Abendrothsweg
Hoheluft-Ost (1864): Dr. August Abendroth (6.10.1796 Hamburg -19.3.1867 Hamburg), Unternehmer, Mäzen, Bodenspekulant, beteiligt an der Aufschließung der Uhlenhorst; Mitbesitzer der Uhlenhorst.
Siehe auch: Theresienstieg und Auguststraße
Siehe auch: Hübbesweg
Siehe auch: Waisenstieg
Siehe auch: Waldherrenallee
Siehe auch: Karlstraße
Siehe auch: Rupertistraße

Abendroths Landsitz grenzte damals an die Straße, die nach ihm benannt wurde. Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die ländliche Umgebung vor den Toren der Hansestadt rasch besiedelt wurde, war es üblich, dass Grundstückseigentümer neue Straßen, die über ihren Grundbesitz verliefen, selbst einen Namen geben durften. Infolge dieser Praxis wurde es Mode, solche Straßen nach sich selbst oder den Angehörigen zu benennen.

August Abendroth war der Sohn des Bürgermeisters Amandus Augustus Abendroth (16.10.1767 Hamburg – 17.12.1842) und seiner Frau Johanna Magdalena von Reck (28.12.1773 Venedig – 14.10.1854 Hamburg). Seine Eltern hatten am 6.10.1792 in Venedig geheiratet. Johanna Magdalena von Reck, verheiratete Abendroth schrieb kurz vor ihrem 70sten Lebensjahr eine Familienchronik, damit die verstorbenen Familienmitglieder in Erinnerung behalten werden. Denn - wie sie schreibt: „Es war mir so empfindlich bei meinem guten Mann sein Begräbniss, dass Keiner wusste, wie seine Mutter geheissen hat; (…).“ 1)
Über ihre Heirat mit Amandus Augustus Abendroth äußerte sie: „Ich hatte immer gesagt: ich wollte keinen Mann heirathen, der rauchte und schnupfte; dies that er nicht, und so dachte ich, dass dies der Mann wäre, der für mich bestimmt wäre.“ 2)
14 Monate nach der Hochzeit, im Dezember 1793, wurde Johanna Magdalena von einem Mädchen entbunden. Nach der Geburt eines weiteren Mädchens kam endlich der ersehnte Junge August zur Welt, worüber, so Johanna Magdalena, sich besonders ihr Mann und ihre Stiefmutter freuten. Es folgten dann noch vier weitere Söhne und zwei Töchter, insgesamt neun Kinder. Das letzte Kind gebar Johanna Magdalena im Alter von 37 Jahren.
Ihr ältester Sohn August Abendroth, nach dem der Abendrothsweg benannt ist, promovierte zum Dr. jur. und heiratete 1823 standesgemäß Conradine Therese, geb. Sievert (14.12.1805 Hamburg -25.10.1874 Hamburg), Tochter des Präses der Handelskammer Hamburg. Das Paar hatte sechs Töchter, geboren: 1824, 1825, 1827, 1830, 1833, 1837. Drei Töchter starben vor der Mutter.

„Durch die Mitgift seiner Frau wurde es [August Abendroth] ermöglicht, den Beruf aufzugeben und sich fortan unternehmerisch zu betätigen. (…) Schon früh beschäftigte sich Abendroth (…) mit Landerschließung und Bodenspekulation.“ 3) Als im April 1837 ein großes brachliegendes Gelände am östlichen Alsterufer, die Uhlenhorst (heutiger Stadtteil Uhlenhorst) an den Meistbietenden versteigert wurde, erhielt August Abenroth den Zuschlag. Er kaufte „gemeinsam mit Carl Heine [siehe: Karlstraße] und Adolph Jencquel die Uhlenhorst, (…)“ 3) und hatte damit langfristig ein lukratives Geschäft gemacht. Zunächst ließ er den dortigen landwirtschaftlichen Betrieb: „weiterführen. Zugleich aber geht er daran, das Gelände baureif zu machen, d. h. durch Gräben zu entwässern und aufzuschütten. Auch dem Straßenbau widmet er vordringliche Arbeiten. Der neue Besitzer der Uhlenhorst hat die Absicht, Parzellen dieses Landes an Hamburger Bürger zu verkaufen. Der Verkauf wird aber sehr erschwert durch eine Anzahl einschränkender Bestimmungen (…). Abendroth kämpft für die Befreiung von diesen (…) Einschränkungen. Seit 1845 macht er eine Eingabe nach der anderen an den Senat (…). Endlich, im Jahre 1854, macht ein Federstrich jene Klauseln ungültig, mit denen sich die früheren Uhlenhorster jahrzehntelang herumgeschlagen haben: Dr. Hübbe [Heinrich Hübbe, Wasserbaudirektor, siehe: Hübbeweg] entscheidet: ‚Ich halte es im öffentlichen Interesse für dringend notwendig, daß solchen, aus früherer Zeit stammenden Zuständen, (…) ein Ende gemacht wird.‘ Das Verbot des Deichens und die Aufstauung der Außenalster hatte noch bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts eine militärische Bedeutung gehabt: Die Stadt wurde so gegen Belagerung und Bestürmung von Norden her gesichert. Die Notwendigkeit bestand nun nicht mehr.“ 4)
Nachdem Abendroth ein Jahr nach dem Kauf der Uhlenhorst „Mitglied der Hamburger Baudeputation geworden war, wurde er wegen der Verquickung von privaten und öffentlichen Interessen jahrelang angegriffen. In Zeitungsartikeln warf man ihm Gewinnsucht und einen ‚patriotischen Heiligenschein‘ vor.“ 3) Die Hamburg-Chronistin Henny Wiepking hingegen verteidigt August Abendroth: „Man hat Abendroth den Vorwurf gemacht, er sei ein Grundstücks-Spekulant gewesen. Man vergißt bei diesem Vorwurf, welch enorme Risiken er mit dem Erwerb der Uhlenhorst im Jahre 1837 übernommen hatte und welcher Courage es bedurfte, sich für ein solches Objekt einzusetzen. Monatelang in jedem Jahr war das tiefgelegene Weideland der Uhlenhorst überschwemmt; es als Bauland zu benutzen, war ohne große Investitionen an Geld und Arbeit ganz ausgeschlossen. Weder durch diese Umstände noch durch die Schwierigkeiten, die man ihm allenthalben machte, hat Dr. Abendroth sich daran hindern lassen, an die Uhlenhorst und ihre Zukunft zu glauben. Er war 41 Jahre alt zum Zeitpunkt der Übernahme und voller Vitalität. Die Förderung des Gemeinwohls schien ihm ein Lebensbedürfnis zu sein. Wo er in gemeinnützigem Interesse etwas tun konnte, gab er fröhlich und mit offener Hand. Die Badeanstalt am Schweinemarkt, die Kunsthalle, die Patriotische Gesellschaft, die Warteschulen, die christlichen Gesellenherbergen, der Gustav-Adolf-Verein, der Verein für entlassene Sträflinge, die Mägdeherberge, der Tierschutzverein, ein Verein für Innere Mission, das Armenhaus in Ritzebüttel und das Kinderhospital in St. Georg wissen davon zu berichten.
1842. Die Innenstadt ist ein Flammenmeer, Abendroths Haus am Jungfernstieg verwandelt sich in ein Hilfsbüro. Für die Uhlenhorst aber wird die Zeit nach dem Großen Brand der Beginn der Zukunft. Der Mühlenbetrieb der Städtischen Ober- und Untermühle wird eingestellt. Das Anstauen der Alster ist nicht mehr nötig. Der Alsterspiegel wird gesetzlich auf 13 Fuß über NN festgelegt, die Uhlenhorst künftig nicht überschwemmt werden. (…) Kanäle werden gezogen, um das Land zu entwässern, sieben Brücken gebaut, die Heidehügel abgetragen. (…) das Moorloch verwandelt sich in den Feenteich. [siehe: Am Feenteich] (…) Als er [Abendroth] im Februar 1845 sich an den Staat wendet, er möge die Einrichtung einer Fähre für Personen, Wagen und Vieh genehmigen, findet man dort (…) eine Menge Einwendungen (…). Es scheint, als sei der Senat böse gewesen darüber, die Uhlenhorst so billig verkauft zu haben. Eine Akte vom 26.11.1845 verhüllt kaum das Bedauern des Rates: ‚Hätte man den Besitz parzellenweise verkaufen wollen, würde der Kaufpreis leicht das Doppelte des bezahlten überstiegen haben.‘
Nun, genau das hat Dr. Abendroth getan. Er parzellierte das Gebiet – und im Sommer 1859 kann er sagen: ‚Hundert Parzellen sind auf der Uhlenhorst fest verkauft, für die nächsten hundert schweben Verhandlungen, und noch im Laufe dieses Jahres gedenke ich die Zahl auf 300 zu steigern.‘ (…) In knapp zwei Jahren, von 1858 bis 1860 wurden allein an der Straße ‚Schöne Aussicht‘ für 400.000 Mark Banco Parzellen verkauft.“ 5)
Dr. August Abendroth unterstützte Karl Sievekings (siehe unter: Sievekingsallee) Kolonisationspläne und war Mitglied des von Karl Sieveking gegründeten provisorischem Komitees einer Colonisationsgesellschaft.