Geschwister-Witonski-Straße
Schnelsen, seit 1993, benannt nach Eleonora Witonska (5 Jahre alt) und Roman Witonski (7 Jahre alt), Opfer des Nationalsozialismus. In der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 im Keller der Hamburger Schule am Bullenhuser Damm ermordet
Siehe auch: Jacqueline-Morgenstern-Weg, Lelka-Birnbaum-Weg, Mania-Altmann-Weg, Riwka-Herszberg-Stieg, Wassermannpark, Zylberbergstieg, Zylberbergstraße.
Siehe auch: Brüder-Hornemann-Straße, Schnelsen (1993): Alexander und Eduard Hornemann, acht und zwölf Jahre alt, niederländische Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Eduard-Reichenbaum-Weg, Schnelsen (1993): Eduard Reichenbaum (1934-1945), zehnjähriges polnisches Kind, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Georges-André-Kohn-Straße, Schnelsen (1992), zwölfjähriges Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Jungliebstraße, Schnelsen (1995), zwölfjähriger Jugoslawe, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Marek-James-Straße, Schnelsen (1995): Marek James, sechs Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Marek-Steinbaum-Weg, Schnelsen (1993): Marek Steinbaum, zehn Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Roman-Zeller-Platz, Schnelsen (1995): Roman Zeller, zwölfjähriger Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Sergio-de-Simone-Stieg, Schnelsen (1993): sieben Jahre alter Italiener. Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Günther-Schwarberg-Weg, Schnelsen (2013): Günther Schwarberg (1926-2008), Autor, Journalist, recherchierte und schrieb über das Schicksal der 20 jüdischen Kinder, die am 20.4.1945 in der Schule Bullenhuser Damm ermordet wurden,
Eleonora und ihr Bruder Roman waren die Kinder des Kinderarztes Dr. Seweryn Witonski aus der polnischen Industriestadt Radom. „Nach der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht wurden die Witonskis am 21. März 1943 gemeinsam mit anderen Juden zum Erschießen auf den Friedhof des Nachbarortes Szydlowiec gebracht. Die Mutter, Rucza Witonska, konnte sich und ihre beiden Kinder Roman und Eleonora hinter Grabsteinen verstecken. Von dort aus sahen sie die Erschießung des Vaters. Als sie entdeckt wurden, war die ‚Aktion‘ bereits beendet. Mutter und Kinder wurden ins Konzentrationslager Auschwitz transportiert. Dort wurden die Kinder von ihr getrennt und mit achtzehn anderen ins KZ Neuengamme gebracht (...).“ 1) Dort führte der SS-Arzt Dr. med. Kurt Heißmeyer an den Geschwistern Witonski und weiteren achtzehn Kindern Impfversuche mit Tuberkulosebazillen durch, mit dem Ziel, nachzuweisen, dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuberkelbazillen in einen bereits erkrankten Körper die Immunität des an TBC Erkrankten erhöhen würde. Diese Methode war allerdings längst als äußerst gefährlich erkannt und verworfen worden. Die Kinder erlitten durch die Impfung starke Schmerzen und gesundheitliche Schäden. Sie bekamen hohes Fieber, wurden bettlägerig, verloren den Appetit. Die durch die injizierten Tuberkulosebazillen angeschwollenen Drüsen wurden operativ entfernt. Die SS war sich der Unmenschlichkeit dieser Experimente durchaus bewusst. Um sie geheim zu halten, wurden die Kinder in einer Geheimaktion in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Diese Schule war am 1. Oktober 1944 zu einem Außenkommando des KZ Neuengamme erklärt und mit elektrisch geladenem Stacheldraht umzäunt worden. 592 Häftlinge wurden hier von sechzehn SS-Männern bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, war die Schule wegen der vier Kilometer vor Hamburg verlaufenden Front bereits geräumt worden. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, ihre beiden französischen Häftlingsärzte, ihre zwei holländischen Häftlingspfleger und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene wurden, nachdem sie Morphiumspritzen bekommen hatten, im Keller der Schule an Schlingen erhängt, die mit Fleischerhaken an der Decke befestigt worden waren.
Die Mutter der Geschwister Witonski überlebte das Lager. Nach ihrer Befreiung vom Nationalsozialismus suchte sie nach ihren beiden Kindern. „Erst 1982 erfuhr sie vom Kindermord am Bullenhuser Damm in Hamburg. (…) Als sie zum ersten Mal in der Hamburger Gedenkstätte war und hörte, in Burgwedel werde eine Straße nach ihren Kindern benannt, sagte sie: ,Ich bin all diesen Menschen so dankbar, daß meine Kinder nicht vergessen sind.‘“ 1)
Zu verdanken ist diese Gedenkstätte dem Hamburger Journalisten Günther Schwarberg (siehe: Günther-Schwarberg-Weg). Dieser hatte intensiv nach den Schicksalen der Kinder vom Bullenhuser Damm recherchiert und nach den Angehörigen der Kinder geforscht.