Tannhäuserweg
Rissen (1938): Tannhäuser (ca. 1205-1270), Minnesänger auch Oper von Richard Wagner.
Siehe auch: Wagnerstraßenbrücke
Siehe auch: Meistersingerweg
Siehe auch: Lohengrinweg
Siehe auch: Tristanweg
Siehe auch: Sentastraße
Siehe auch: Rienziweg
Siehe auch: Isoldeweg
Siehe auch: Ortrudstraße
Siehe auch: Parsifalweg
Der Tannhäuserweg wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. Siehe zum Thema Wagner und der Nationalsozialismus, unter: Wagnerstraßenbrücke.
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Wagner war überzeugter Antisemit und Verfasser der antisemitischen Schrift ‚Das Judentum in der Musik‘ (1850). Werk und Weltbild lassen sich u. a. deshalb nicht trennen.“1) Deshalb gibt Sassmannshausen für die Berliner Lohengrinstraße die Handlungsempfehlung: „Umbenennung.“1), weil sie nach der von Richard Wagner komponierten Oper „Lohengrin“ benannt ist.
Im Lexikon „Das geheime Wissen der Frauen“ steht unter „Tannhäuser“: „‘Bewohner des Hauses Tann‘, ein Heros, der im Venusberg, dem magischen Berg der Göttin, lebte. Tann, Dann, Danu, Diane, Tannetis und Dennitsa waren unterschiedliche Namen der gleichen Göttin (Venus), die von Tannhäuser in der Gestalt ihrer sterblichen Priesterin, der Königin Sibylle verehrt wurde. Die tannhäusersage ließ eine beträchtliche Feindschaft gegenüber der Autorität des Papstes erkennen und empfahl den Kult der Göttin als Alternative zum Christentum.“ 2)
Richard Wagners Oper „Tannhäuser“
Laut Wikipedia ist die Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg[ (..) eine romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner, die auf der traditionellen Volksballade Tannhauser und dem Sängerkrieg auf der Wartburg aufbaut. Die Oper thematisiert den Zwiespalt zwischen profaner und sakraler Liebe und die Erlösung durch Liebe – ein Leitthema, das sich auch durch viele von Wagners späten Werken zieht.“ 3)
In der Ankündigung der Tannhäuser Inszenierung in der Hamburgischen Staatsoper für den April 2022 steht zum Inhalt der Oper: „Ein Künstler im Widerspruch – zu sich selbst, zur Gesellschaft, zur geliebten Elisabeth, zur erotischen Faszination der Venus. In der mittelalterlichen Legende vom Sängerkrieg sucht Richard Wagner in den Jahren vor der Revolution von 1848, die scheitern und ihn zum steckbrieflich gesuchten Flüchtling machen wird, nach Antworten. Ist Konformität der Tod der Kunst? Gibt es eine unmittelbare Wahrheit jenseits von Moral und Kirche? Wie groß ist die Kraft der Liebe? Im Scheitern des Minnesängers spiegelt sich auch Wagners jahrzehntelanger Kampf um Anerkennung. Immer wieder befasste er sich mit dem Werk, die Uraufführung in Dresden 1845 stieß auf Unverständnis, die Erstaufführung in Paris 1861 wurde zum Skandal. ‚Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig‘, war Wagners Resümee kurz vor seinem Tod.“ 4)
Hubert Muslitz fasst in seinem Blog „Richard Wagner Leitmotive“ den Inhalt der Oper „Tannhäuser“ in 10 Sätzen zusammen. Diese sollen an dieser Stelle wiedergegeben werden: „1. Tannhäuser ist des genossenen Glücks bei der Liebesgöttin Venus überdrüssig; er verlässt den Venusberg und findet sich in einem Tal nahe der Wartburg wieder.
2. Landgraf Hermann und die Minnesänger entdecken Tannhäuser und nehmen den lange vermissten Sänger erneut in ihren Kreis auf.
3. Bang erwartet Elisabeth, des Landgrafen Nichte, die Rückkehr Tannhäusers (‚Dich, teure Halle, grüss‘ ich wieder‘); beide versichern sich erneut ihrer gemeinsamen Liebe.
4. Thema des Sängerstreits ist die Liebe; in der Hitze des Gefechts lässt sich Tannhäuser dazu hinreißen, den Venusberg zu preisen.
5. Landgraf und Hofgesellschaft verfluchen Tannhäuser, nur Elisabeth wirft sich schützend vor ihn; Tannhäuser gelobt, Buße zu tun und nach Rom zu wallfahren.
6. Der Papst erklärt Tannhäuser der Vergebung für unwürdig; in der Nähe der Wartburg sucht Elisabeth ihn vergeblich unter den aus Rom zurückkehrenden Pilgern.
7. Wieder allein, bittet Elisabeth um ihren Tod (‚Allmächt’ge Jungfrau, hör‘ mein Flehen‘); auch Wolfram ist von Todesahnung erfüllt (‚O du, mein holder Abendstern‘).
8. Tannhäuser erscheint; er berichtet Wolfram, was ihm in Rom widerfuhr (‚Inbrunst im Herzen‘) und sucht verzweifelt den Weg zurück in den Venusberg.
9. Venus erscheint und lockt Tannhäuser zu sich; erst als Wolfram Elisabeths Namen ruft, hält Tannhäuser wie vom Blitz getroffen inne.
10. In einem Trauerzug wird Elisabeths Sarg vorbeigetragen; Tannhäuser sinkt an der Leiche nieder und stirbt.“ 5)
Ein überholtes Frauenbild?
Über Wagners Frauenfiguren in seinen Opern wird unterschiedlich geurteilt. Johannes Bruggaier schrieb dazu am 24.7.2018 im Südkurier unter der Überschrift: „Wagner bei den Bayreuther Festspielen: Für Frauen von heute nur schwer erträglich?“ 6) und zitierte u. a. die Sopranistin Anja Harteros, die meinte, Wagners Frauenbild sie „teilweise völlig überholt“. Im „Tannhäuser“, so Johannes Bruggaier: „bittet Elisabeth selbstlos um ihren Tod, nur damit der sündhafte Geliebte bei Gott Vergebung findet. (…). Wagners Frauen: Wohin man auch blickt, zeigen sie sich stets opferbereit, Männer anhimmelnd. Man muss schon ein Wagner-Versteher wie der Opernsänger René Kollo sein, um darin auf Anhieb feministische Züge zu finden. Wagner, so lässt sich seinem Buch ‚… dem Vogel, der heut sang …‘ entnehmen, habe Frauen als Erlösergestalten gesehen. Der Gedanke wurzele in einem christlichen Weltbild. Der Retter der Welt kann als solcher erst wirken, wenn ihn eine Frau zuvor geboren hat. So gesehen ist die Jungfrau Maria die wahre Erlöserin. Und indem Wagner Frauen grundsätzlich als selbstlose Wesen skizziert, setzt er ihrem Erlöserstatus auch noch ein Denkmal. Richard Wagner: Für Kollo ist er ‚einer der größten Humanisten, der sich eingesetzt hat für die Rechte der Frauen‘. (…).“ 6)
Und weiter schreibt Johannes Bruggaier in seinem Artikel: „Schlüssiger erscheint eine in jüngster Zeit vermehrt vorgebrachte Deutung: Auch wenn Wagners Frauen stets damit beschäftigt sind, irgendwelche Männer zu erlösen, so sind sie darin doch wenigstens deren wichtigste Verbündete. (…) Überhaupt sind es in Wagners Opern bemerkenswert oft Frauen, die eine Handlung entscheidend voranbringen. Und noch eine Theorie ist geeignet den vermeintlichen Frauenverächter als Vorkämpfer der Emanzipation darstellen zu lassen. Die Musikwissenschaftlerin Kordula Knaus verweist auf den gesellschaftlichen Status einer Opernsängerin im 19. Jahrhundert. Als im darstellenden Gewerbe tätige Frau war sie skandalumwittert und stand jenseits der bürgerlichen Norm. Schon allein, indem Wagner seine Interpretinnen darstellerische wie auch stimmliche Extreme abverlangte, wirkte er an einem modernen Frauenbild mit. (…).“ 6)
Auch Uschi Loigge ging 2019 anlässlich der Tannhäuser-Premiere im Stadttheater Klagenfurt in einem Interview mit dem Regisseur David Bobée„auf Wagners Frauenrollen im Tannhäuser ein. Dazu äußerte David Bobée: „Man ist es gewohnt, dieses Werk im Gegensatz der beiden Frauenfiguren zu lesen. Allerdings ist das die Perspektive Wagners, also die Perspektive eines Mannes des 19. Jahrhunderts. Als Künstler des 21. Jahrhunderts ist es gewissermaßen meine Verpflichtung, dieses Frauenbild zu hinterfragen und feministisch zu agieren. Venus und Elisabeth stehen in einer langen Reihe von Frauenfiguren, die im Lauf der Jahrhunderte von Männern konzipiert worden sind. Männerfressende, übersexualisierte Frauen wie Venus sind ja völlig irreal. Auch vom Gegenbild der geheiligten durchgeistigten Frau, die sich für den Mann opfert, muss man sich distanzieren. (…)
Ich möchte die Komplexität hinter diesen Figuren aufdecken, die Venus entsexualisieren, sie vermenschlichen und verteidigen; aber auch den menschlichen, schattenhaften Anteil in Elisabeth finden. Die ist ja nicht nur eine Lichtgestalt, sondern eine Frau, die einen Liebesmangel durch übermäßige Religiosität kompensiert. Mit meiner künstlerischen Mitarbeiterin Corinne Meyniel haben wir diskutiert, dass der eigentliche Konflikt ja nicht zwischen Venus und Elisabeth stattfindet, sondern zwischen Elisabeth und der Jungfrau Maria. Im Verlauf des Werkes wird eine Göttin durch die andere ersetzt, wie auch Religionen einander jagen und ersetzen. (…).“ 7)