Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Brentanostraße

Osdorf (1941): Clemens Brentano (9.9.1778 Ehrenbreitstein (Konstanz) -28.7.1842 Aschaffenburg), Dichter, Bruder von Bettina von Arnim


Siehe auch: Bettinastieg
Siehe auch: Arnimstraße
Siehe auch: Rahel-Varnhagen-Weg
Siehe auch: Reichardtstraße
Siehe auch: Rudolphiplatz
Siehe auch: Schlegelsweg
Siehe auch: Tiecksweg
Siehe auch: Schellingstraße
Siehe auch: Novalisweg

Die Brentanostraße wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.

Bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Brentano vereinnahmt als nationaler Dichter. „Partiell wird die nationale Tendenz aus der Zeit des Ersten Weltkrieges von einigen Vertretern konsequent weitergeführt bis in die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Musikalische Werke nach Brentano Gedichten entstehen verstärkt im Umkreis nationalistisch intendierter Kompositionen (…). [ Z. B. datieren Armin Knobs] Vertonungen von Gedichten Brentanos (…) aus dem Jahre 1939. Sie entstanden nach der in Deutschland geführten Kontroverse um die Abstammung der Familie Brentano (…).“ (Ursula Wiedenmann: Die musikalische Brentano Rezeption, in: Konrad Feilchenfeldt (Ed.) et al.: Die Brentano, Tübingen 1992, S. 156ff.)

Clemens Brentano, ein Vertreter der deutschen Romantik und mit Achim von Arnim (siehe: Arnimstraße), seinem Herzensfreund und Schwager, Herausgeber der Sammlung altdeutscher Volkslieder „Des Knaben Wunderhorn“, wurde am 9. September 1778 als Sohn des Frankfurter Kaufmanns mit italienischen Wurzeln, Peter Anton Brentano-Tremezzo und dessen zweiter Ehefrau Maximiliane, geb. von La Roche, geboren - und zwar als drittes Kind aus dieser Ehe und als neuntes von insgesamt zwanzig Kindern aus drei Ehen seines zweimal verwitweten Vaters. Die geliebte Mutter starb 1793, als Clemens Brentano erst fünfzehn Jahre alt war. Die enge Beziehung zu seiner älteren Schwester Sophie wurde jäh durch deren frühen Tod mit 24 Jahren 1800 beendet. An ihre Stelle trat die jüngere Schwester Bettine, die 1811 seinen Freund Achim von Arnim heiratete.

Die Brüder Schlegel (siehe: Schlegelsweg), Tieck (siehe: Tiecksweg), Schelling (siehe: Schellingstraße), Novalis (siehe: Novalisweg) und viele andere gehörten zu seinem Freundeskreis. Einen bürgerlichen Beruf erwarb er ebenso wenig, wie er ernsthaft ein Studium absolvierte oder beendete. Die finanzielle Basis stellte der Halbbruder Franz aus dem Familienvermögen auch für Clemens Brentano sicher. Er war Dichter und Schriftsteller und hinterließ ein umfangreiches Werk: Novellen, Singspiele, Dramen, Gedichte, Märchen, Romane, Erbauungswerke.
Die stürmische Liebe zu Sophie Mereau (27.3.1770 Altenburg – 31.10.1806 Heidelberg), einer mit einem Universitätsprofessor unglücklich verheirateten Dichterin, führte nach deren Scheidung 1803 zu einer bewegten Ehe. Zwei gemeinsame Kinder starben wenige Wochen nach der Geburt, Sophie Mereau, verheiratete Brentano, starb im Oktober 1806 bei der Totgeburt des dritten Kindes. Hochstimmungen und Depressionen, krankhafte Eifersucht und egomanische Züge charakterisierten Clemens Brentano und erschwerten das Zusammenleben ebenso wie eine Freundschaft mit dem zeitlebens eher unglücklichen Dichter.

Stürmisch und von Eifersuchtsszenen begleitet war auch die zweite Ehe des Dichters nach der von den Familien 1807 erzwungenen Heirat mit Auguste Bußmann (1.1.1791-17.4.1832 Frankfurt am Main). Denn Clemens Brentano war zuvor mit der noch minderjährigen Geliebten durchgebrannt. Eifersuchtsszenen sowie Selbstmorddrohungen und -versuche als Mittel zur Bindung des Dichters schlugen fehl, die Ehe wurde 1812 geschieden.
Ab 1816 wandte der Dichter sich wieder verstärkt dem katholischen Glauben zu und legte 1817, wie sein Bruder Christian, in Berlin eine Generalbeichte ab. Von 1818 bis zu ihrem Tod 1824 weilte er am Krankenbett einer ehemaligen Augustinerin, der säkularisierten Nonne Anna Katharina Emmerick (um 8.9.1774 Coesfeld -9.2.1824 Dülmen) und befragte die Stigmatisierte täglich. Nach den Niederschriften verfasste Clemens Brentano Erbauungsbücher, deren erster Band 1833 mit großem Erfolg erschien. Zahlreiche Reisen und Wohnungswechsel bestimmten weiterhin das Leben des Dichters. Seine letzten Jahren verlebte er in München und fand eine letzte Freundin, die Malerin und Kunstsammlerin Emilie Linder (11.10.1797 Basel – 12.2.1867 München). Am 28. Juli 1842 starb er bei seinem Bruder Christian in Aschaffenburg.

Text: Beate Backhaus

Manche Autoren behaupten auch, dass Brentano unterdrückte homosexuelle Neigungen gehabt hätte. Und Felix Sassmannshausen stellt antisemitische Bezüge her. So schreibt Sassmannshausen in seinem, im Auftrag des Landes Berlin, erstellten Dossier zu Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: "Brentano war Mitglied in der frühantisemitischen Deutschen Tischgesellschaft [siehe zur Tischgesellschaft unter dem Eintrag Arnimstraße]. In seinen Schriften bediente er antijüdische und frühantisemitische Motive." Als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen gibt Sassmannshausen: "Kontextualisierung, gegebenenfalls Umbenennung." ( Felix Sassmannshausen: Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Erstellt im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus. Stand: Oktober 2021. Hrsg. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS), Berlin 2021, S. 221., unter: www.welt.de/bin/Dossier_bn-235636290.pdf