Margaretha-Rothe-Weg
Niendorf, seit 1982, benannt nach Margaretha Rothe (13.6.1919 Hamburg – 15.4.1945 Leipzig), Gegnerin des Nationalsozialismus. Studentin der Medizin. Motivgruppe: Opfer des Nationalsozialismus
Stolpersteine vor dem Wohnhaus Heidberg 64 und vor dem Hauptgebäude der Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1; Erinnerungsstein für Margaretha Rothe im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof; 1988 wurde eine Schule nach Margaretha Rothe benannt: Margaretha-Rothe-Gymnasium. Seit 1987 heißt ein Gebäude auf dem Gelände des Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) Rothe-Geussenhainer-Haus; Mahnmal: Tisch mit 12 Stühlen, siehe dazu bei Georg-Appel-Straße.
Siehe auch: Elisabeth-Lange-Straße, Erna-Stahl-Ring, Geschwister-Scholl-Straße, Margarethe-Mrosek-Bogen.
Siehe auch: Felix-Jud-Ring, Bergedorf/Allermöhe (1995): Felix Jud (1899-1985), Buchhändler, Widerstandskämpfer.
Siehe auch: Kurt-Ledien-Weg, Niendorf (1982): Dr. Kurt Ledien (1893-1945), Richter, Mitglied des Hamburger Zweiges der Weißen Rose.
Siehe auch: Leipeltstraße, Wilhelmsburg (1964): Hans Leipelt (1921-1945), Student, Mitglied des nach der Zeit des Nationalsozialismus bezeichneten Hamburger Zweigs der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.
Siehe auch: Reinhold-Meyer-Straße, Niendorf (1982): Reinhold Meyer (1920-1944), Student, Juniorchef der Evangelischen Buchhandlung des Rauhen Hauses am Jungfernstieg 50, Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Margaretha Rothe war Lichtwarkschülerin, später Medizinstudentin an der Universität Hamburg. In der Zeit des Nationalsozialismus traf sie sich mit anderen ehemaligen LichtwarkschülerInnen bei der bis zu ihrer Versetzung 1935 an der Lichtwarkschule tätig gewesenen Lehrerin Erna Stahl (siehe: Erna-Stahl-Ring), wo sie politische Themen diskutierten und die von den Nationalsozialisten verbotene Literatur und Malerei kennenlernten.
Margaretha Rothe schloss sich dem antifaschistischen Kreis ihres Schulkameraden Heinz Kucharski an. Zusammen mit ihm verbreitete sie auf Flugblättern die Sendezeiten und die Wellenlänge des „Deutschen Freiheitssenders“. Durch ihr Studium lernte sie auch den Ordinarius für Kinderheilkunde, Prof. Rudolf Degkwitz, kennen, der ihre antinazistische Haltung teilte und sie darin bestärkte. 1941/42 erweiterte sich der Freundeskreis, zu ihm stieß auch der Chemiestudent Hans Leipelt (siehe: Leipeltstraße). Margaretha Rothe war durch Heinz Kucharski mit Reinhold Meyer (siehe: Reinhold-Meyer-Straße), dem Juniorchef der am Jungfernstieg 50 gelegenen Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses Jos. P. Meyer“, bekannt geworden. (Die Buchhandlung wurde von Reinhold Meyers Schwester Anneliese Tuchel bis zu deren Tod im Jahre 2000 unter dem Namen „Buchhandlung Anneliese Tuchel“ geführt.) Reinhold Meyer, der gleichzeitig auch Germanistikstudent war, befreudete sich mit Margaretha Rothe. Sie trafen sich nachts mit Heinz Kucharski und dem Medizinstudenten Albert Suhr im Keller der Buchhandlung, um, wie Anneliese Tuchel schreibt, „die verbotene Literatur zu lesen und zu diskutieren. Wir ahnten, daß Reinhold etwas Gefährliches tat, aber keiner fragte danach. Denn sein Freundeskreis setzte sich ja zusammen aus Leuten, von denen wir wußten, das sind alles Nazigegner. Es verband diese ganze Gruppe vor allem der Zorn gegen die geistige Unfreiheit. Das Wort ,Widerstandskämpfer‘ ist hier sicher nicht angebracht, das ist besetzt durch Leute wie Stauffenberg. Diese jungen Menschen haben gekämpft für die Freiheit des Geistes, indem sie Texte abschrieben, verbreiteten und auch über die Zeit nach dem ,Dritten Reich‘ diskutierten. (...) Der Freundeskreis begann nach der Hinrichtung der Scholls aktiv zu werden“. 1)
Traute Lawrenz, Medizinstudentin und Freundin von Margaretha Rothe, und Hans Leipelt „brachten zumindest das letzte Flugblatt der Weißen Rose nach Hamburg. Das wurde gemeinsam gelesen und solche Texte wie von Erich Kästner: ,Ihr und die Dummheit zieht in Viererreihen in die Kasernen der Vergangenheit.‘ Die wurden abgeschrieben mit der Maschine und weiterverteilt. (...) Sie haben ein Netz gesponnen. Und davor hatte die Gestapo am meisten Angst. (...) Leider ließ man ihnen nicht viel Zeit. Ihre Treffen flogen auf durch Verrat,“ so Anneliese Tuchel 1).
Am 9. November 1943 wurden Margaretha Rothe, Heinz Kucharski und Marie Leipelt verhaftet. Im November 1944 wurde Margaretha Rothe aus dem Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel über Berlin nach Cottbus transportiert. Seit dem 10. Februar 1945 befand sie sich im Frauengefängnis Leipzig-Kleinmeusdorf. Als sie dort ankam, war sie bereits schwer erkrankt und wurde deshalb am 18. Februar 1945 ins Gefängnislazarett und von dort am 6. März 1945 ins Städtische Krankenhaus St. Jacob gebracht. Dort starb sie am 15. April 1945 an den Folgen einer Lungentuberkulose. Zur Todesursache schrieb ihre Schwester Ingeborg Staudacher-Rothe am 13. Juni 1989 in ihrem „In memoriam“ (befindlich im Staatsarchiv Hamburg). Sie starb „an den Krankheiten, die sie sich während der Haft zugezogen hatte und für die sie zum Teil von klein auf eine Disposition zeigte. Gretha verbrachte die letzten 5 Wochen ihres kurzen Lebens als Privatpatientin in dem o. g. Krankenhaus bei optimaler Pflege und erfuhr hier große menschliche Zuwendung seitens des Personals und einer Mitpatientin. Alle anderen Darstellungen ihres Todes und Sterbeortes, wie sie erst kürzlich noch trotz vorherigen Hinweises auf die Unrichtigkeit publiziert wurden, entsprechen nicht der Wahrheit.“ Margaretha Rothe selbst schrieb am 9. März 1945 aus dem Städtischen Krankenhaus St. Jacob: „Ich liege als Privatperson!!!!! Abteilung BG. Kein Brief geht durch die Zensur, solange ich hier bin! Ohne Alarme wäre es ein Paradies! Warum muß es nur so weit von Hamburg entfernt sein?!“ 2)
Der Freundeskreis um Margaretha Rothe, Reinhold Meyer, Heinz Kucharski etc. wurde nach dem Krieg „Hamburger Zweig der Weißen Rose“ benannt.