Parsifalweg
Rissen (1956), Oper von Richard Wagner.
Siehe auch Tannhäuserweg
Siehe auch: Rienziweg
Siehe auch: Tristanweg
Siehe auch: Sentastraße
Siehe auch: Lohengrinweg
Siehe auch: Ortrudstraße
Siehe auch: Isoldeweg
Siehe auch: Wagnerstraßenbrücke
„Parsifal (…) ist das letzte musikdramatische Werk von Richard Wagner [siehe: Wagnerstraßenbrücke]. Wagner selbst bezeichnete das dreiaktige Stück als ein Bühnenweihfestspiel und verfügte, dass es ausschließlich im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt werden sollte. (…)
Einige der Figuren, insbesondere Titurel, Amfortas, Klingsor und Parsifal, gehen auf das Anfang des 13. Jahrhunderts entstandene Versepos Parzival zurück, das im 8. Jahrhundert spielt. Die eigentliche Handlung basiert aber nur lose auf dem Versepos und ist in vielen Details Wagners eigene Schöpfung. Insbesondere die Figur der Kundry als zugleich Zauberweib und Büßerin, aber auch die Schreibweise Parsifal (und die wissenschaftlich nicht haltbare Etymologie, die Parsifal mit dem Fal Parsi, dem reinen Toren, gleichsetzt) sind eigene Interpretationen bzw. Schöpfungen Wagners. Neben christlichen Reliquien Gral und Heiliger Speer finden sich auch buddhistische Ideen und insbesondere die Idee der Reinkarnation, die dem Parzival-Epos völlig fremd sind.“ 1), heißt es in Wikipedia.
Peter Lutz gibt folgende Interpretation des Inhalts der Oper „Parsifal“: „Wie immer hat sich Wagner davor gehütet, eine offizielle Interpretation des Werkes zu hinterlassen. Er hat jedoch einige interpretatorische Hinweise gegeben, wie zum Beispiel, dass die Suche nach Erlösung und Wiedergeburt das Kernthema bildet. (…) Ob die Aussage nur christlich oder universeller, mythischer Natur ist, ist umstritten. (…) Wagner schrieb in seinen späten Jahren während und nach der Komposition des Parsifal in seinen Bayreuther Blättern einige Aufsätze, die den Stoff sogar in die arische, antisemitische Ecke stellen. (…)
Von christlicher Nächstenliebe ist in dieser Oper seltsam wenig zu spüren, umso mehr dreht sich alles um die Erlösung, Wagners Lebensthema. Fast alle Figuren, die den ‚Parsifal‘ bevölkern, wollen auf irgendeine Weise erlöst werden. Amfortas von seinen körperlichen Schmerzen, Kundry von ihren seelischen Qualen, Gurnemanz und die Ritter von der unfreiwilligen Aufgabe des Rituals, und selbst Parsifal wird durch Kundrys Kuss erlöst. Bei letzterem sprach Wagner sogar von der ‚Erlösung des Erlösers‘.
Eine weitere wichtige Interpretationsdimension findet sich in der venezianischen Begierde. Oberflächlich betrachtet finden wir in der Gralsschale Symbole des Weiblichen und im Speer des Männlichen. Die Ritter können die lebensspendende Wirkung des Gralsrituals nur mit vereinter Lanze und Schale erfahren, obwohl ihnen Keuschheit auferlegt wird. Amfortas wurde mit Kundry unkeusch und musste dafür büßen. Klingsor wollte dieser schweren Prüfung entgehen und entmannte sich. Eine solche Keuschheit war jedoch unangemessen, da sie als ‚Entsagung‘ von innen kommen musste. Folglich wurde Kingsor verstoßen und wurde zum Rächer. (…) Eine einzigartige Figur ist Kundry, die sich in beiden Welten bewegt. Noch im Tannhäuser trennte Wagner die Hure (Venus) und die Heilige (Eva) säuberlich voneinander. Im Parsifal ist Kundry die undurchsichtige Dienerin in Montsalvat und ‚Hure‘ in Klingsors Reich, und wird zu einer schizophrenen Frau, immer auf der Suche nach Erlösung durch einen Reinen, der ihren Verführungskünsten widerstehen und Tränen und Mitleid in ihr auslösen kann.“2)
„Parsival“ und Antisemitismus
Über die Bremer Aufführung der Oper „Parsifal“ im Jahre 2016 schrieb der Journalist Bernd Schirrmeister einen kritischen Kommentar unter der Überschrift: „Antisemitischer Parsival. Wunschwelt ohne Juden. Dass Richard Wagners Judenhass-Gesamtkunstwerk ‚Parsival‘ in Bremen zum 75. Jahrestag des Beginns der Shoah aufgeführt wird, dürfte nicht sein“. In diesem TAZ-Artikel heißt es u. a. : „‘Eine Mischung aus christlichem Erlösungsmythos, fernöstlicher Philosophie, ästhetisiert-politischem Weltentwurf und pointiert frauenfeindlicher Entsagungsideologie‘ verheißt die Dramaturgie. (…)
Adolf Hitler sagt: Ja! ‚Aus ‚Parsifal‘ baue ich mir meine Religion‘, ließ er seine Vertrauten wissen. Schon früher hatte er diese Oper umfassend gedeutet: ‚Da wird der unwissende, aber reine Mensch in die Versuchung gestellt, sich in dem Zaubergarten Klingsors der Lust und dem Rausch hinzugeben‘, so Hitler. Er beruft sich auf eine tiefe Geistesverwandtschaft: ‚Mir sind die Gedankengänge Wagners aufs Innigste vertraut.‘
Tatsächlich war es ja Wagner gewesen, der davon träumt, ‚alle Juden in einer Aufführung des Nathan zu verbrennen‘. Großartig verdichtet, in ungewohnter Kürze, kondensiert diese Äußerung die Bestandteile des ‚Parsifal‘: Kunst, Religion und Humanität – und schon brennen die Juden. Ein ‚derber Scherz‘ sei das gewesen, notiert Gemahlin Cosima im Tagebuch. (…)
[Wagner] lässt sich (…) nicht auf seinen Antisemitismus reduzieren, weder der Mann noch seine Opern, nicht einmal ‚Parsifal‘. Auch wenn es ihr gelingt, Musik, Text, Ideologie und Leben des Urhebers in Übereinstimmung zu bringen, ist die von Marc A. Weiner, von Paul Lawrence Rose, von Hartmut Zelinsky oder auch von Joachim Köhler freigelegte Lesart, ‚Parsifal‘ als Gesamtkunstwerk des Judenhasses zu verstehen, nicht die einzig mögliche.
Sie ist aber, und das ist hier entscheidend, möglich und sie ist plausibel. Sie ist seit 40 Jahren virulent und, obschon viel geschmäht, unwiderlegt. Ein tätiger, blutideologischer Antisemitismus, Verbrechen gegen die Menschheit, das sind beobachtete dokumentierte Folgen dieser Kunst.
Deswegen wäre die Verbreitung dieses Werks zu hemmen, so, wie die Verbreitung volksverhetzender Schulhof-CDs gehemmt wird. Es an staatlich subventionierten Opernhäusern für 100 Jahre zu sperren, wäre eine Maßnahme, oder wenigstens, es verpflichtend in ein didaktisches Korsett zu packen, das ekstatische Anwandlung von vornherein zerdrückt.“3)
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Wagner war überzeugter Antisemit und Verfasser der antisemitischen Schrift ‚Das Judentum in der Musik‘ (1850). Werk und Weltbild lassen sich u. a. deshalb nicht trennen.“4) Deshalb gibt Sassmannshausen auch für die Berliner Lohengrinstraße die Handlungsempfehlung: „Umbenennung.“, da das Werk von Wagner stammt. Folgt man Sassmannshausen Argumentation müssten auch die anderen nach Wagneropern benannten Straßen umbenannt werden.