Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Mania-Altmann-Weg

Schnelsen, seit 1992, benannt nach Mania Altmann, fünf Jahre alte Polin aus Radom. Opfer des Nationalsozialismus. Kindermord in der Schule am Bullenhuser Damm


Siehe auch: Geschwister-Witonski-Straße, Jacqueline-Morgenstern-Weg, Lelka-Birnbaum-Weg, Riwka-Herszberg-Stieg, Wassermannpark, Zylberbergstieg, Zylberbergstraße.
Siehe auch: Brüder-Hornemann-Straße, Schnelsen (1993): Alexander und Eduard Hornemann, acht und zwölf Jahre alt, niederländische Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Eduard-Reichenbaum-Weg, Schnelsen (1993): Eduard Reichenbaum (1934-1945), zehnjähriges polnisches Kind, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Georges-Andre-Kohn-Straße, Schnelsen (1992), zwölfjähriges Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Jungliebstraße, Schnelsen (1995), zwölfjähriger Jugoslawe, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Marek-James-Straße, Schnelsen (1995): Marek James, sechs Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Marek-Steinbaum-Weg, Schnelsen (1993): Marek Steinbaum, zehn Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Roman-Zeller-Platz, Schnelsen (1995): Roman Zeller, zwölfjähriger Pole, Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Sergio-de-Simone-Stieg, Schnelsen (1993): Sergio-de-Simone, sieben Jahre alter Italiener. Opfer des Nationalsozialismus.
Siehe auch: Günther-Schwarberg-Weg, Schnelsen (2013): Günther Schwarberg (1926-2008), Autor, Journalist, recherchierte und schrieb über das Schicksal der 20 jüdischen Kinder, die am 20.4.1945 in der Schule Bullenhuser Damm ermordet wurden.

„Mania Altman wurde am 7. April 1938 als Tochter des Schuhmachers Shir Altman und seiner Frau Pola in Radom in Polen geboren. (…). Im Frühjahr 1941 errichteten die deutschen Besatzer in Radom ein Getto, in dem die jüdische Bevölkerung leben musste. Die Familie Altman wurde von dort über das Zwangsarbeitslager Pionki bei Radom, das einer Pulverfabrik angeschlossen war, im Sommer 1944 in das KZ Auschwitz deportiert. Manias Vater wurde in das KZ Mauthausen gebracht und dort in den letzten Kriegswochen ermordet. Pola Altman wurde im KZ Auschwitz von Mania getrennt und im Oktober 1944 in ein Außenlager des KZ Groß-Rosen deportiert.“ 1)

Mania Altmann gehörte zu den 20 jüdischen Kindern, die im KZ Auschwitz von dem SS-Arzt Josef Mengele für medizinische Experimente ausgewählt und 1944 in das Konzentrationslager Neuengamme gebracht wurden.

Hier führte der SS-Arzt Dr. med. Kurt Heißmeyer im KZ Neuengamme an Roman Zeller und weiteren 19 Kindern Impfversuche mit Tuberkulosebazillen durch, mit dem Ziel, nachzuweisen, dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuberkelbazillen in einen bereits erkrankten Körper die Immunität des an TBC Erkrankten erhöhen würde. Diese Methode war längst als äußerst gefährlich erkannt und verworfen worden. Die Kinder erlitten durch die Impfung starke Schmerzen und gesundheitliche Schäden. Sie bekamen hohes Fieber, wurden bettlägerig, verloren den Appetit. Die durch die injizierten Tuberkulosebazillen angeschwollenen Lymphdrüsen wurden operativ entfernt. Die SS war sich der Unmenschlichkeit dieser Experimente durchaus bewusst. Um sie geheim zu halten, wurden die Kinder in einer Geheimaktion in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Diese Schule war am 1. Oktober 1944 zu einem Außenkommando des KZ Neuengamme erklärt und mit elektrisch geladenem Stacheldraht umzäunt worden. 592 Häftlinge wurden hier von sechszehn SS-Männern bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, war die Schule wegen der vier Kilometer von Hamburg verlaufenden Front bereits geräumt. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, ihre beiden französischen Häftlingsärzte, ihre zwei holländischen Häftlingspfleger und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene wurden, nachdem sie Morphiumspritzen bekommen hatten, am 20. April 1945 im Keller der Schule an Schlingen erhängt, die an an der Decke befestigten Fleischerhaken hingen.

Die Mutter überlebte das Lager. Sie emigrierte 1951 zu ihrem Schwager in die USA. und starb 1971 in Chicago. Sie hat nie erfahren, was mit Mania geschah, nachdem man ihr das Kind in Auschwitz weggenommen hatte.

„Manias Onkel Chaim Altman, der in New York lebte, erfuhr 1982 durch einen Artikel von Marc Grumelin, dem Bruder von Eleonora und Roman Witoński, in der Zeitung „Voice of Radom“ vom Kindermord am Bullenhuser Damm und dem Schicksal seiner Nichte.“2)