Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Marek-Steinbaum-Weg

Schnelsen (1993): Marek Steinbaum, 10 Jahre alter Pole, Opfer des Nationalsozialismus.


Siehe auch: Brüder-Hornemann-Straße; Eduard-Reichenbaum-Weg; Georges-Andre-Kohn-Straße; Walter-Jungleib-Straße; Marek-James-Straße; Marek-Steinbaum-Weg; Roman-Zeller-Platz; Sergio-de-Simone-Stieg; Günther-Schwarberg-Weg.
Siehe auch: Geschwister-Witonski-Straße; Jacqueline-Morgenstern-Weg; Lelka-Birnbaum-Weg; Mania-Altmann-Weg; Riwka-Herszberg-Stieg; Wassermannpark; Zylberbergstieg; Zylberbergstraße

„Marek Steinbaum (oder Szteinbaum) wurde am 26. Mai 1937 geboren. Die Familie besaß eine kleine Lederfabrik in Radom in Polen. Aus dem Getto Radom wurde die Familie Steinbaum über das Zwangsarbeitslager Pionki bei Radom wahrscheinlich Anfang Oktober 1944 in das KZ Auschwitz deportiert.“1) Mareks Vater Rachmil Steinbaum kam von dort in die Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar und Groß-Rosen (Niederschlesien, heute Polen) und in ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof bei Stuttgart. „Mareks Mutter Mania Steinbaum wurde im November 1944 in das Außenlager Georgenthal des KZ Groß-Rosen deportiert. Auch Marek James’ Mutter – Zela James – und die Mutter von Eleonora und Roman Witonski – Rucza Witonska – waren dort inhaftiert. Marek Steinbaum wurde am 28. November 1944 in das KZ Neuengamme gebracht (…).“. 2)

Im KZ Neuengamme führte der SS-Arzt Dr. med. Kurt Heißmeyer an Marek James und weiteren 19 Kindern Impfversuche mit Tuberkulosebazillen durch, mit dem Ziel, nachzuweisen, dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuberkelbazillen in einen bereits erkrankten Körper die Immunität des an TBC Erkrankten erhöhen würde. Diese Methode war längst als äußerst gefährlich erkannt und verworfen worden. Die Kinder erlitten durch die Impfung starke Schmerzen und gesundheitliche Schäden. Sie bekamen hohes Fieber, wurden bettlägerig, verloren den Appetit. Die durch die injizierten Tuberkulosebazillen angeschwollenen Lymphdrüsen wurden operativ entfernt. Die SS war sich der Unmenschlichkeit dieser Experimente durchaus bewusst. Um sie geheim zu halten, wurden die Kinder in einer Geheimaktion in die Schule am Bullenhuser Damm gebracht. Diese Schule war am 1. Oktober 1944 zu einem Außenkommando des KZ Neuengamme erklärt und mit elektrisch geladenem Stacheldraht umzäunt worden. 592 Häftlinge wurden hier von sechszehn SS-Männern bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, war die Schule wegen der vier Kilometer von Hamburg verlaufenden Front bereits geräumt. 20 Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, ihre beiden französischen Häftlingsärzte, ihre zwei holländischen Häftlingspfleger und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene wurden, nachdem sie Morphiumspritzen bekommen hatten, am 20. April 1945 im Keller der Schule an Schlingen erhängt, die an an der Decke befestigten Fleischerhaken hingen.

„Die Eltern Rachmil und Mania Steinbaum überlebten die Konzentrationslager. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten sie einige Jahre in Memmingen in Bayern. 1947 wurde ihre Tochter Lola geboren, 1949 wanderten sie in die USA aus. 1981 versuchte Günther Schwarberg im Rahmen seiner Recherchen, Verbindung zu ihnen aufzunehmen, doch sie wünschten keinen Kontakt. Ihre Tochter Lola erfuhr erst 1993 von Mareks Schicksal. Am 20. April 1999 nahm sie an der Gedenkfeier für die Kinder vom Bullenhuser Damm in Hamburg teil.“ 4)