Am Ohlendorffturm
Rahlstedt (1948): Gustav Hermann Ohlendorff (19.11.1848 Bennigsen bei Hannover - 2.2.1906 Alt-Rahlstedt), Gemeindevorsteher von Altrahlstedt von 1893-1906 und Amtsvorsteher von 1895-1906
Siehe auch: Grubesallee
Von 1912 bis 1948 hieß die Straße Ohlendorffstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Am Ohlendorffturm umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Ohlendorffstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Gustav Hermann Ohlendorffs Vater „war Lehrer und Küster an der Garnisonsschule Hannover. Seine Mutter Dorothea Emma verstarb 1855, als er erst sechs Jahre alt war.“ 1)
Gustav Hermann Ohlendorff besaß einen Hof im Zentrum von Alt-Rahlstedt, den er mit seiner Ehefrau Magda Catharina, geb. Rabe (1852-1937), seiner Tochter Tony und den Söhnen Ernst und Oscar bewirtschaftete, die ebenfalls auf dem Hof lebten. Nach dem Tod von Gustav Hermann Ohlendorff lebte Magda Catharina Ohlendorff mit ihrem Sohn Ernst (geboren 1880) in der um 1905 erbauten Ohlendorff-Villa auf der Hermannshöhe. Nachdem Ernst Ohlendorff 1915 im Ersten Weltkrieg als Soldat getötet worden war, zog Magda Catharina Ohlendorff aus der Villa aus, verblieb in Rahlstedt noch bis 1924 und zog dann nach Hamburg. 2)
Gustav Hermann Ohlendorff fungierte von 1893 bis zu seinem Tode 1906 als Gemeindevorsteher in Alt-Rahlstedt. "Während seiner Amtszeit verwandelte sich das kleine holsteinische Dorf zusehends in einen Hamburger Vorort. Der Dichter Detlev von Liliencron (1844-1909), [siehe: Liliencronstraße] seit 1901 ebenfalls in Alt-Rahlstedt zu Hause, lobte dessen Wirken in überschwänglichen Worten: Im Feuilleton der Hamburger Nachrichten schrieb er 1905, ‚unser prächtiger (...) Amts- und Ortsvorsteher, Herr Ohlendorff, (...) [tut sein] Bestes, um allen Anforderungen gerecht zu werden.‘" 3) Gustav Hermann Ohlendorff setzte sich dafür ein, dass in Altrahlstedt ein Elektrizitätswerk erbaut (eingeweiht 1898 in der Bachstraße (Schweriner Straße) und eine Fernsprecheinrichtung in der Bahnhofstraße 25 errichtet wurden (Einweihung 1900). Auch sorgte Gustav Hermann Ohlendorff dafür, dass ab 1904 eine elektrische Kleinbahn zwischen Altrahlstedt und Volksdorf ihren Betrieb aufnahm.
Die Verdienste Ohlendorffs würdigten die Bürgerinnen und Bürger Altrahlstedt mit dem Bau des Ohlendorffturms. Dazu schreibt Alexander Fromhagen: „Fast fünfzig Jahre lang, nämlich von 1907 bis 1956, prägte in der Nähe des kleinen Waldstücks ‚Hegen‘ der ungefähr fünfzehn Meter hohe Ohlendorffturm das Erscheinungsbild Alt-Rahlstedts. Der Turm, der ein wenig wie der Rest einer mittelalterlichen Burg anmutete, stand am Ende der Feldstraße (heute: Brockdorffstraße), an der Abzweigung zur Ohlendorffstraße (heute: Am Ohlendorffturm ) in Richtung Hegen. Schon kurz nach Ohlendorffs Tod am 2. Februar 1906 reifte die Idee heran, ihm zu Ehren ein Denkmal zu errichten. Einer der Hauptinitiatoren war offenbar der Fabrikant Edward Grube, [siehe: Grubesallee] der in Alt-Rahlstedt ein Eisenwerk betrieb. Zahlreiche Geld- und Sachspenden von Familien und Firmen aus Rahlstedt und Hamburg ermöglichten bereits ein Jahr später den Baubeginn des ‚Ohlendorff-Gedächtnisturms‘, der dann schließlich im August 1908 eröffnet wurde.“4) Der Turm wurde 1957 abgerissen.
Ob und in welchem Verwandtschaftsverhältnis Gustav Herrmann Ohlendorff mit Heinrich von Ohlendorff stand, nach dem in Hamburg die Straßen Ohlendorffs Tannen und Heinrich-von-Ohlendorff-Straße benannt sind, ist nach Aussagen von Alexander Fromhagen nicht eindeutig. Alexander Fromhagen schreibt dazu: „Die verwandtschaftlichen Beziehungen der Ohlendorffs aus Rahlstedt und der von Ohlendorffs aus Volksdorf sind Gegenstand der genealogischen Forschung. Vermutlich gab es gemeinsame Vorfahren im 18. Jahrhundert, gesicherte Erkenntnisse liegen derzeit aber nicht vor.“ 5)