Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Goetheallee

Altona-Altstadt (1928): Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749 Frankfurt a. M. -22.3.1832 Weimar), Dichter, Freimaurer


Siehe auch: Bettinastieg, Kloppstockstraße, Rahel-Varnhagen-Weg, Schlegelsweg, Schopenhauerweg, Schumannstraße
Siehe auch: Goetheplatz
Siehe auch: Goethestraße
Siehe auch: Jean-Paul-Weg

Früher hieß die Straße Fritz-Reuter-Straße. 1928 wurde sie umbenannt in Goetheallee. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Rechtsanwalt, Dichter, Schriftsteller, Naturwissenschaftler – entdeckte den Zwischenkieferknochen – Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter, 50 Jahre im Staatsdienst als Geheimer Legationsrat und Staatsminister im Dienste des (Groß)Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, unter anderem zuständig für den Wege- und Bergbau, den Wiederaufbau des Weimarer Schlosses, geheime diplomatische Aktionen, die Finanzverwaltung, die Kriegskommission, begleitete seinen Landesherrn in den deutsch-französischen Krieg, organisierte die Katastrophenhilfe bei einer großen Überschwemmung 1784 in Jena, kämpfte gegen Steuerhinterziehung, war ein hoch geehrter Freimaurer.

Goethes dichterisches Werk ist umfassend und unerschöpflich. Bereits die 1774 erschienene Novelle, „Die Leiden des Jungen Werther“, machte ihn berühmt und wurde auch international ein Erfolg. Fortan pilgerte „die Welt“ zu Goethe. Die 1809 erschienenen „Wahlverwandtschaften“ wurden als skandalös angesehen. Theaterstücke wurden aufgeführt und fielen zum Teil durch und waren zum Teil erfolgreich. Den umfassenden Überblick über sein Schaffen bieten die 143 Bänder der Weimarer Ausgabe der Werke Goethes.

Befreundet, bekannt, diskutiert, zusammengearbeitet, mündlich und brieflich ausgetauscht hatte sich Goethe mit vielen Menschen, unter anderen mit: Johann Gottfried Herder (siehe: Herderstraße), Jakob Michael Reinhold Lenz, Johann Heinrich Merck, Johann Christian Kestner, Johann Georg Schlosser, der die Schwester Cornelia heiratet, Johann Kaspar Lavater (siehe: Lavaterweg), Klopstock (siehe: Klopstockstraße), Tischbein (siehe: Tischbeinstraße), Angelika Kaufmann, Wieland (siehe: Wielandstraße), Schiller (siehe: Schillerstraße und Schillerufer), Karl Philipp Moritz, Wilhelm von Humboldt, Fichte (siehe: Fichtestraße), August Wilhelm und Caroline Schlegel (siehe: Schlegelsweg), Alexander von Humboldt (siehe: Humboldtstraße und Humboldtbrücke), Rahel Levin, verheiratete von Varnhagen (siehe: Rahel-Varnhagen-Weg), Hölderlin (siehe: Hölderlinsallee und Hölderlinstraße), Zelter, Schelling (siehe: Schellingstraße), Hegel, Madame de Stael, Napoleon, Sulpiz Boisserée, Kaiserin Maria Ludvica, den Familien Brentano, von Arnim (siehe: Arnimstraße), von La Roche, Felix Mendelssohn-Bartholdy (siehe: Geschwister-Mendelssohn-Stieg), Eckermann (siehe: Eckermannstraße), Lord Byron, Heinrich Heine (siehe: Heinrich-Heine-Straße) und vielen anderen.

Goethe verliebte sich in viele Frauen, von der frühen Liebe als Leipziger Student zu der Wirtstochter Käthchen Schönkopf (1746-1810) bis zur letzten Liebe zu der neunzehnjährigen Ulrike von Levetzow (1804-1899), um deren Hand der 74-Jährige 1823 vergeblich anhielt.

Die einzige konstante, 28 Jahre bestehende Beziehung gelang ihm mit seiner – nach heutigem Sprachgebrauch – Lebensgefährtin Christiane Vulpius (1.6.1765 Weimar - 6.6.1816 Weimar), die er noch ganz unter dem Eindruck der preußisch-französischen Kriegsgeschehnisse und Besetzung Weimars 1806 heiratete. Bis zur Heirat war Christiane in der Weimarer Gesellschaft nicht anerkannt gewesen, kamen Gäste aus Weimar in das Haus Goethe, so war sie vom Essen oder anderen Geselligkeiten ausgeschlossen worden. Die Einstellung der „besseren“ Weimarer Gesellschaft änderte sich nur zögerlich nach der Eheschließung. Voran ging die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer (siehe: Schopenhauerweg), die Mutter des Philosophen Arthur, die Christiane in ihrem Salon empfing und dies mit den Worten kommentierte,1) „ich denke, wenn Göthe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben“. Selbst die abweisende Frau von Stein verkehrte fortan gelegentlich auch mit Christiane 2). Persönliche Kontakte ergaben sich auch zwischen dem Ehepaar von Arnim, insbesondere zwischen Bettine (siehe: Bettinastieg), geborene Brentano und dem Ehepaar Goethe.

Goethe hatte als junger Mann 1772 im Hause von Bettines Großmutter Sophie von La Roche ihre Mutter Maximiliane kennen gelernt und sich prompt in sie verliebt. Maximiliane verlobte sich und heiratete 14 Tage später im Januar 1774 noch nicht achtzehnjährig den wohlhabenden Frankfurter Kaufmann Peter Anton Brentano. Goethe verkehrt, bis der eifersüchtige Ehemann ihn hinauswarf, auch im Frankfurter Haus der Brentanos. Jahre später fand Bettine die Briefe Goethes an ihre Großmutter, die auch von seiner Liebe zu ihrer Mutter handeln, auf dem Dachboden der Sophie von La Roche. Ihre lebenslange Schwärmerei für Goethe begann. Die persönlichen Kontakte endeten durch einen Streit zwischen Christiane und Bettine beim Besuch einer Ausstellung im Spätsommer 1811 Den Gerüchten nach 3) sollen die beiden Damen sich wüst beschimpft haben. Die eine, Bettine, soll die andere, Christiane, als wahnsinnige Blutwurst tituliert haben, Christiane der Bettine die Brille heruntergerissen und zertrampelt haben. Danach war es aus mit den Besuchen der von Arnims bei Goethe, sie erhielten Hausverbot. Erst lange nach dem Tod Christianes kam es noch zu persönlichen Begegnungen zwischen Goethe und Bettine, von Goethe 1826 in einem Brief mit den Worten beschrieben: „Diese leidige Bremse ist mir als Erbstück von meiner guten Mutter schon viele Jahre unbequem“ 4).

Goethe und Christiane bekamen fünf Kinder. Nur der erstgeborene Sohn August überlebte (1789 –1830), alle anderen Kinder kamen tot zur Welt oder starben nach kurzer Zeit. Nur der Sohn August wuchs auf, zunächst als ein Vulpius, wurde er von Goethe 1801 legalisiert und trug fortan den Namen seines Vaters. Mit August‘s Söhnen, den Enkeln Wolfgang und Walther machte Goethe am 26.8.1831 seine letzte mehrtägige Ausfahrt nach Ilmenau. Am 22. März 1832 starb er in seinem Haus am Frauenplan in Weimar.

Text: Beate Backhaus

Johann Wolfgang von Goethe und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „In der Forschung ist von einem zwiespältigen Verhältnis zu Juden und Judentum die Rede. Goethe bediente in seinen Schriften antijüdische Stereotype.“ 5) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung.“ 5)