Berenberg-Gossler-Weg
Niendorf (1993); nach der Bankiersfamilie mit umfangreichem Grundbesitz in Niendorf, seit 1847 Vorbesitzerin des Geländes bis 1992
Die Familie Berenberg-Gossler kaufte 1847 ein Gelände im Niendorfer Gehege, was durch weiteren Zukauf schließlich 20 Hektar umfasste. 1881 wurde dort ein Haus mit 40 Zimmern erbaut.
Siehe auch: Stammannstraße
Siehe auch: Predöhlkai
Siehe auch: Schrammsweg
Siehe auch: Donnerstraße
Siehe auch: Burchardkai
Siehe auch: Siemssenstraße
Siehe auch: Goßlers Park
Siehe auch: Mutzenbecherweg
Siehe auch: Schrammsweg
Siehe auch: Donnerstraße
Siehe auch: Hermann-Behn-Weg
Der Berenberg-Gossler-Weg ist in der Liste der Straßennamen mit kolonialen Bezügen aufgeführt Siehe: https://geschichtsbuch.hamburg.de/wp-content/uploads/sites/255/2017/07/AB-SEK-I-Stra%C3%9Fennamen-Projekt-1.pdf
Die Brüder Hans Berenberg (1.11.1561 Lier - 10.1.1626 Hamburg) und Paul Berenberg (1566-1645) kamen Ende des 16. Jahrhunderts von Antwerpen nach Hamburg. Hans Berenberg gründete dort eine Firma, in die später sein Bruder Paul hinzukam. Über die Handlung schreibt Manfred Pohl: „Von den englischen Merchant Adventurers kauften sie Laken, (…), die sie weiterverkauften. Als Gegenleistung verkauften sie den Merchant Adventures Breslauer Röte, oberdeutschen Barchent, Indigo und Mullballen. Ferner importierten sie Gallen, [Pistazien] Mandeln, Kämme und Farbholz aus Marseilles, Kattun und Pfeffer aus Amsterdam, Cochenille [roter Farbstoff, gewonnen aus mexikanischen Schildläusen] und Ingwer aus San Lucar; Salz aus Lissabon, Roggen aus Archangelsk (…).“1)
Mit ihren Handlungsaktivitäten profitierten die beiden Brüder vom Kolonialismus. Durch ihre Heirat mit den Schwestern Anna und Francine Schnelling (Schelling), „deren Brüder sich als Kaufleute in New York, Haarlem, Amsterdam, Venedig und Sevilla niedergelassen hatten“ 2) waren sie geschäftsmäßig optimal vernetzt, um Rohstoffe und Kolonialwaren aus den zum Beispiel niederländischen und portugiesischen Kolonien gewinnbringend umzusetzen.
Die Firma wurde in den folgenden Jahrzehnten stets innerhalb der Familie an die Söhne weitergegeben. Hans und Anna Berenberg hatten sieben Kinder bekommen.
1747 wurde die Firma, die damals unter dem Namen „Rudolf Berenberg Witwe & Söhne“ firmierte „durch einen neuen Vertrag in die Firma ‚Paul und Johann Berenberg‘ umgewandelt“. 3) Die Firma beschränkte sich nicht nur auf den Handel, die Versicherungs- und Reedereigeschäfte nahmen erheblich zu.

„Nach dem Tod von Paul Berenberg im Jahre 1768 schloß Johann Berenberg [12.3.1718 Hamburg - 2.3.1772 Hamburg, Sohn von Senator Rudolf Berenberg und Anna Elisabeth Berenberg, geborene Amsinck und seit 1748 Mitinhaber der Berenberg-Firma] zum 1. Februar 1769 mit Johann Hinrich Gossler [1738-1790; siehe zu ihm weiter unten], der 1754 als Lehrling in die Firma eingetreten war und im Dezember 1768 die Tochter Elisabeth [1749-1822, siehe zu ihr weiter unten] das einzige noch lebende Kind von Johann Berenberg [und Anna Maria Berenberg, geborene Lastrop (siehe: Lastropsweg)], geheiratet hatte, einen Teilhaber-Vertrag. Die Firma wurde in ‚Johann Berenberg & Gossler‘ umbenannt.“ 4) Später erfolgte eine erneute Umbenennung in „Joh. Berenberg, Gossler & Co“.

Die Firma Berenberg-Gossler & Co. war zum Beispiel im Iberienhandel aktiv. Auch importierte sie im 18. Jhd. braunen Jamaica-Zucker und gehörte zu den ersten Kaufleuten, die in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts im Zuckerhandel Direktimporte aus Brasilien (wurde im 19. Jhd. unabhängig) vornahmen. Kim Todzi schreibt über den Zuckerhandel in Hamburg: „Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Hamburg zum größten Zuckerraffinationszentrum Europas. Der Rohzucker wurde vor allem in der Karibik auf Plantagen von versklavten Menschen angebaut und dann über London, Liverpool, Bordeaux, Cádiz und Amsterdam nach Hamburg verschifft, wo er für die europäischen Märkte weiterverarbeitet wurde. Hamburger Kaufleute und Gewerbetreibende waren so direkte Nutznießer*innen des sogenannten ‚Dreieckshandels‘, in welchem versklavte Menschen als ‚Waren‘ aus Afrika in die Karibik, von dort produzierte Rohstoffe wie Rohzucker nach Europa und von Europa wiederum Manufakturwaren, Stoffe, Waffen und Alkohol nach Afrika gehandelt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts waren in Hamburg die wichtigsten Gewerbe neben dem Handel die Zuckersiederei und die Baumwollveredelung. Produkte und Gewerbe also, die ganz elementar mit dem europäischen Kolonialismus, mit Plantagenwirtschaft und dem Versklavungshandel verbunden waren. Im Lauf des 19. Jahrhunderts konnten Hamburger Kaufleute durch die Ausbreitung des Freihandels, also der Beseitigung von Handelsmonopolen und anderen Handelshemmnissen, unter der Hegemonie des britischen Empires ihre Handelsaktivitäten weltweit ausdehnen.“ 5)
Und Jorun Poettering berichtet: „Der in Hamburg eingeführte Zucker kam zunächst von den Inseln Madeira und São Tomé, die sich Portugal im Zuge seiner Vorstöße in den Atlantik angeeignet hatte, bald aber vor allem aus dem etwas später eroberten Brasilien. Dort wurde der Zucker auf großen Plantagen durch versklavte Menschen angebaut, welche die Portugiesen erst aus der indigenen Bevölkerung rekrutierten, dann aber in zunehmendem Maße aus Afrika holten. Bis zum zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts war Portugal weltweit führend im Zuckerhandel. Danach wurden die Niederlande, England und Frankreich zu starken Konkurrenten, da diese nun selbst Zuckerrohr in ihren Kolonien anbauten. In der Folge brach in diesen Ländern die Nachfrage nach brasilianischem Zucker stark ein – und Hamburg wurde als Absatzort für den über Portugal gehandelten Zucker immer wichtiger.“ 6)
Manfred Pohl schreibt über die Entwicklung der Firma u.a.: „Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und vor allem der Beteiligung von Johann Hinrich Gossler trat (…) das Finanzierungsgeschäft immer stärker in den Vordergrund, ohne jedoch das eigene Warengeschäft zu vernachlässigen oder gar zu verdrängen.“ 7)
In Wikipedia heißt es über die wirtschaftliche Verstrickung der Berenberg-Firma in den Kolonialismus: „Hamburg war ein Zentrum des mitteleuropäischen Kolonialwarenhandels, insbesondere der Zuckerverarbeitung, im 18. und 19. Jahrhundert. Damit profitierten die Händler und die Stadt in ganz erheblichem Ausmaß von einer versklavungsbasierten Plantagenwirtschaft in Übersee. Vor diesem Hintergrund trugen zur Erholung der Geschäfte die Entwicklung des Handels mit Lateinamerika und die wachsenden Im- und Exportgeschäfte mit Nordamerika bei: 1822 waren die aufständischen spanischen Provinzen in Süd- und Mittelamerika durch die Vereinigten Staaten anerkannt worden. Damit war auch das Handelsmonopol Spaniens mit seinen Kolonien gefallen. In Furcht vor ähnlichen Ereignissen hatte England ebenfalls den unmittelbaren Handel mit seinen Kolonien geöffnet Berenberg, Goßler & Co. gehörte zu den führenden Hamburger Handelshäusern, die dieses 'Neuland' für sich erschlossen. Hamburg wurde anschließend zu einem Zentrum des sich entfaltenden Kolonialhandels. Astrid Petersson führt aus: 'Als Beispiel für ein bedeutendes, u. a. aufgrund seiner umfangreichen Zuckerimporte zu Wohlstand gelangtes Hamburger Handelshaus sei auf die Firma Joh. Berenberg, Goßler & Co. verwiesen. Ihre vielfältigen Zuckerimportgeschäfte in der Zeit nach 1814, insbesondere mit Brasilien, den USA und Ostasien, die teilweise eine Fortsetzung ihrer bereits Ende des 18. Jahrhunderts gepflegten Handelsbeziehungen darstellten, dürften wesentlich zum Erwerb ihres Vermögens beigetragen haben. In Verbindung mit ihrer Position als Merchant Bankers erwarb sich jene Firma eine angesehene Stellung über die Grenzen Deutschlands hinaus, die um 1830 nur wenige Handelshäuser aufzuweisen hatten'. Als das Handelshaus anfing in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen, hatte es sich zunächst in Philadelphia etabliert, wo es mit dem 'Tycoon des Atlantikhandels' und Sklavenhalter Stephen Girard zusammenarbeitete. Mit dem Hansisch-Amerikanischen Handelsvertrag von 1827 verschob sich der Schwerpunkt nach Bosten und New York. Berenberg Gossler beteiligte sich am Handel zwischen den 'Westindischen Inseln' (in Havanna wurde etwa Zucker, Kaffee und Baumwolle geladen), Hamburg (hier wurden die Waren aus Amerika gelöscht) und St. Petersburg (dort wurden russische Waren für Amerika geladen). Johann Heinrich Gossler (III) (1805–1879) heiratete eine junge, wohlhabende Amerikanerin aus Boston, hielt sich mehrmals in den Vereinigten Staaten auf. Er wurde 1829 Teilhaber. Sein jüngerer Bruder Gustav Gossler (1813–1844) assoziierte sich in Boston mit Carl (Charles) Knorre (1804–1848), einem Sohn des Oberalten Georg Knorre, zu Gossler & Knorre (später Gossler & Cie.). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zählte Joh. Berenberg, Gossler & Co zu den führenden Merchant-Banking-Häusern Hamburgs.
Mit dem Ziel, Kolonisten in Brasilien anzusiedeln, gründete sich 1849 der Colonisations-Verein von 1849. Das Unternehmen Joh. Berenberg, Gossler & Co wurde kurz darauf Anteilseigner des Vereins. Im Rahmen der Aktivitäten in Südamerika zählte Berenberg zu den Mitgründern der Hamburg-Südamerikanischen-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Das Bank- und Handelshaus gehörte zu den 'ersten und hauptsächlichsten direkten Importeure aus Brasilien', wobei die Einfuhr von Zucker die Hauptrolle spielte. 1872 gehörte Berenberg neben sechs anderen zu den Gründern der Deutsch-Brasilianischen Bank in Hamburg, die jedoch bereits 1875 insolvent anmelden musste. Die Deutsch-Brasilianischen Bank beteiligte sich an der Vergabe einer Hypothek an die Fazenda Santa Maria, zu der 288 Sklaven gehörten.“ 8)
Zu einigen Familienmitgliedern der Berenberg-Gosslers:

Johann Hinrich Gossler (18.8.1738 Hamburg – 31.8.1790 Hamburg) „war einer der führenden Bankiers und Kaufleute in Hamburg des 18. Jahrhunderts.“ 9) Im Alter von 30 Jahren heiratete er die damals 19-jährige Elisabeth Berenberg (2.12.1749 Hamburg – 16.1.1822 Hamburg), „Tochter von Johann Behrenberg und einzige Erbin der Bankiersfamilie Behrenberg.“ 1). Das Paar bekam zehn Kinder, das letzte, als Elisabeth Gossler 38 Jahre alt war (1770, 1771, 1774, 1775, 1777, 1778, 1779, 1782, 1784, 1787). Drei Kinder starben im Kindesalter. 10)

„Im Jahr 1788 wurde Ludwig Erdwin Seyler (1758–1836) Teilhaber des Unternehmens Er war seit 1775 Mitarbeiter der Firma gewesen und hatte 1788 Anna Henriette Gossler (1771–1836), die älteste Tochter der Firmeninhaber Johann Hinrich Gossler und Elisabeth Berenberg, geheiratet. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm Seyler 1790 die Leitung des Unternehmens. Der Firmenname wurde 1790 in 'Joh. Berenberg, Goßler & Co.' geändert, um seinen Eintritt in das Unternehmen widerzuspiegeln; Seyler 'ist sozusagen der ‚Co.‘ im Firmennamen'. Seither ist der Firmenname unverändert geblieben. Seyler baute als einer der ersten deutschen Kaufleute Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten und Ostasien auf.“ 11)
Nach dem Tod ihres Ehemannes wurde die damals 40-jährige Elisabeth Gossler als erste Frau Komplementärin (persönlich haftende Gesellschafterin) des Handels- und Bankhauses Berenberg. Dies war sie von 1790 bis 1800. 12)

Ihr Sohn Johann Heinrich Gossler (28.3.1775 Hamburg – 3.4.1842), der beim Tod seines Vaters erst 15 Jahre alt gewesen war, übernahm im Alter von 23 Jahren (1798) die Bankgeschäfte. Im selben Jahr heiratete er die damals 21 Jahre alte Marianne Schramm (23.11.1777 Hamburg – 18.2.1824 Hamburg), Tochter des Kaufmanns Gottfried Schramm (siehe: Schrammsweg) und seiner Ehefrau Susanna Katharina Krohn, eine Senatorentochter. Das Paar bekam acht Kinder, das letzte, als Marianne Gossler 36 Jahre alt war (1799, 1800, 1802, 1805, 1806, 1808, 1811, 1813). Ein Kind starb im Kindesalter.13)
Marianne und Johann Heinrichs Sohn Heinrich Gossler (28.3.1805 Hamburg – 10.9.1879 Hamburg) wurde Kaufmann. Er wohnte mit seiner Frau in einer Wohnung am Holzdamm , zog 1833 in ein eigenes Haus an die Esplanade. „Die Sommermonate verbrachte die Familie im eigenen Haus in Niendorf.“ 14) Heinrich Gossler, der nach dem Tod seines Vaters die Firma Joh. Berenberg, Gossler und Co. mit seinem Bruder Wilhelm fortgeführt hatte, verlagerte seine Kaufmannsgeschäfte immer mehr auf das Bankgewerbe. Im Alter von 24 Jahren (1829) hatte er die damals 19jährige Amerikanerin Mary Elizabeth Bray (6.71810 Boston – 18.4.1886 Hamburg) geheiratet. Das Paar bekam sieben Kinder, das letzte, als Mary Elizabeth 39 Jahre alt war (1830, 1832, 1834, 1835, 1839, 1845, 1849). Ein Kind starb im Kindesalter.15)
In seiner Zeit als Firmeninhaber wurden 1878 "Anteile an der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee-Inseln zu Hamburg (DHPG) [erworben]. Die Gesellschaft kaufte Land, Plantagen, Produktionsstätten und Schiffe von Godeffroy & Sohn [siehe: Goedefrroystraße] und baute unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Baumwolle an.“ 16)
Einer der Söhne des Paares, Johann von Berenberg-Gossler (13.2.1839 Hamburg – 12.8.1913 Hamburg) übernahm die Firma. Er heiratete im Alter von 25 Jahren (1864) die damals 21jährige Amalie Donner (24.12.1843 Altona – 10.4.1916 Wiesbaden), Tochter des Kaufmanns und Senators Johann Julius Donner (siehe: Donnerstraße). „Sie bewohnten zunächst zwei Etagen in der Ferdinandstraße Nr. 26 in Hamburg. Nach der Geburt von neun Kindern erwarb Berenberg-Gossler 1885 für die Familie ein Haus am Alsterglacis Nr. 8. Das Anwesen in Niendorf, das er von seinem Vater erbte, vergrößerte er durch Zukäufe und ließ dort 1881/82 eine Villa erbauen. 1912 stiftete Berenberg-Gossler in Niendorf eine Warteschule, deren Gebäude heute als Behrenberg-Gossler-Haus bekannt ist und als kulturelle Begegnungsstätte dient.“17)
Die Kinder des Paares wurden geboren 1865, 1866, 1868, 1869, 1871, 1874, 1880, 1883, und ein Kind zwischen 1848 und 1902. 18)
„1891 gründete Johann Berenberg-Gossler als Vertreter der Bank die Kolonialgesellschaft Chocolá-Plantagen-Gesellschaft in Hamburg. Zweck dieser Gesellschaft war der Erwerb und Betrieb von Plantagen in Guatemala, insbesondere von Kaffee- und Zuckerrohrplantagen, ferner von Weideland. Die Gesellschaft gab 2600 Aktien zu 1000 Mark und Anleihen heraus. Mit diesem Kapital übernahm sie zunächst die Plantage Chocolá in Suchitepéquez, Guatemala. Auf dem Latifundium lebten und arbeiteten mozos colonos, Landarbeiter der zu den Maya gehörenden Ethnie der O'equi'. Diese wurden infolge liberaler Reformen ihrer gemeinschaftlich genutzten Landflächen enteignet und durch den oligarchisch geprägten Staat Guatemalas gesetzlich zum mandamiento verpflichtet. Die im Hochland lebenden Gemeinschaften der Q’eqchi’ mussten Männer und Frauen zur Arbeit auf die Plantagen schicken. (...). Diese Art der Bewirtschaftung führte zu großen Profiten. (...). Als es 1897 aufgrund des verfallenden Kaffeepreises zu Unruhen kam, gehörte die Berenberg Bank mit 50 anderen Gläubigern zu den Unterzeichnern einer Petition, in der sie im Rahmen deutscher Kanonenbootpolitik forderten, ein Kriegsschiff zu entsenden. Mit dem Eintreffen des Kreuzers Geier im Jahr 1899 vor Ort wurden die Hamburger Forderungen erfüllt. Am 14. Dezember 1923 wurde der Besitz der Central American Plantation Corporation (CAPCO) überschrieben. Teil der Transaktion waren die Gebäude, die natürlichen Ressourcen und sogar die Schulden der Arbeiter. Die Maya auf den Plantagen wurden als Teil der Ländereien angesehen und mit diesen verkauft.“ 19)
Und weiter heißt es im Wikipedia Eintrag zur Berenberg Bank und deren koloniale Bestrebungen sowie Aktivitäten mit denen sie auf Kosten der indigenen Bevölkerung großen Profit machten: "Da die koloniale Expansion des Deutschen Reiches 1884 Gewinne versprach, investierte Ernst Gossler [der mit Johann Berenberg-Gossler im Bankunternehmen tätig war] 150.000 Mark in die Africanische Dampfschiffs-Actien_Gesellschaft (Woermann-Linie) [siehe zu Woermann unter: Cornelius-Fredericks-Stieg], die zu den bedeutendsten Reedereien in der Afrikafahrt zählte. Johann Berenberg-Gossler wurde ferner zur Gründung am 5. Juni 1885 zum Aufsichtsrat der Woermann-Linie bestellt. 1895 schied Berenberg-Gossler wieder aus dem Aufsichtsrat aus. Berenberg-Gossler und Carl Woermann gehörten zu einem Netzwerk von Kaufleuten, die schon 1871 gemeinsam die Hamburg Süd gegründet hatten.
Ebenfalls als Investor war Berenberg-Gossler an der Gründung der Kamerun Land- und Plantagengesellschaft (KLPG) einem Projekt von Adolph Woermann beteiligt. (...) 1884 wurde Kamerum eine Kolonie des Deutschen Reichs. Das Plantagenunternehmen in Kamerun war kapitalintensiv – der geschäftliche Erfolg war 'maßgeblich von außerökonomischem Zwang und ausgeübter oder angedrohter physischer Gewalt gegenüber den (zwangs-)beschäftigten Afrikaner*innen abhängig'. Es erfolgte der massive Einsatz von Zwangsarbeitern, die durch die Kolonialregierung durch als solche bezeichnete 'Strafexpeditionen' rekrutiert wurden. Auf den Plantagen waren diese dann dem Leid 'nicht nur durch Überwachung, Gängelung und brutale körperliche Bestrafung durch die Vorgesetzten, sondern auch durch Unterversorgung und Krankheiten aufgrund von unzureichenden hygienischen Einrichtungen, die zu teilweise drastischen Sterblichkeitsraten führten“ unterworfen. Die KLPG ist als 'Keimzelle der kolonialen Plantagenökonomie in Kamerun' anzusehen. 1895 begann dann unter Jesko von Puttkamer die 'Inwertsetzung' der Kolonie: Bis 1900 wurde das gesamte fruchtbare Land des Kamerunbergs an Plantagengesellschaften vergeben und die dort lebenden Bakweri vertrieben." 20)
Der älteste Sohn John von Berenberg-Gossler (22.10.1866 Hamburg – 14.7.1943 Hamburg) übernahm das Bank- und Handelshaus Johann Berenberg, Gosler & Co. (Berenberg-Bank) und heiratete im Alter von 27 Jahren (1893) Anna Lisette (24.9.1870 Hamburg – 15.9.1928 Hamburg), geb. Stammann, Enkelin des Architekten Franz Georg Stammann (siehe: Stammannstraße). Das Paar bekam 1894 eine Tochter (Anna). Diese heiratete 1919 einen Sohn von Bürgermeister Max Predöhl (siehe: Predöhlkai). „1904 wurde von Berenberg-Gossler in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt, der er bis 1908 angehörte. Am 20. Februar 1908 wurde von Berenberg-Gossler in den Senat gewählt. Dies geschah gegen den Willen seines Vaters, der ihn daraufhin von der Firmennachfolge ausschloss. Sein jüngerer Bruder Cornelius Freiherr von Berenberg-Gossler (1874–1953) erbte statt seiner die Bank. (…) Am 27. März 1919 trat der bisherige Senat geschlossen zurück. In der folgenden Neuwahl wird von Berenberg-Gossler am 28. März 1919 mit Stimmen der SPD wiedergewählt. Diesem neuen Senat gehörte er als parteiloser Bausenator bis zum 22. September 1920 an. Am 27. August 1920 wurde er zum Dienst beim Auswärtigen Amt einberufen, und zum 1. Oktober 1920 trat er das Amt des deutschen Botschafters in Rom an. Am 5. November 1920 erhielt er das Beglaubigungsschreiben der italienischen Regierung. Er amtierte bis zum 23. Dezember 1921 als Botschafter, (…). Von 1923 bis 1925 war er Vorsitzender der Hamburger Bank von 1923 (…). Er wirkte außerdem als Handelsrichter und hatte einige Posten in Aufsichtsräten unterschiedlicher Firmen, (…) Er war Vorstandsmitglied des nationalistischen Hamburger Nationalklubs. Anfang 1933 brachte ihn die Hamburger DNVP als parteilosen Ersten Bürgermeister eines Rechtssenats aus DNVP, NSDAP, DVP und Staatspartei ins Gespräch. Die NSDAP bestand jedoch auf ihrem Kandidaten Carl Vincent Krogmann.“ 21) "Zusammen mit seinen Brüdern Cornelius und Andreas trat er zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.001.261)." 22)
Der Bruder: Cornelius Freiherr von Berenberg-Gossler (2.3.1874 Hamburg – 29.9.1953 Hamburg) war von 1913 bis 1953 Inhaber der Berenberg Bank. Er heiratete im Alter von 24 Jahren (1898) die damals 20-jährige Nadia Clara von Oesterreich (14.2.1878 St. Petersburg – 7.10.1962 München). Das Paar hatte fünf Kinder, geboren 1899, 1901, 1905, 1909, 1911. 23)
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam die Bank in finanzielle Schwierigkeiten, so dass Cornelius Berenberg-Gossler 1931 „die Geschäfte seiner Bank auf die Darmstädter und Nationalbank (Danat) überleiten und sein Haus schließen [musste].“ 24)
Als dann die Danat in der Dresdner Bank aufging, erhielt Cornelius Berenberg-Gosslner nach Verhandlungen 1932 den Firmennamen Joh. Berenberg. Gossler & Co. zurück. Seine geschäftlichen Aktivitäten konzentrierte Cornelius Berenberg-Gossler fortan nur auf die Verwaltung des „Berenbergschen Vermögens, das in der Hauptsache aus Aktien der Ilseder Hütte bestand, in der er auch einen Sitz im Aufsichtsrat hatte. (…) In der Berenberg-Beteiligung Ilseder Hütte wurden in beiden Weltkriegen Zwangsarbeiter zum Erzabbau und in der Stahlerzeugung eingesetzt. Anfang 1944 waren es insgesamt etwa 2.288 Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter Die Berenberg Bank gehörte später zu den Unternehmen, die Geld zur Entschädigung von Zwangsarbeitern in die Stiftung „‘Erinnerung, verantwortung und Zukunft‘ einzahlten“ 25)
Cornelius von Berenberg-Gossler war 1918 in die DVP (Deutsche Volks Partei) eingetreten. „Nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 [plante Berenberg-Gossler, in die NSDAP einzutreten. Auf Anfrage versicherte ihm der Filialdirektor der Dresdner Bank in Hamburg, Paul Salomon, dass sich keiner der jüdischen Freunde verletzt fühlen werde und ermunterte ihn dazu, ‚weil in die Partei Leute gehen müssten, die nicht antisemitisch seien‘.“ 26)
Cornelius von Berenberg-Gossler trat zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.039.123) 27)
„Die Gründe für diesen Schritt sind unterschiedlich beurteilt worden. Die Herausgeber seiner Tagebucheinträge von 1933 meinen, dass hier nüchternes Kalkül eine Rolle spielte. Frank Bajohr führt in seinem Nachwort aus, dass Berenberg-Gossler weder im Sinn einer inneren Einstellung vorging noch unmittelbarem Zwang folgte, sondern so handelte, wie er es ‚unter den obwaltenden Umständen […] für sinnvoll‘ hielt. Dazu hat wohl besonders die Einschätzung beigetragen, dass die neue Macht im Staat auf Dauer bleiben werde und der Föderalismus am Ende sei. So begrüßte Berenberg-Gossler in seinem Tagebuch etwa die Gleichschaltung der Länder und hielt sogar den Fortbestand des Hamburger Senats für überflüssig; es sei gut, dass Deutschland nun einheitlich von Berlin aus regiert werde.
Die Hamburger Wirtschaftshistorikerin Renate Hauschild-Thiessen betonte hingegen besonders die Absicht Berenberg-Gosslers, den nationalsozialistischen Antisemitismus von innen heraus zu bekämpfen. Auch dafür gibt es Anhaltspunkte. So setzte er sich im April 1933 mehrfach persönlich bei dem Gauleiter und Reichskommissar von Mecxklenburg-Lübeck, Friedrich Hildebrandt, für die Freilassung des jüdischen Gutsbesitzers Ernst Lebenbaum, des Sohns eines Geschäftsfreunds, aus der Schutzhaft ein und war damit auch erfolgreich. In der Gesellschaft der Freunde der Hamburgischen Universität trat er offensiv für deren jüdische Mitglieder ein. Zahlreiche seiner Geschäftsfreunde und persönlichen Freunde waren Juden und er zögerte nicht, ihnen beizustehen. Zwar war er kein prinzipieller Gegner jeden Antisemitismus, so vermerkte er etwa in seinem Tagebuch, man müsse die Juden ‚zurückhalten‘, aber den ‚besseren Elementen die Möglichkeit geben, sich zu assimilieren‘, und ein ‚zu großer Einfluß der Juden in Deutschland‘ habe gewiss zurückgedrängt werden müssen, jedoch niemals in den ‚unmenschlichen‘ Formen, wie es heute geschehe. Den nationalsozialistischen Antisemitismus lehnte er aber entschieden ab und machte auch kein Hehl daraus. (…).“ 28)
1934 trat Cornelius Berenberg-Gossler aus der NSDAP aus. „Er legte seine Gründe in einem Schreiben an die Kreisleitung ausführlich dar: die Missachtung bürgerlicher Freiheiten, die Kirchenfeindschaft des Regimes und vor allem den Antisemitismus.“ 29)
Sein Enkel Daniel Sprenger erzählte in einem Interview dem NDR, dass im Frühjahr 1938 eine Delegation der Nationalsozialisten zum Haus seines Großvaters im Niendorfer Gehege kamen. „Die sahen das Haus und sagten zu meinem Großvater, sie würden es gerne mieten und ein NS-Schulungsheim einrichten. Das war meinem Großvater völlig contre coeur. Er ist in sein Büro gefahren und hat zwei Abbruchunternehmer kommen lassen und hat ihnen gesagt: 'Nicht der Preis ist das Entscheidende, sondern ein absolut wasserdichtes Zertifikat, dass das Haus abbruchreif und nicht bewohnbar ist. Das steht an erster Stelle. An zweiter Stelle steht die Schnelligkeit des Abrisses. Und erst an dritter Stelle der Preis.' Dann hat einer dieser Unternehmer den Auftrag bekommen und das Haus innerhalb von zwölf Tagen abreißen und beseitigen lassen. Restlos.“ 30)
Über Cornelius Behrenberg-Gosslers Sohn Heinrich Freiherr von Berenberg-Gossler (9.11.1909–17.5.1997) heißt es im Wikipedia Eintrag zur Berenberg Bank, dass er 1935 Firmenteilhaber wurde. „Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an Aktivitäten, mit dem Zweck über die Deutsch-Südamerikanische Bank die britische Seeblockade zu umgehen. Geplante Tarngeschäfte über Italien kamen kaum über das Planungsstadium hinaus. Heinrich von Berenberg-Gossler war V-Mann des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS und lieferte einen ‚Erfahrungsbericht über Italien‘an den SD-Leitabschnitt Hamburg, welcher ihn an das Reichssicherheitshauptamt weiterleitete. In dem Schreiben wird Berenberg-Gossler als Mitarbeiter der Deutsch-Südamerikanische Bank bezeichnet.“ 31)
1948 öffnete das Bankhaus wieder. Zur weiteren Entwicklung der Berenberg Bank siehe im Wikipedia Eintrag dazu.