Brüder-Hornemann-Straße
Schnelsen (1993): Alexander und Eduard Hornemann, 8 und 12 Jahre alt, niederländische Opfer des Nationalsozialismus
Siehe auch: Eduard-Reichenbaum-Weg
Siehe auch: Georges-Andre-Kohn-Straße
Siehe auch: Walter-Jungleib-Straße
Siehe auch: Marek-James-Straße
Siehe auch: Marek-Steinbaum-Weg
Siehe auch: Roman-Zeller-Platz
Siehe auch: Sergio-de-Simone-Stieg
Siehe auch: Günther-Schwarberg-Weg
Siehe auch: Geschwister-Witonski-Straße
Siehe auch: Jacqueline-Morgenstern-Weg
Siehe auch: Lelka-Birnbaum-Weg
Siehe auch: Mania-Altmann-Weg
Siehe auch: Riwka-Herszberg-Stieg
Siehe auch: Wassermannpark
Siehe auch: Zylberbergstieg
Siehe auch: Zylberbergstraße
Die Brüder Hornemann gehörten zu den zwanzig fünf bis zwölf Jahre alten jüdischen Kindern aus fünf Nationen, die in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 im Keller der Schule Bullenhuser Damm von Angehörigen der SS erhängt wurden.
Zuvor hatte der SS-Arzt Dr. med. Kurt Heißmeyer im KZ Neuengamme an den Brüdern Hornemann und weiteren 19 Kindern Impfversuche mit Tuberkulosebazillen durchgeführt, mit dem Ziel, nachzuweisen, dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuberkelbazillen in einen bereits erkrankten Körper die Immunität des an TBC Erkrankten erhöhen würde. Diese Methode war längst als äußerst gefährlich erkannt und verworfen worden. Die Kinder erlitten durch die Impfung starke Schmerzen und gesundheitliche Schäden. Sie bekamen hohes Fieber, wurden bettlägerig, verloren den Appetit. Die durch die injizierten Tuberkulosebazillen angeschwollenen Lymphdrüsen wurden operativ entfernt. Die SS war sich der Unmenschlichkeit dieser Experimente durchaus bewusst. Um sie geheim zu halten, wurden die Kinder in einer Geheimaktion in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Diese Schule war am 1. Oktober 1944 zu einem Außenkommando des KZ Neuengamme erklärt und mit elektrisch geladenem Stacheldraht umzäunt worden. 592 Häftlinge wurden hier von sechszehn SS-Männern bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, war die Schule wegen der vier Kilometer von Hamburg verlaufenden Front bereits geräumt. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, ihre beiden französischen Häftlingsärzte, ihre zwei holländischen Häftlingspfleger und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene wurden, nachdem sie Morphiumspritzen bekommen hatten, im Keller der Schule an Schlingen erhängt, die an an der Decke befestigten Fleischerhaken hingen.
Eduard, der ältere der beiden Brüder Hornemann, wurde am 1. Januar 1933 geboren und von seiner Familie „Edo“ gerufen. Alexander wurde am 31. Mai 1936 geboren, seine Familie nannte ihn „Lexje“. Die Familie lebte in Eindhoven in den Niederlanden.
Der Vater Philip Carel Hornemann arbeitete als leitender Angestellter bei der Firma Philips (siehe: Philipsstraße). Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht 1940 wurde er Ende 1941 mit 100 jüdischen Kollegen in einer Sonderabteilung der Firma zusammengefasst.
Während des Zweiten Weltkrieges standen die niederländischen Werke als so genanntes „Feindvermögen“ unter deutscher Zwangsverwaltung. Das Philips-Stammwerk in Eindhoven produzierte Bauteile und Geräte für die Wehrmacht und wurde daher während des Krieges von alliierten Flugzeugen mehrfach angegriffen; dabei wurde die Hauptverwaltung durch Bomben zerstört. In der deutschen Zentrale der 1934 eröffneten Rundfunkgerätefabrik in Aachen endete die dortige Produktion zunächst mit der Evakuierung der Stadt.
Philip Carel Hornemanns Frau Elisabeth versteckte sich mit ihrem Sohn Alexander auf einem Bauernhof, während der Sohn Eduard auf einem anderen Hof untergebracht wurde.
Als 1943 die jüdischen Beschäftigten der Firma Philips in das Konzentrationslager Vught (bekannt auch als KZ Herzogenbusch, eines der drei westlich des Deutschen Reiches angelegten offiziellen deutschen Konzentrationslager) verschleppt wurden, folgte Elisabeth Hornemann ihrem Mann freiwillig mit den beiden Söhnen. Das taten viele Frauen mit ihren Kindern, da sie glaubten, ihre Männer würden bis zum Ende des Krieges dort bleiben. Am 3. Juni 1944 wurde die Familie von Vught in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Elisabeth Hornemann starb im September 1944 an Bauchtyphus. Eduard und Alexander verlegte man in die Kinderbaracke. Der Vater Philip Carel Hornemann wurde kurz vor der Befreiung des KZ Auschwitz in das KZ Dachau gebracht und von dort in das KZ Sachsenhausen. Auf diesem Transport starb er am 21. Februar 1945.
Aus der Familie überlebte Ans van Staveren, die Schwester von Elisabeth Hornemann und Tante von Eduard und Alexander. Sie hatte sich bis zur Befreiung der Niederlande versteckt gehalten. Lange hoffte sie, ihre beiden Neffen würden zurückkommen. Erst 1979 erfuhr sie von dem Schicksal der beiden Jungen. Bis zu ihrem Tod 2008 im Alter von 103 Jahren stand sie in Kontakt mit der Vereinigung „Kinder vom Bullenhuser Damm.“
Text: Cornelia Göksu