Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Marek-James-Straße

Schnelsen (1995): Marek James, 6 Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.


Siehe auch: Brüder-Hornemann-Straße; Eduard-Reichenbaum-Weg; Georges-Andre-Kohn-Straße; Walter-Jungleib-Straße; Marek-James-Straße; Marek-Steinbaum-Weg; Roman-Zeller-Platz; Sergio-de-Simone-Stieg; Günther-Schwarberg-Weg.
Siehe auch: Geschwister-Witonski-Straße; Jacqueline-Morgenstern-Weg; Lelka-Birnbaum-Weg; Mania-Altmann-Weg; Riwka-Herszberg-Stieg; Wassermannpark; Zylberbergstieg; Zylberbergstraße

Marek James wurde am 17. März 1939 in Polen geboren. Er lebte mit seinen Eltern Adam und Zela in Radom. Nach der Besetzung Radoms musste die Familie bis 1943 im Getto von Radom leben. „Über das Zwangsarbeitslager Pionki bei Radom, das einer Pulverfabrik angeschlossen war, wurden alle drei im Sommer 1944 in das KZ Auschwitz deportiert.“1)

Marek James’ Vater Adam wurde in die Außenlager Glöwen und Rathenow des KZ Sachsenhausen deportiert. Marek wurde im Herbst 1944 im KZ Auschwitz von seiner Mutter Zela getrennt: Sie kam im November 1944 in ein Außenlager des KZ Groß-Rosen in St. Georgenthal in Böhmen. „Marek James wurde am 28. November 1944 in das KZ Neuengamme gebracht und am 20. April 1945 hier am Bullenhuser Damm ermordet.“2)

Im KZ Neuengamme führte der SS-Arzt Dr. med. Kurt Heißmeyer an Marek James und weiteren 19 Kindern Impfversuche mit Tuberkulosebazillen durch, mit dem Ziel, nachzuweisen, dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuberkelbazillen in einen bereits erkrankten Körper die Immunität des an TBC Erkrankten erhöhen würde. Diese Methode war längst als äußerst gefährlich erkannt und verworfen worden. Die Kinder erlitten durch die Impfung starke Schmerzen und gesundheitliche Schäden. Sie bekamen hohes Fieber, wurden bettlägerig, verloren den Appetit. Die durch die injizierten Tuberkulosebazillen angeschwollenen Lymphdrüsen wurden operativ entfernt. Die SS war sich der Unmenschlichkeit dieser Experimente durchaus bewusst. Um sie geheim zu halten, wurden die Kinder in einer Geheimaktion in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Diese Schule war am 1. Oktober 1944 zu einem Außenkommando des KZ Neuengamme erklärt und mit elektrisch geladenem Stacheldraht umzäunt worden. 592 Häftlinge wurden hier von sechszehn SS-Männern bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, war die Schule wegen der vier Kilometer von Hamburg verlaufenden Front bereits geräumt. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, ihre beiden französischen Häftlingsärzte, ihre zwei holländischen Häftlingspfleger und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene wurden, nachdem sie Morphiumspritzen bekommen hatten, im Keller der Schule an Schlingen erhängt, die an an der Decke befestigten Fleischerhaken hingen.

Marek James’ Eltern überlebten die Verfolgung. Nach Kriegsende zogen sie nach Süddeutschland, wo sie 1947 einen weiteren Sohn bekamen, den sie ebenfalls Marek nannten. 1949 emigrierte die Familie in die USA.

„Rose Grumelin- Witonska erkannte Marek James und andere Kinder aus Radom auf Fotos, die der Journalist Günther Schwarberg [siehe: Günther-Schwarberg-Weg] ihr zeigte. es waren die Fotos, die Dr. Kurt Heißmeyer bei seinen medizinischen Versuchen anfertigen ließ. 1993 versuchte Günther Schwarberg, auch Kontakt zu Zela James aufzunehmen, doch konnte sie sich nicht entschließen, darauf einzugehen. im Jahr 2010 nahm Marek James’ Bruder Mark James erstmals Kontakt zur Vereinigung ‚Kinder vom Bullenhuser Damm e. V.‘ auf.“ 3)