Chlotachar ihre Hand reichen, der ebenso grausam und zügellos war wie die meisten Merowinger und thatsächlich in Vielweiberei lebte. Nur gezwungen schloß sie diese Ehe, die ihr keine Befriedigung gewähren konnte und bald bemerkte Chlotachar, daß er keine Königin, sondern eine Nonne zur Frau habe. [Das Paar hatte keine Kinder] Werke der christlichen Mildthätigkeit, mit der größten Hingebung ausgeübt, füllten ihre Stunden. Allem fürstlichen Aufwande, allem Schmucke völlig abgeneigt, lebte sie, soweit sie es verstohlen thun konnte, wie eine entsagende Büßerin und wurde schon am Hofe fast wie eine Heilige verehrt. Nach einigen Jahren zerriß das Band dieser freudlosen Ehe, als Chlotachar Radegunde’s einzigen Bruder, der als Jüngling sein Glück in Constantinopel hatte versuchen wollen, auf ihre Bitte jedoch bei ihr geblieben war, meuchlings ermorden ließ. Die Königin floh den Gatten, dem nichts heilig war, und indem sie sich an den heiligen Bischof Medardus von Noyon wendete, bat sie diesen inständig, sie zur Nonne zu weihen. Trotz seines Widerstrebens, trotz der Drohungen ihres Gefolges wußte sie es durchzusetzen, und es gelang ihr später durch Vermittelung des Bischofs Germanus von Paris, ihren Gatten zu erweichen und Befreiung von ihm zu erlangen, wie auch Förderung für ihre Stiftungen. Hierauf begann sie nach längerem Aufenthalte an verschiedenen heiligen Stätten vor den Thoren von Poitiers den Bau eines stattlichen, von Mauern und Thürmen umgebenen Frauenklosters, dem sie den größeren Theil ihrer reichen Besitzungen zuwendete. Andere dienten zur Errichtung eines Mönchsklosters in Tours und auch eine Kirche der Jungfrau als Grabstätte der Nonnen wurde in Poitiers erbaut. Nach der Regel der Cäsaria von Arles wurde die neue Genossenschaft geordnet, deren Leitung als Aebtissin jedoch nicht Radegunde übernahm, so sehr sie die Seele derselben blieb, sondern ein von ihr in ihrem Sinne erzogenes junges Mädchen Namens Agnes [welche auch ihre Ziehtochter war]. Von dem Tage ihrer Verschleierung an führte Radegunde ein Leben von übermäßiger und kaum erträglicher Kasteiung, so daß selbst Cäsaria sie vor Uebertreibung warnte: sie lebte fast nur von Pflanzenkost und genoß als Getränk nur Wasser mit etwas Honig vermischt oder Birnenmost, sie schlief auf einer groben Haardecke, die über eine Streu aus Asche gebreitet war, ja in der Fastenzeit, in welcher sie die Entsagung zu steigern pflegte, fügte sie sich sogar körperliche Martern zu. Im Beten, im Psalmengesange, auch bei Nacht, und im Lesen heiliger Schriften übertraf sie alle Schwestern weit an unermüdlicher Ausdauer. Sie bediente übrigens alle andern und übernahm mit Vorliebe die niedrigsten Verrichtungen der Mägde. Neben den Almosen übte sie unter den Liebeswerken besonders die Pflege der Kranken und kein noch so ekelhaftes Leiden vermochte sie von körperlicher Berührung abzuschrecken. Das Kloster füllte sich mit den Töchtern des fränkischen Adels, deren Zahl bei ihrem Tode etwa 200 betrug, ein wilder und trotziger Geist zog vielfach mit ihnen in die frommen Mauern ein, der nach dem Ende der Stifterin manches Aergernis hervorrufen sollte. Aufs eifrigste widmete sich Radegunde, die ja selbst eine feinere Bildung besaß, ihrer Belehrung. Der Verkehr mit der Außenwelt war ihr keineswegs ganz versagt und würdige Gäste wurden an der Klostertafel gern gesehen. Zu den Freunden der Stiftung, die in ein dauerndes Verhältniß zu ihr traten, gehörte namentlich der italienische Priester und Dichter Venantius Fortunatus, der, aus der Gegend von Treviso gebürtig, durch eine von ihm gelobte Wallfahrt zum Grabe des h. Martin im J. 565 nach Tours gezogen worden war. Er besuchte auf dieser Reise als willkommener Gast die fränkischen Pfalzen und Bischofssitze, die genossene Gastfreundschaft durch zierliche Verse erwiedernd und kam endlich auch nach Poitiers, das er zu seiner zweiten Heimath wählte. Hier trat er zu Radegunde und Agnes, die er mit dem Namen einer Mutter und Schwester ehrt, in ein geistliches und tadelloses Freundschaftsverhältniß inniger Art. Er besorgte Geschäfte, welche die äußere Stellung des Klosters mit sich brachte, und verfaßte Briefe oder Gedichte im Auftrage der Freundinnen. Er besang sowohl den Untergang des thüringischen Reiches, dessen letzter Königssproß Amalafrid im byzantinischen Dienste endete, als auch das freudevolle Ereigniß, daß auf Radegunde’s Bitte das byzantinische Kaiserpaar Justin II. und Sophia nebst einem prachtvollen Evangelienbuche ihr ein Stückchen von dem vermeintlich echten Kreuze Christi, der kostbarsten aller Reliquien, im J. 569 übersandten. Nach dieser wurde Radegundens Stiftung fortan das Kloster zum heil. Kreuze benannt. Die treue Anhänglichkeit Fortunat’s, der später zu der Würde eines Bischofs von Poitiers erhoben ward, wurde von Seiten der Freundinnen durch mancherlei Gaben, namentlich auch Erzeugnisse ihrer Kochkunst, erwiedert, für welche er sich durch schmeichlerische Verse zu bedanken pflegte. Jedenfalls zeigt uns dieser Verkehr mit einem der hervorragendsten Schriftsteller dieser trüben Zeit, daß R. neben ihren übertriebenen Bußübungen für geistige Anregung ebenso empfänglich war, als sie dieselbe andern mitzutheilen verstand.

Am 13. August 587 starb die Königin im Nonnenkleide, durch die Kraft ihrer Liebe schon bei ihren Lebzeiten und weit darüber hinaus, ja bis auf den heutigen Tag herab als eine Wunderthäterin verehrt. (…)“ 4)